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Dan Beckerman ist Chef der Anschutz-Gruppe, die Stadien mit Umfeld baut wie etwa in Berlin das Mercedes-Quartier.
© Kai-Uwe Heinrich

Anschutz-Chef Beckerman: „Mit Sport und Immobilien die Stadt verwandeln“

Anschutz-Chef Dan Beckerman hat den Bau des Areals um die Mercedes-Benz Arena begleitet. Interview über Projekt, Kritiker und das Fußball-Geschäft in den USA.

Dan Beckerman, Sie müssen in prächtiger Laune sein, zur großen Eröffnungsparty für das Entertainment-Quartier an der Mercedes-Arena, das fast vollendet ist. Happy?

Die Einweihung neuer Veranstaltungsstätten ist der beste Teil dieses Jobs. Aber es war ein langer Weg. Es hat zwanzig Jahre gebraucht seit der Übernahme der Eisbären. Wir mussten Geduld haben. Aber das gehört zu unserem Geschäft. Und es gibt keine besseren Projekte als solche wie dieses hier: In einer der vitalsten Städte der Welt Sport, Musik und Immobilienentwicklung so zu kombinieren, dass es die Stadt verwandelt. Wir haben ein Projekt in London, das Staples Center in Los Angeles, aber Berlin hat einen besonderen Platz in unserem Herzen und wir hoffen, dass es sich irgendwann auszahlt.

Lange dauerte es, weil Sie in die Finanzkrise hineingeschlittert sind?

Das hat sich auch ausgewirkt auf die Entwicklung. Wir wussten, dass es lange brauchen würde, aber mit 20 Jahren hatten wir nicht gerechnet. Wir sind aber extrem erfreut über die Umsetzung der Pläne, den Ticket-Verkauf, die Vermietungen. Aber um Bilanz zu ziehen, ist es noch zu früh. Wir fangen ja eigentlich erst jetzt richtig an, wo alles öffnet und die Vision des Entertainment- und Kultur-Quartiers Wirklichkeit wird.

Und jetzt, wo das Geld richtig fließt, können Sie die Gewinne…

…das haben Sie gesagt.

Gut, also jetzt, wo das Projekt fast vollendet ist, wollte ich Ihnen ein Neues vorschlagen, interessiert?

Natürlich, wenn es ein passendes Projekt gibt. Was haben Sie?

Ein Stadion muss gebaut werden für einen Verein, der an der Spitze der Bundesliga spielt. Steigen Sie bei Hertha ein!

Wir haben gerade erst ein Projekt in Bangkok gestartet und eines in Nashville.

Ich nehme das mal als ein Nein. Sprechen Sie eigentlich noch mit David Beckham?

Wir sehen ihn an ab und zu, wenn er in Los Angeles ist. Er kommt gerne zu den Spielen der Kings und der LA Galaxy. Er will seinen eigenen Fußball Franchise-Verein in Miami gründen. Auch darüber sprechen wir dann.

Nicht neidisch, dass Ihr langjähriger Spieler Ihnen jetzt mit seinem eigenen Verein Konkurrenz in Ihrem Business macht?

Nein, er hatte immer diese Vision von einem eigenen Verein. Er wird extrem erfolgreich werden. Er hat ein spannendes Projekt auf einem vitalen Markt, nämlich Miami. Dort ist auch ein Stadion geplant.

Warum kein Joint-Venture mit Beckham?

Wir haben die Los Angeles Galaxy. Er hat viele Partner in Miami. Es ist gut, dass mit ihm ein neues Team kommt. Als die Liga aufgebaut wurde, starteten wir mit zehn Fußball-Mannschaften, heute sind es 26 und der Fußball-Markt wächst weiter. Das zeigt die Kraft des Fußballs in Amerika. Und es gibt viele Erfolgsstorys, auch bei der Entwicklung neuer Stadien, und das alles begann mit den LA Galaxy.

Fußball und die USA – da fremdelt man in Deutschland etwas. Sie nicht?

