Notizbücher: Moleskine gelingt der Börsengang
Das kleine Schwarze kommt gut an: Dem italienischen Notizbuch-Hersteller Moleskine gelingt der Gang an die Börse. Sein Erfolg liegt im Marketing begründet.
Berlin - Manchem bedeutet es die Welt, es kann eine Menge über seinen Besitzer erzählen. Meistens ist es schwarz, es passt bequem in die Jackentasche. Es liegt gut in der Hand, zu seinen Merkmalen gehören die abgerundeten Ecken. Noch nicht das nächste iPhone-Modell hat am Mittwoch Erfolge an der Börse gefeiert, sondern ein gänzlich analoges, altmodisches Teil: Dem Hersteller des Notizbuchs Moleskine, einem Mailänder Verlag, ist das Börsendebüt geglückt Und das in einem schwachen Umfeld. Der italienische Leitindex FTSE Mib gab zum Handelsbeginn zunächst nach. Die Moleskine-Aktie legte dagegen schon kurz darauf spürbar zu – und pendelte sich später bei ihrem Ausgabepreis von 2,30 Euro ein. Mit den ausgegebenen Papieren sammelte das Unternehmen Börsenangaben zufolge 270 Millionen Euro ein. Moleskine war vor dem Börsengang mit knapp 500 Millionen Euro bewertet worden. Im Vorfeld hatten sich deutlich mehr Menschen für die Aktien interessiert, als Anteilsscheine verfügbar waren, hieß es. Der größte Teil des Geldes geht an die Eigentümer, die Finanzinvestoren Syntegra Capital und Index Ventures und Gründer Francesco Franceschi. Ein Teil wird zur Schuldentilgung verwendet. Die Käufer kommen dem Unternehmen zufolge aus Italien und anderen europäischen Ländern, den USA und Asien. Das kleine Schwarze gefällt: Der Verlag []unter der Leitung von Geschäftsführer Arrigo Berni verdankt einen Großteil seines Umsatzes den Notizbüchern mit dem breiten Gummiband. Er verkauft aber auch andere Papierwaren, Taschen und Stifte. Mit dem Börsenstart setzte sich nun eine große Erfolgsgeschichte fort. Zuletzt verzeichnete Moleskine einen Jahresumsatz von 78 Millionen Euro, das waren 17 Prozent mehr als im Vorjahr.
Geschicktes Marketing
Der Legende nach nutzten bereits Künstler wie Ernest Hemingway, Pablo Picasso und Vincent van Gogh die schwarzen Büchlein. Zumindest setzt die Marketingabteilung des Unternehmens die berühmten Namen immer wieder gekonnt mit dem Produkt in Verbindung. Fakt ist: Die Firma Moleskine gab es zu Lebzeiten der Großmeister noch nicht. Wahr ist wohl, dass zumindest der ein oder andere von ihnen spezielle französische Skizzenbücher bevorzugte, denen die Moleskine-Bücher nachempfunden sind. Der Reiseschriftsteller Bruce Chatwin beschreibt in einem Buch, dass er die Notizbücher über Jahre in einer kleinen Pariser Buchhandlung kaufte, bis der Fabrikant 1986 starb. Chatwin ist es, der erstmals nachweislich die Bezeichnung Moleskin, Maulwurfshaut, verwendet, weil der Einband ihn daran erinnert.
„Moleskine ist das Erbe des legendären Notizbuches der Künstler und Intellektuellen der vergangenen zwei Jahrhunderte“, schreibt Moleskine auf seiner Internetseite. Der Verlag startete seine Produktion der Bücher 1997. „Die Verknüpfung mit prominenten Namen längst verstorbener Dichter und Denker führt einen zurück auf alte Werte“, erläutert Thomas Kirschmeier, Marktanalyst beim Institut Rheingold die Erfolgsstrategie. „In einer Welt, in der fast jeder mit Smartphone und Tablet seine Termine verwaltet und sich Notizen macht, ist das der krasse Gegenentwurf.“ 130 Menschen arbeiten für Moleskine. Es gibt Konkurrenzprodukte von Paperblanks, Herlitz und Leuchtturm, die dem Büchlein auffällig ähneln.
Luxus gewinnt: 2011 gaben die Konzerne Prada und Salvatore Ferragamo erfolgreich ihren Einstieg an der Börse in Hongkong und Mailand. Moleskine ist der erste Börsengang seit der Kaschmir-Schneider Brunello Cucinelli vor einem Jahr seine Aktien an den Markt brachte. Der Mailänder Börsenchef Raffaele Jerusalmi begrüßte das Debüt. „Ich höre die Sorgen, dass Italien nicht einmal eine Regierung hat. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir einen Börsengang haben.“ mit dpa, rtr
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