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Wann platzt die Blase? Alt- und Neubau in der Pappelallee.
© Kitty Kleist-Heinrich

Hoffnung in der Wohnungskrise: Mieten in Berlin werden bald sinken

Die "Immobilienweisen" sagen: Auch die Wohnungspreise in der Hauptstadt sinken - in drei bis fünf Jahren

Der Markt hat’s gegeben, der Markt wird es wieder nehmen: Den Anstieg der Kaufpreise und Mieten in deutschen Großstädten. „In drei bis fünf Jahren“ werde es in Berlin und Stuttgart eine Korrektur der Wohnungspreise um 25 Prozent geben. Schuld daran ist nach Einschätzung der „Immobilienweisen“ vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) die wachsende Zahl fertig gestellter Wohnungen bei zugleich rückläufigem Wachstum der Bevölkerung in diesen Städten.

Er bleibt dabei: "Die Party (am Immobilienmarkt) ist vorbei"

Ja, er bleibe bei seiner im vergangenen Jahr kontrovers diskutierten These: „Die Party ist vorbei“, wiederholte Harald Simons. Der Mitverfasser des „Frühjahrsgutachtens“ nannte als Beispiel Berlin, allen voran: „Die jungen 20- bis 30-Jährigen bleiben weg, weil Berlin schlicht zu teuer ist und ziehen überwiegend nach Leipzig oder Passau.“ Hinzu kämen drastisch zurückgehende Zuwanderungszahlen aus der EU sowie aus internationalen Krisenregionen. Deshalb wachst die Bevölkerung Berlins nur noch um ein Prozent, in München schrumpfe sie sogar (-0,4 Prozent) Dieser Trend werde sich in diesem Jahr verstärken und wegen des kräftig steigenden Wohnungsneubaus den Druck auf die Mieten verringern.

Preiseinbruch um ein Viertel?

Ob die Preise von Wohnungen tatsächlich um ein Viertel einbrechen, dazu lieferte sich Simons mit dem Wirtschaftsweisen der Bundesregierung Lars Feld einen kleinen Disput. Feld rechnet nicht mit einer so kräftigen Korrektur, sondern mit einem gleichsam sanften Abschwung. Dem Grunde nach rechnen aber beide Experten und mit ihnen auch die Bundesbank, die am Vortag in ihrem Monatsbericht auch eine Überbewertung der Wohnimmobilien in Städten festgestellt hatte, mit einer Entspannung an den Wohnungsmärkten.

Baukindergeld? Bringt nichts!

Umso deutlicher ist die Kritik an Maßnahmen zur Ankurbelung des Wohnungsbaus im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot: Das Baukindergeld? Gab es schon mal, nutzte nur Haushalten, die auch ohne den Zuschuss gebaut hätten. Bauträger hatten den Zuschlag oft gleich auf den Kaufpreis draufgeschlagen. Das sei falsch, sagt ZIA-Präsident Andreas Mattner. Stattdessen sollten die Länder die „maßlos steigende Grunderwerbsteuer“ senken, „um das Erstellen von Wohnbauten billiger zu machen“.

Mit der Sonder-Afa droht Überhitzung

Ebenso schlecht kommt bei den Gutachtern aus der Branche die geplante Sonderabschreibung weg: Die gab es nach der Wende in den neuen Ländern und habe dort nur zu einer Preisblase geführt. Die Sonder-Afa bringe auch der Baubranche nichts, weil diese ohnehin schon unter „Überauslastung“ leide, sagt Feld – sie erhöhe die Gefahr einer „Überhitzung“.

Die Kritik musste, in Ermangelung der noch nicht gebildeten neuen Regierung, der kommissarische Staatssekretär des Bundesbauministeriums Gunther Adler einstecken. Wobei dessen Problembewusstsein durchaus auf der Linie der Immobilienweisen lag: Der Mangel an Bauland sei „der Flaschenhals“, an Kapital und Kaufinteresse mangele es nicht. Hier solle eine neu zu gründende Enquete-Kommission Lösungen finden.  Diesen Vorschlag konterte Feld allerdings mit dem Kalauer: „Wer nicht weiter weiß, gründet einen Arbeitskreis“ und sagte schon mal voraus: „Außer viel Diskussion wird diese wie alle anderen Enquete-Kommissionen nichts bringen.“

58 Milliarden Euro wurden investiert

Übereinstimmung bestand darin: Noch ist die Not groß, trotz Investitionen von 58 Milliarden Euro seien die Mieten bundesweit um 4,3 Prozent gestiegen und die Kaufpreise um 7,9 Prozent. Und diese seien in Berlin inzwischen so hoch, dass, wer heute kauft, „monatlich Geld nachschießen“ muss, weil sich Wohnimmobilien bei zwei Prozent Rendite nicht rechneten. Vielleicht fließt auch deshalb ein „Großteil der Investitionen“ (42 Prozent) neuerdings in den Bau von Bürohäusern. Denn auch dieser Markt leidet nun Mangel, vor allem in Großstädten, zum Beispiel in Berlin – und das behindert den Aufbau der dringend benötigten neuen Arbeitsplätze.

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