Streit um Lieferkosten: Müssen Edeka-Kunden bald auf Nescafé, Vittel oder Maggi verzichten?
Deutschlands größter Lebensmittelhändler verbannt offenbar viele Nestlé-Produkte aus den Regalen. Hintergrund ist ein Streit um Lieferbedingungen.
Edeka-Kunden werden im Supermarkt in den kommenden Wochen wohl öfter vergeblich nach vielen Produkten des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns Nestlé suchen. Denn Deutschlands größter Lebensmittelhändler will nach einem Bericht der „Lebensmittel Zeitung“ im Streit um Lieferkonditionen zahlreiche weitere Nestlé-Produkte aus dem Verkauf nehmen. Zu den bekanntesten Marken des Unternehmens gehören Nescafé, Maggi, Thomy, Wagner Pizza und Vittel.
Der seit Wochen schwelende Streit zwischen Edeka und Nestlé spitzt sich damit weiter zu. Bereits im Februar hatte Edeka damit begonnen, erste Nestlé-Produkte aus dem Verkauf zu nehmen, um damit seiner Forderung nach besseren Einkaufskonditionen Nachdruck zu verleihen. Im ersten Schritt traf es laut „Lebensmittel Zeitung“ insgesamt 163 Produkte, die für rund 20 Prozent des Umsatzes stehen, den der Händler mit den Artikeln des Schweizer Konzerns erzielt. Jetzt werde der Bann auf 30 Prozent der Erlöse ausgeweitet, berichtete das Fachblatt.
Edeka wollte den Bericht am Freitag auf Anfrage nicht kommentieren. Ein Nestlé-Sprecher betonte, der Konzern bedaure die Situation und hoffe weiter, schon bald zu einer Einigung zu kommen.
Edeka agiert in dem Streit mit Nestlé nicht allein, sondern im Schulterschluss mit den anderen Mitgliedern der europäischen Händlerallianz Agecore: Intermarché, Coop Schweiz, Conad, Eroski und Colruyt. In Branchenkreisen hieß es, beide Seiten ließen die Muskeln spielen, um im Preiswettbewerb die Oberhand zu behalten.
Im Rahmen der regelmäßigen Preisverhandlungen zwischen Händlern und Herstellern sind vorübergehende Auslistungen von Produkten, aber auch die zeitweilige Einstellung der Belieferung durch die Hersteller nicht ungewöhnlich. Auch bei der Supermarktkette Real war in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Produkten nicht erhältlich, weil sich der Händler-Verbund RTG, zu dem die Kette gehört, mit mehreren Lieferanten über die Konditionen stritt. Inzwischen sei der Konflikt aber beigelegt. Es gebe keinen Lieferstopp mehr, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag.
Schon im Sommer 2015 suchten Kunden der Supermarktkette zeitweise vergeblich nach Produkten von Herstellern wie Dr. Oetker, Nestlé oder Müller Milch. Erst als sich beide Seiten im Streit über die künftigen Lieferkonditionen geeinigt hatten, füllten sich die Regale wieder.
Ein Jahr zuvor hatte der Discounter Lidl Schlagzeilen gemacht, als er Coca Cola für gut zwei Monate aus den Regalen schmiss. Die Begründung damals: „Streit um ein Vermarktungskonzept“. Auch bei anderen Ketten fehlen immer wieder mal bekannte Marken, wenn sich Hersteller und Händler gerade nicht über Konditionen einigen können. „Das gehört zum normalen Geschäft“, heißt es in der Branche.