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Ein Warnstreik der IG Metall bei Bosch Reutlingen mit rund 1100 Teilnehmern.
© imago/Jan Zawadil

Tarifkonflikt: Metallindustrie steht vor massiven Streiks

Nach Abbruch der Verhandlungen erhöht die IG Metall mit ganztägigen Arbeitsniederlegungen Druck auf die Arbeitgeber. Die ziehen vor Gericht.

Der Tarifkonflikt in der Metallindustrie spitzt sich zu, doch gleichzeitig lässt die IG Metall die Tür zu einer Lösung offen. Nach dem Abbruch der Verhandlungen erläuterte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann am Sonnabend in Stuttgart die Vorbereitungen zu ganztägigen Streiks in 250 Unternehmen. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass die IG Metall die Verhandlungen nicht für gescheitert erklärt hat.

Damit gibt es die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung gegen Ende der kommenden Woche. Bis dahin intensiviert die Gewerkschaft ihre Streikmaßnahmen, und die Arbeitgeber werden vor Gericht dagegen vorgehen. Denn die Forderung der IG Metall, Beschäftigte finanziell zu unterstützen, wenn diese für die Betreuung von Kindern oder Angehörigen die Arbeitszeit verkürzen, verstößt nach Auffassung der Arbeitgeber gegen das Diskriminierungsverbot.

Der Streit um kürzere Arbeitszeiten und mehr Flexibilität für die Arbeitnehmer steht neben höheren Einkommen im Mittelpunkt der Tarifauseinandersetzung, die hierzulande knapp vier Millionen Beschäftigte betrifft. Die IG Metall hatte sechs Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten gefordert, die Arbeitgeber zuletzt 6,8 Prozent angeboten, verteilt auf zwei Stufen und über einen Zeitraum von 27 Monaten.

IG Metall: Arbeitgeber bieten knapp drei Prozent pro Jahr

Nach Angaben Hofmanns machte das runtergerechnet auf ein Jahr knapp drei Prozent aus, was „angesichts der Bilanzen der Unternehmen eine nicht akzeptable Größe ist“. Auch bei der „selbstbestimmten Arbeitszeit“ haben sich Hofmann zufolge die Arbeitgeber kaum bewegt.

Die wiederum halten dagegen: „Beim wichtigsten Thema, dem Ausgleich zwischen neuen Teilzeitansprüchen und mehr Arbeitszeitvolumen für die Betriebe, waren wir schon sehr weit.“ Mit „maßlosen“ Forderungen habe die IG Metall aber eine Verständigung verhindert. Die Gewerkschaft habe in einem ersten Schritt 4,5 Prozent mehr Geld und insgesamt über die 27 Monate ein Gesamtvolumen von acht Prozent durchsetzen wollen. Nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall macht ein Prozent rund 2,2 Milliarden Euro aus.

Zur Metallindustrie gehören mit Maschinenbau und Autobranche die wichtigsten Industriezweige hierzulande. „Wer die Firmen in diesem Land so gefährdet, der handelt unverantwortlich“, schob IG-Metall-Chef Hofmann die Verantwortung für die Eskalation den Arbeitgebern zu. „Leider hat die IG Metall mit einer massiven Ausweitung ihrer Forderungen deutlich werden lassen, dass sie keinerlei Interesse an einem Kompromiss hatte“, beschuldigte Gesamtmetallpräsident Rainer Dulger wiederum die Gewerkschaft.

Beim umstrittensten Punkt im Forderungskatalog hatte sich die IG Metall allerdings bewegt, wie auch Gesamtmetall einräumt: Von einem Lohnausgleich für bestimmte Beschäftigtengruppen – Schichtarbeiter und Eltern sowie Arbeitnehmer mit pflegebedürftigen Angehörigen – war sie abgerückt und hatte stattdessen eine Wahlmöglichkeit zwischen Zeit und Geld auf den Verhandlungstisch gelegt. Danach hätten Beschäftigte auf die zweite Stufe der Tariferhöhung verzichten können und dafür bis zu acht freie Tage im Jahr bekommen.

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