Wirtschaft: Mit Herz und Charme
Eine Karriere im Hotelgewerbe erfordert Leidenschaft, interkulturelle Kompetenz und Flexibilität.
Arbeiten in einem Hotel: Das klingt nach großer weiter Welt, nach Abenteuer und nach exotischen Orten. Doch die Jobs im Hospitality Management – wie diese Branche weltweit heißt – sind anstrengend. Wer sich für die Branche entscheidet, arbeitet auch am Abend und an den Wochenenden. Dazu müssen Angestellte den Gästen gegenüber immer freundlich und zuvorkommend sein.
Lange stehen und viel laufen: Auch das gehört zum Job. Egal, ob Säle eingedeckt, Tische verrückt oder Koffer getragen werden müssen – junge Leute, die im Hotel arbeiten wollen, sollten auch körperliche Kraft mitbringen.
Die Berufsbilder sind ausgesprochen vielfältig: Da sind die Liftboys und der Concierge, der den Gästen mit Rat und Tat zur Seite steht. In der Küche gibt es Köche und Konditoren, hinzu kommen vom Fitnesstrainer bis zum Ernährungsberater Berufe im Sport- und Wellness-Bereich. Dann gibt es Jobs in der Buchhaltung, es braucht Abteilungsleiter und den Hoteldirektor.
Lange Zeit habe das Thema Ausbildung in der Branche nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagt Guido Zeitler von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) in Berlin. Auszubildende galten häufig als billige Arbeitskräfte. Doch die Zeiten sind vorbei. In vielen Betrieben werde inzwischen fundiert ausgebildet. Denn in Zeiten des Fachkräftemangels ist talentierter Nachwuchs rar gesät.
Zu den Berufen, die mit einem Haupt- oder Realschulabschluss zu erreichen sind, gehören Hotelfachleute, Hotelkaufleute, Fachkräfte für Systemgastronomie, Köche, Restaurantfachleute oder Veranstaltungskaufleute. Dafür lernen Schulabgänger in einem Betrieb und einer Berufsschule.
Ein anderer Weg, direkt in den oberen Etagen eines Hotels zu beginnen, ist das Studium an einer Fachhochschule oder Universität. Die Studiengänge heißen „Hospitality Management“, „Business Management Hotel“, „Tourismusmanagement“ oder „Hotelmanagement“.
Allerdings sei die Zahl von Akademikern in der Hotellerie sehr gering, gibt Zeitler zu bedenken. Die meisten Angestellten hätten eine der Disziplinen im Gastgewerbe gelernt. Doch egal, ob Ausbildung oder Studium – über eine Eigenschaft sollten Schulabgänger auf jeden Fall verfügen: „Wir brauchen Personen mit Ausstrahlung, die jeden Gast freundlich behandeln“, sagt Reto Wittwer, Vorstand der Kempinski-Gruppe, zu der mehr als 100 Luxushotels in Europa, Asien und Afrika gehören.
„Ein junger Mensch braucht eine gute Einstellung zum Service und dazu, wie man den Gästen den Aufenthalt in einem Hotel so angenehm wie möglich macht.“ Daneben sind Sprachtalent und interkulturelle Kompetenz gefragt. „Man muss die Leute verstehen und wissen, wie sie ticken“, sagt Wittwer, der selbst acht Sprachen spricht. Außerdem verlange eine Karriere im Hotel viel Flexibilität. „Man muss bereit sein, das Hotel in regelmäßigen Abständen zu wechseln, um vorwärts zu kommen“, ergänzt Michel Gehrig, von der Abteilung Talent Management bei Kempinski.
Sowohl Kempinski als auch andere Hotelgruppen jedenfalls haben erkannt, dass sie etwas tun müssen, um den guten Nachwuchs an sich zu binden. Kempinski hat eine eigene Abteilung „Talent Management“ am Standort in Genf. Die Hotelgruppe Accor, zur der etwa die Hotelkette Ibis gehört, bietet mit der Académie Accor ein unternehmenseigenes Fort- und Weiterbildungsprogramm, in dem eine Vielzahl von Trainings angeboten werden. Auch die Steigenberger-Gruppe hat eine Akademie, in der verschiedenste Aus- und Weiterbildungen auf dem Programm stehen.
Abu Dhabi, Singapur, Sankt Moritz – die Welt der Kempinski-Hotels ist sicher eine spezielle. In die Kategorie Luxushotellerie schafft es nicht jeder, der sich um eine Stelle im Hotel bewirbt. Doch das sollten Schulabgänger nicht tragisch nehmen: „Es ist nicht gesagt, dass man grundsätzlich in einem Fünf-Sterne-Hotel mehr lernt“, sagt NGG-Fachmann Zeitler. „Es gibt auch eine Reihe von kleinen Hotels, die sehr gut ausbilden.“ Allerdings: Die Branche hat keinen allzu guten Ruf. Das geht zum Beispiel aus dem Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds hervor. Schwere Arbeit, wenig Geld, viele Überstunden und befristete Verträge gehören in der Branche immer noch zur Tagesordnung.
Betriebsräte und Tarifverträge gibt es dagegen kaum. Daher wechselten viele Mitarbeiter nach einigen Jahren in andere Branchen, so Zeitler. Das sollten Schulabgänger bedenken, bevor sie sich für die Branche entscheiden.
Dennoch: Die Branche ist krisenfest, meint Reto Wittwer - und sie expandiert, vor allem im Luxusbereich. „Das ist eine wachsende und vor allem sehr personalintensive Industrie“, sagt er. „Da werden gute Leute immer gebraucht.“ dpa
Verena Wolff
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