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Jahrelang stagnierte der Neubau in Deutschland. Jetzt hinkt der Wohnungsbau der großen Nachfrage hinterher.
© dpa

Wohnungsbau: Neue Wohnungen reichen nicht aus

Der Verband GdW kritisiert Tempo und Rahmenbedingungen bei Neubauten. In Ballungsgebieten wird der Wohnraum knapp.

Rund eine Viertel Million neue Wohnungen sind laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr in Deutschland entstanden – doch ist das aus Sicht der Wohnungswirtschaft nicht genug, um die Nachfrage zu decken. Obwohl die Investitionen in den Neubau und in bestehende Wohnungen 2015 stark gestiegen seien, gebe es in der Republik einen „akuten Wohnraummangel“, sagte der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungsunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, am Montag. Derzeit fehlten rund 800000 Einheiten in Deutschland, viele davon im sozialen Wohnungsbau und „bezahlbare Mietwohnungen in Ballungsgebieten“. Die im GdW organisierten Wohnungsfirmen dürften 2016 ihre Investitionen im Neubau um gut 50 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro steigern. Die Bautätigkeit werde aber nur um rund ein Drittel zulegen, sagte Gedaschko und verwies auf steigende Kosten. „Die Unternehmen müssen mehr Geld in die Hand nehmen, um Wohnungen fertigzustellen.“

Der GdW fordert eine Entscheidung zur Sonder-Afa noch vor der Sommerpause

Gedaschko appellierte an die Politik, unter anderem die Bauverfahren zu beschleunigen, die Grunderwerbssteuer in Wachstumsregionen zu senken, sozialen Wohnungsbau stärker zu fördern und den Anstieg der Mietnebenkosten zu begrenzen. Als Beispiel empfahl er einen Blick in die Niederlande, wo es gelungen sei das Baurecht zu „entrümpeln“, so dass Firmen dort schneller und günstiger bauen könnten als in Deutschland. Den Bundestag forderte der GdW-Präsident auf, der geplanten Sonderabschreibung (Afa) für den Bau von Mietwohnungen in dieser Woche zuzustimmen. Es dürfe „keine Hängepartie geben“, weil sonst Investoren ihre Projekte zurückstellten. Für die Bauantragsjahre 2016, 2017 und 2018 ist geplant, dass im ersten und zweiten Jahr jeweils bis zu zehn Prozent der Ausgaben, im dritten Jahr bis zu neun Prozent abgeschrieben werden können.

400000 Wohnungen wären nötig, um den Bedarf zu decken

Der GdW vertritt rund 3000 Unternehmen, die etwa sechs Millionen Wohnungen im Portfolio haben. Die Unternehmen werden in diesem Jahr voraussichtlich 23300 neue Wohnungen fertigstellen, 34 Prozent mehr als 2015. Die Zahl der Baugenehmigungen lag bei 309000. Nach der Prognose des GdW wären aber noch einige Jahre lang jährlich 400000 neue Wohnungen nötig, um den Bedarf vor allem in den Ballungszentren zu decken. Allerdings seien ausgerechnet in Metropolen wie München, Frankfurt am Main, Hamburg, Berlin und Köln 2015 weniger Baugenehmigungen erteilt worden als 2014.

In den Metropolen gibt es kaum Leerstand

Wie hoch die Nachfrage nach Wohnraum indes derzeit in Deutschland ist, zeigt ein Blick auf die Leerstandsquoten beim Wohnungsbestand der GdW im Bundesgebiet: Besonders eng wird es in den Stadtstaaten Hamburg (0,8 Prozent), Bremen (1,0 Prozent), und Berlin (1,6 Prozent). Die meisten freien Wohnungen im GdW-Bestand gibt es den Zahlen zufolge in Sachsen-Anhalt, wo die Leerstandsquote bei 11,3 Prozent liegt.
Gedaschko führt den hohen Wohnraumbedarf im Land vor allem auf vier Gründe zurück. Zum einen lebten die Menschen immer länger in ihren Wohnungen, weil sie durchschnittlich immer älter würden. Mehr Wohnraum werden zum anderen aber auch durch die zunehmende „Singularisierung“ der Gesellschaft benötigt: Viele Bürger haben keine Familie und bewohnen ihr Zuhause alleine. Zudem hätten die relative Prosperität der Wirtschaft sowie die Zuwanderung aus Südost-Europa und die Binnenwanderung im Land zu einer erhöhten Nachfrage an Wohnungen geführt. Immer mehr Menschen zieht es demnach vom Land in die Metropolen und „Schwarmstädte“. So habe sich die Bevölkerung aus den Geburtsjahrgängen 1973 bis 1993 in 30 kreisfreien Großstädten zwischen 2009 und 2013 mehr als verdoppelt. „Wir haben ungesundes Wachstum in vielen Regionen“, sagte Gedaschko mit Blick auf die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung. „Wir können diesen Trend nicht stoppen oder umkehren, sondern allenfalls abmildern.“ Um den Attraktivitätsverlust in ländlichen Gebieten zu verringern, sei eine auf „Schrumpfungsregionen“ konzentrierte Städtebau- und Regionalförderung der Bundesländer erforderlich, forderte der GdW-Präsident.

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