Generationswechsel bei den Autokonzernen: Neue Köpfe an der Spitze von BMW und VW
Generationswechsel in München: Harald Krüger folgt auf Norbert Reithofer. Forschungsvorstand Herbert Diess geht nach Wolfsburg und wird VW-Markenchef.
Auf die Frage, wann der erste deutsche Automobilkonzern von einer Frau geführt werde, antwortete Harald Krüger vor ein paar Jahren im Tagesspiegel-Interview: „Jahrzehnte wird es sicher nicht dauern. Aber ob Frau oder Mann – der oder die Beste sollte an der Spitze stehen.“ Womöglich hielt sich Krüger, 2011 noch Personalvorstand bei BMW, bereits damals für den Besten. Seit Dienstag ist klar: BMW wird auch künftig von einem Mann geführt – von Harald Krüger. Am 13. Mai 2015 folgt er Norbert Reithofer an die Spitze des bayerischen Autokonzerns. Der 58-jährige Reithofer soll Aufsichtsratsvorsitzender werden und Platz machen für den 49-jährigen Krüger, inzwischen Produktionsvorstand. Dies teilte BMW überraschend mit. Reithofers Vertrag lief eigentlich bis 2016, wenn BMW 100-jähriges Jubiläum feiert.
Erwartet worden war, dass BMW und die Großaktionärsfamilie Quandt erst im kommenden Jahr über Führungsfragen entscheiden würden. Man habe einen Generationswechsel eingeleitet, „der die notwendige Kontinuität und Erfahrung im Unternehmen mit der Gestaltungskraft der jüngeren Generation verbindet“, teilte Stefan Quandt, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates, nach der Sitzung des Gremiums mit.
Ein Generationswechsel kündigt sich auch bei Volkswagen an – und BMW wirkt daran ebenfalls mit. Denn Entwicklungsvorstand Herbert Diess (56) wechselt zum Wolfsburger Wettbewerber und wird dort im Oktober 2015 Chef der Kernmarke VW, die bislang in Personalunion von Volkswagen-Chef Martin Winterkorn (67) geführt wird. Für Diess werde der Posten „Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen Pkw“ eingerichtet, teilte VW am Dienstag mit.
VW, Kern des Zwölf-Marken-Konzerns, der 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet, bringt wenig Rendite und soll nach dem Willen Winterkorns und seines Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch (77) einem Sparkurs unterzogen werden. Beide hatten sich dem Vernehmen nach für Diess eingesetzt, der sich – nach außen moderat, intern aber eisern – bei den BMW-Zulieferern den Ruf eines harten Kostendrückers erworben hat.
Ob sich Diess auch als möglicher Nachfolger Winterkorns empfiehlt, der angedeutet hatte, dass er sein Amt 2016 mit dann 69 aufgeben wolle, hängt von vielen Faktoren ab. „Diess betritt enorm vermintes Gelände“, sagte der Duisburger Auto- Experte Ferdinand Dudenhöffer. Weil er beim Personal wenig einsparen könne – der Einfluss des Betriebsrates und der IG Metall sei bei VW zu groß –, müsse er wie schon bei BMW die Zulieferer bearbeiten. Gelinge dies, stünden seine Karrierechancen aber gut.
Doch dies hatte auch schon Wolfgang Bernhard geglaubt, der 2007 nach nicht einmal zwei Jahren an der Spitze der Marke VW von Winterkorn und Piëch demontiert wurde. Inzwischen ist Bernhard Lkw-Chef bei Daimler. Sein Vorgänger, Andreas Rentschler, wechselt im Frühjahr 2015 zu Volkswagen – und auch er gilt als Kronprinz für die Winterkorn-Nachfolge.
Nachteil für Diess: Er tritt erst im Oktober kommenden Jahres an, Winterkorns Vertrag endet 2016. „Da bleibt wenig Zeit, um sich zu profilieren“, sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management. Die Marke VW brauche dringend jemanden, „der Kosten und Komplexität in den Griff bekommt“. Um Erfolge vorweisen zu können, brauche Diess aber wohl mehr als ein Jahr.
Harald Krüger, bald einer der jüngsten Autobosse in der ganzen Branche, hat es bei BMW leichter, dort galt er schon seit Jahren als Kronprinz. Der studierte Maschinenbau-Ingenieur arbeitet seit 1992 für den Münchner Autobauer. 2012 übernahm er die Zuständigkeit für die Marken Mini und Rolls-Royce und das Motorradgeschäft, ehe er 2013 zum Produktionsvorstand bestellt wurde.