Unser Quartier in Berlin hat 20 Jahre gebraucht, viel Geduld und Kapital. So ähnlich war das mit dem Fußball in den USA. Mister Anschutz (der Eigentümer der Gruppe; Anm. d. Red.) wollte eine Liga schaffen, die Hunt-Familie (auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen in den USA) und Robert K. Kraft (Eigentümer des Gillette Stadions) ebenfalls. Gestartet ist die Liga zwei Jahre nach der Fußball-WM in den USA. Fußball war damals nicht sehr verbreitet. Aber er wuchs und heute reden wir über eine der Top-Ligen in Amerika. Der Fernsehsender Fox strahlt sogar die Bundesliga aus und die Amerikaner schauen sich die Spiele am Sonnabend morgens beim Frühstück an.

Bisher sind US-Klubs eher als Bahnhof für ausrangierte Top-Spieler bekannt. Beckham hat nach seiner großen Zeit für Ihr Team gespielt, Zlatan Ibrahimovic auch – ist der so arrogant wie er spielt?

Ibrahimovic ist ein Teamspieler, er ist ein Leader und er ist ein Original. Es ist unglaublich, was er für unser Team leistet. Er ist ein Mentor für unsere jungen Spieler und spektakulär auf dem Feld. Und abseits davon für die Gemeinschaft da.

Aber er ist alt …

Ja, aber er sagte, er sei Benjamin Button (Film mit Brad Pitt über einen Mann, der jünger und nicht älter wird, Anm. d. Red.). Er hat sein 500. Tor geschossen und über 20 für unsere Mannschaft. Er sieht aus wie ein 24-Jähriger.

Kaufen Sie solche Spieler ein, weil Sie Markenprodukte brauchen für Ihren unbekannten Sport?

Wir haben 18-Jährige, 25- und 35-Jährige. Es geht um Qualität, Vielfalt und das, was man beitragen kann. Wir haben eine Akademie und eine Hochschule, 14-jährige Spieler, die am Highschool-Ausbildungsprogram teilnehmen. Wir wollen unsere eigenen jungen Spieler entwickeln. Das ist unser System.

Wann waren Sie zum ersten Mal in Berlin?

1999 als wir die Eisbären gekauft haben. Danach ein paar Mal im Jahr, während des Baus der Arena. Ich liebe diese Stadt, verpasse kein Spiel der Eisbären, wenn ich da bin. Vor einem Jahr war ich mit einer Delegation aus Los Angeles hier, zur Feier der Städtepartnerschaft.

Nicht alle lieben Ihr Quartier. Neubauten werten Nachbarschaften auf und verdrängen alt eingesessene Bewohner, weil die Mieten in der Umgebung steigen. Was sagen Sie Kritikern dieser Gentrifizierung?

Solche Bedenken gibt es immer, wenn wir ein solches Quartier planen. Was uns antreibt, sind die positiven Auswirkungen, die Jobs, die entstehen, die hunderte Millionen Euro, die in die lokale Wirtschaft fließen. Deshalb sehen wir die Quartiere als Motor der Verwandlung und wirtschaftlichen Stärkung. So kam es auch in Downtown von Los Angeles.

Investieren Sie noch mal in Deutschland?

Wenn sich eine Gelegenheit bietet, ja. Wir haben jetzt unsere Arenen in Hamburg und in Berlin, zwei der Top-Märkte im Lande und verkaufen 1,5 Millionen Tickets für unsere Stadien und Bühnen. Wir sind stark in London und Schweden – aber: Ja, wir wollen expandieren. Die Frage ist nur, wo es eine Lücke gibt, wo Nachfrage besteht.

Keine Angst vor dem wirtschaftlichen Abschwung, es geht abwärts mit den Börsen in Europa und auch mit der Konjunktur?

Zyklen gibt es in jeder Ökonomie der Welt. Wir haben 2008 durchgestanden. Unsere Projekte haben Bestand über mehrere Generationen. Das richtige Timing spielt eine Rolle. Aber es muss ja nicht immer eine Arena sein. In Nashville machen wir zurzeit ein kleines Konzerthaus mit 4000 Plätzen in der Größe der Verti-Music-Hall am Mercedes-Platz.

Dan Beckermann ist Chef der Anschutz-Gruppe. Der weltweit größte Sport-Entertainment-Konzern baut und betreibt Stadien mit Umfeld wie das Mercedes-Quartier

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