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Mt. Gox findet Bitcoins wieder.
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Update

Digitales Geld: Mt. Gox findet Bitcoins wieder

Unverhoffter Geldsegen: Die Handelsplattform Mt. Gox hat 200.000 Bitcoins wiedergefunden. Ende Februar hatte sie Insolvenz angemeldet.

Der Fall der insolventen Bitcoin-Börse Mt. Gox wird immer verrückter. Jetzt hat sie 200.000 Einheiten der digitalen Währung wiedergefunden. Sie seien in einer elektronischen Geldbörse entdeckt worden, die zuletzt 2011 genutzt worden sei, teilte das Unternehmen mit. Es geht um umgerechnet 84 Millionen Euro. Mt. Gox hatte Ende Februar Insolvenz angemeldet – und eingestanden, Bitcoins verloren zu haben. 650.000 Bitcoins vermisst die Firma mit Sitz in Tokio weiterhin.

Zuletzt sind Mt. Gox immer wieder mangelnde Sicherheitsmaßnahmen und eine chaotische Geschäftsführung vorgeworfen worden. Das Eingeständnis, ein so großes Bitcoin-Paket schlichtweg aus den Augen verloren zu haben, dürfte die Kritik weiter befeuern. Das Unternehmen hatte noch im Februar angegeben, Opfer von Hackerangriffen geworden zu sein. Jetzt schreibt Gründer Mark Karperles, der Fall würde noch untersucht. Solange die Recherchen andauerten, könnte sich die Zahl der abhanden gekommenen Bitcoins erneut ändern. Mt. Gox hätte mehrere ältere Online-Geldbörsen besessen, die nicht mehr benutzt worden seien – und sei davon ausgegangen, dass sie leer seien. Nach der Insolvenz hat das Unternehmen dann aber noch einmal genauer hingeschaut und entdeckt, dass sie sehr wohl noch Bitcoins enthalten.

"Es ist schon komisch und spricht nicht gerade für eine gute Organisation, dass dort Bitcoins erst verschwinden und dann wieder auftauchen", sagt Oliver Flaskämper, Vorstandsmitglied der deutschen Handelsplattform bitcoin.de. "Für die Anleger ist das aber eine gute Nachricht und lässt hoffen, dass vielleicht noch mehr Bitcoins wieder gefunden werden." Flaskämper sagt, es sei falsch, von Mt. Gox auf die Branche zu schließen. "Die Probleme gibt es bei einem einzelnen Dienstleister", sagt er. "Die Sicherheit des Bitcoin-Netzwerkes hat damit nichts zu tun."

Mt. Gox war eine der ersten und größten Börsen, bei denen Nutzer mit der digitalen Währung handeln konnten. Andere Plattformen sind bewusst auf Distanz zu ihr gegangen, nachdem sie immer wieder Konten wegen „ungewöhnlicher Aktivitäten“ hatte sperren lassen. Der Kurs der digitalen Währung ist zuletzt eingebrochen. Kostete ein Bitcoin im Dezember noch knapp 900 Euro, waren es am Freitag nur noch 424 Euro. Flaskämper glaubt, dass sich die Bitcoin-Kurse bis zum Sommer erholen werden. "Es ist gut möglich, dass wir noch in diesem Jahr wieder die alten Höchststände erreichen."

Auf den Markt gekommen ist die digitale Währung 2009. Computerspezialisten wollten mit ihr nach Ausbruch der Finanzkrise eine Alternative zum traditionellen Währungssystem aufbauen. Geschaffen werden die Bitcoins durch einen komplexen Rechenprozess am Computer. Nutzer können sie auf Plattformen, wie Mt. Gox eine war, gegen Euro oder Dollar erwerben. Manche Nutzer kaufen Bitcoins schlichtweg, um mit ihnen zu spekulieren. Andere wollen damit tatsächlich bezahlen. Möglich ist das in Berlin zum Beispiel in der Graefestraße. Dort akzeptieren gleich mehrere Geschäfte und Kneipen die Digitalwährung. Die Betreiber nennen es den "Bitcoin"-Kiez und bevorzugen die digitale Währung, weil sie "ein obsoletes, unfähiges und unfaires Finanzsystem" nicht mehr unterstützen wollen. Die Bundesbank hat in der Vergangenheit allerdings immer wieder vor der digitalen Währung gewarnt. Denn sie wird nicht reguliert.

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