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Die Zukunft. Neun Millionen Menschen – zwölf Prozent der Bevölkerung – werden 2050 in Deutschland 80 Jahre oder älter sein.
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Anlagetipps: Mit dem Alter Geld verdienen

Hörgeräte, Wohnheime, Medizin - die alternde Gesellschaft bietet Chancen für Anleger. Wie Sie vom demografischen Wandel profitieren können.

Deutschland im Jahr 2050: Ein Land voller weiß- und grauhaariger Köpfe, ein Land, in dem in den Altersheimen mehr los sein wird als auf den Kinderspielplätzen. Neun Millionen Menschen werden dann 80 Jahre oder älter sein, das sind zwölf Prozent der Bevölkerung. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es erst vier Prozent. Das hat das Berlin-Institut für Bevölkerung errechnet. Mehr als die Hälfte aller Deutschen wird 2050 das Rentenalter erreicht haben. Dem steht eine immer kleinere Gruppe von Menschen gegenüber, die noch im Erwerbsleben stehen.

Das hat nicht nur Folgen für die staatliche Rentenkasse, die bereits jetzt den größten Teil der Steuereinnahmen verschlingt. Auch Anleger sollten sich Gedanken darüber machen, wo sie heute ihr Geld investieren, wenn sie langfristig davon profitieren wollen.

„Ein Börsianer sollte nicht nur Volkswirtschaftslehre studiert haben, sondern auch Demografie“, sagt der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg. Auch andere Fachleute warnen vor der „Age Wave“, der drohenden Alterswelle: Derzeit legen die geburtenstarken Jahrgänge der 35- bis 45-Jährigen Geld zur Seite. Wenn sie ins Rentenalter kommen, werden sie Probleme haben, ihre Wertpapiere einer schrumpfenden Zahl junger Sparer zu verkaufen. Das senkt die Renditen. Besonders betroffen sind davon Aktien, da Rentner ihre bis dahin gesparten Aktienanlagen in festverzinsliche Wertpapiere umschichten.

Wer nicht in die Demografiefalle tappen will, kann auf die Emerging Markets setzen, Schwellenländer mit hohen Wachstumsraten und oft jungen Bevölkerungen. Das gilt aber nicht für alle Entwicklungsländer. Auch in Russland und China werden die Menschen immer älter. Die chinesische Bevölkerung wächst zwar immer noch rasant. Als Folge der strikten Ein-Kind-Politik liegt die Geburtenrate aber noch unter der in Deutschland. Positive Prognosen gibt es hingegen für Indien (siehe Grafik) oder Brasilien. Auch in den USA steigt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter.

Aber auch in älteren Gesellschaften lässt sich noch Geld verdienen, zum Beispiel mit Aktien von Unternehmen, die Produkte für ältere Menschen im Programm haben: Medizintechnikunternehmen etwa, Hörgerätehersteller oder die Anbieter von Wellnessurlauben.

Der Investmentfonds Allianz RCM Demographic Trends (Wertpapierkennnummer A0Q0U0) macht beides. „Wir haben zwei Themen: Die alternden Gesellschaften und die wachsenden Gesellschaften“, erklärt Fondsmanager Christian Schneider. In Ländern wie Indien investiert der Aktienfonds zum Beispiel in Unternehmen, die am Aufbau der Infrastruktur verdienen. Das können lokale Zementhersteller sein, aber auch deutsche Konzerne wie Siemens, die sowohl Schienennetze als auch Stromleitungen bauen. Auch Banken oder Autohersteller könnten in Ländern verdienen, in denen sich gerade erst eine vermögende Mittelschicht aufbaut. In Brasilien etwa sei erst jeder Zweite im Besitz eines Girokontos.

Außerdem investiert der Fonds in Unternehmen, die Produkte herstellen, die in älter werdenden Gesellschaften gefragt sind. Dazu gehören Krankenhausgesellschaften oder Immobilienprojekte für betreutes Wohnen. Was aber passiert, wenn in den alternden Gesellschaften das Geld dafür nicht mehr verdient wird? Wenn Kranken- und Rentenkassen leer bleiben? Fondsmanager Schneider hat eine etwas zynische Antwort: „Wir fokussieren uns auf Unternehmen mit Produkten, die am wenigsten von dem Sparzwang betroffen sein werden.“ Investiert wird also nicht in Pharmahersteller, deren Pillen auch günstiger von anderen produziert werden könnten, sondern eher in Anbieter von gesundheitlich absolut notwendigen Produkten. „Bei der Behandlung von grauem Star ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie auch in Zukunft noch von den Krankenkassen getragen wird“, sagt Schneider. „ Denn wenn man grauen Star nicht behandelt, wird man blind.“ Sein Fonds ist seit Ende 2008 neu auf dem Markt und weist seitdem eine jährliche Wertentwicklung von 35 Prozent auf – was aber vor allem daran liegt, dass die Aktienmärkte damals am Boden lagen.

Andere große Fondsgesellschaften wie Deka haben zurzeit keine Demografiefonds auf dem Markt. Der Fonds Deka Mega Trends (WKN 515270) aber habe neben Nachhaltigkeitsthemen wie Umwelt oder Rohstoffe auch die demografische Entwicklung im Blick, sagt ein Sprecher. „Wenn ein Unternehmen aufgrund demografischer Entwicklungen steigende Umsätze verzeichnet, rückt es natürlich auch in unseren Fokus.“

Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin findet das Thema Demografie grundsätzlich „wichtig“. Anleger müssten allerdings bedenken: „Das ist ein relativ marktenges Feld, in das hier investiert wird.“ So seien diese Spezialfonds auf ein Anlagethema fixiert und könnten im Fall von Markteinbrüchen nicht auf andere Assetklassen, zum Beispiel Rohstoffe, oder andere Branchen ausweichen. Das kann riskant sein. „Indien und Brasilien werden Boomländer bleiben, gleichwohl gibt es in diesen Staaten erhebliche wirtschaftliche Schwankungen“, sagt Lischke.

Risikobewusste Anleger sollten darum nur einen Teil ihres Geldes in solche Produkte stecken. Bevölkerungswissenschaftler Birg empfiehlt Anlegern, die für das Alter vorsorgen wollen, am besten in die eigene Familie zu investieren. „Das ist langfristig die sicherste Strategie.“

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