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Spitzen-Bankerinnen sind auf dem Vormarsch.
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Spitzen-Bankerinnen im Vormarsch: Mehr Frauen im Spiel

Spitzen-Bankerinnen sind auf dem Vormarsch – auch im EZB-Direktorium: Dort sitzt jetzt Sabine Lautenschläger. Ihre Nominierung sei ein wichtiges Zeichen für einen Wandel in vielen Geldinstituten.

Der Frohsinn ist ihr Markenzeichen. „Schlechte Laune hilft nicht bei der Lösung von Problemen“, soll Sabine Lautenschläger mal gesagt haben. Die 49-Jährige ist bekannt für ihre muntere, lebhafte Art. Und trotzdem weiß sie, was sie will. „Sie ist taff“, sagt einer, der sie gut kennt, „aber man kann gut mit ihr zusammenarbeiten.“ Mit diesen Charaktereigenschaften hat es die Schwäbin weit gebracht. Sie war die erste Frau im Vorstand der Bundesbank. Jetzt ist sie die erste Frau seit langem im Direktorium der Europäischen Zentralbank.

Es tut sich etwas in der Finanzbranche: Notenbanken, Aufsichtsbehörden und Geldhäuser bemühen sich mehr denn je, Frauen in Führungspositionen zu bringen – und haben damit langsam Erfolg. Allerdings ist es ein Erfolg „in Trippelschritten“, sagt Elke Holst. Für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) prüft sie regelmäßig, wie viele Frauen es im Finanzsektor nach oben schaffen. Unter 396 Bankvorständen zählte sie im letzten Jahr 25 Frauen – acht mehr als 2012. Die Nominierung von Lautenschläger sei ein wichtiges Zeichen, sagt sie.

Deutlicher spürt man den Wandel auf regionaler Ebene. Zum Beispiel in Berlin. Hier sitzen in den Führungsetagen der Banken bereits jetzt auffallend viele Frauen. So hat die Berliner Bank mit Stefanie Salata seit sechs Monaten eine Chefin. Bei der Berliner Volksbank verstärkt Tanja Müller-Ziegler seit einem Jahr den Vorstand. Und auch bei der Commerzbank und der Deutschen Bank sitzen je zwei Frauen in der Berliner Geschäftsführung.

Die Deutsche Bank hat dazugelernt

Sie alle bemühen sich, Vorbild zu sein. „Wir versuchen Frauen, die Leistung zeigen, stets zu ermutigen“, sagt etwa Anke Sahlén. Die 45-Jährige verantwortet bei der Deutschen Bank von Berlin aus das Geschäft mit den besonders vermögenden Kunden für den Osten Deutschlands. „Ich schaue bereits bei Frauen, die als Trainee in mein Team kommen, wer von denen einmal eine ähnliche Entwicklung wie ich nehmen könnte“, sagt sie.

Sabine Lautenschläger ist seit langem die erste Frau im EZB-Direktorium.
Sabine Lautenschläger ist seit langem die erste Frau im EZB-Direktorium.
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Allerdings dauert es, bis sich dieser Trend von der regionalen auf die bundesweite Ebene überträgt. So ist es gerade mal drei Jahre her, dass der frühere Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, sich auf einer Pressekonferenz blamierte, als er sagte, Frauen im Vorstand würden die Gremien „farbiger“ und „schöner“ machen.

Immerhin: Seitdem hat Deutschlands größtes Geldhaus dazugelernt. Im März 2012 steht Co-Chef Jürgen Fitschen hinterm Rednerpult im Hermann-Josef-AbsSaal in Frankfurt am Main. Im Publikum sitzen ausschließlich Frauen – die Deutsche Bank hat zur Konferenz mit dem Titel „Women in European Business“ geladen. Die Managerinnen sind Zeugen als Fitschen einen Satz sagt, an dem er sich bis heute messen lassen muss: „Ich werde nicht in den Ruhestand gehen, bevor wir nicht eine Frau im Vorstand oder im Group Executive Committee haben.“ Im Vorstand und im Gremium darunter sitzen bei der Deutschen Bank bis heute 18 Männer.

„Die Institute stehen unter einem enormen Druck, mehr Frauen in hohe Führungspositionen zu bringen“, sagt Personalberater Andreas Halin. Zu lange haben sie auf die klassische Rollenverteilung gesetzt: Die Frau ist für den kommunikativen Part zuständig, berät Kunden, zahlt Geld aus oder vermittelt Kredite – der Mann trifft die Entscheidungen, entwickelt die Strategie, gibt die Ziele vor. Das zu ändern, dauert. Zudem will längst nicht jede Frau in einem Geldhaus aufsteigen. „Von 100 Bankern wollen 98 Karriere machen, von 100 Bankerinnen nur zehn“, sagt Halin. Ein Grund dafür sei, dass im Finanzsektor Leistung – mehr als in anderen Branchen – in konkreten  Zahlen gemessen wird. „Frauen sind weniger bereit, sich dem zu unterwerfen“, sagt der Headhunter.

EZB hat sich freiwillig eine Frauenquote verordnet

Doch das ist nur ein Teil des Dilemmas. „Frauen sind häufiger zurückhaltender“, sagt die Berliner-BankChefin Stefanie Salata. „Sie vermarkten sich nicht so offensichtlich und stellen ihre Erfolge weniger in den Vordergrund.“ Eine Quote lehnt Salata dennoch ab. „Keine Frau will das Gefühl haben, einen Job nur wegen ihres Geschlechts bekommen zu haben“, sagt sie.

Bei der Europäischen Zentralbank denkt man über diese Frage anders. Weil die EZB mit gutem Beispiel vorangehen will, hat sie sich freiwillig eine Frauenquote verordnet. Im mittleren Management soll der Anteil der weiblichen Führungskräfte bis 2019 auf 35 Prozent steigen, im oberen Management auf 28 Prozent – gegenüber heute wäre das eine Verdopplung des Frauenanteils.

So spielte es auch bei der Berufung von Sabine Lautenschläger eine Rolle, dass sie eine Frau ist – auch wenn sich alle bemühen, nicht den Anschein zu erwecken, sie sei eine  Quotenfrau. „Natürlich finde ich es gut, dass jetzt eine Frau ins EZB-Direktorium zieht – das war längst überfällig“, sagt etwa der Grünen-Europa-Politiker Sven Giegold. Für Lautenschläger gestimmt habe er aber rein wegen ihrer Kompetenz.

Keine Angst vor großen Aufgaben

Auf die 49-Jährige warten jetzt große Aufgaben. Wie lange bleiben die Zinsen niedrig? Wie schützt man die Euro-Zone vor der Deflation? Soll die EZB Banken verbriefte Kredite abkaufen? All das sind Fragen, über die Lautenschläger fortan mitbestimmen kann und muss.

Für Lautenschläger spricht, dass sie keine Angst vor großen Aufgaben hat. Direkt nach ihrem Jurastudium fängt sie beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, dem Vorgängerinstitut der heutigen Bafin, in Berlin-Lichterfelde an – und steigt dort schnell auf. Fünf Jahre arbeitet sie als Pressesprecherin. Dann macht der damalige Bafin-Chef Jochen Sanio sie zur Aufseherin der Großbanken. Lautenschläger ist unter anderem für die Kontrolle der Deutschen Bank und der Commerzbank zuständig. 2011 wird sie schließlich Vizepräsidentin der Bundesbank.

Wer diesen Posten jetzt von ihr erbt, ist noch unklar – die Entscheidung soll in diesen Tagen fallen. Als aussichtsreiche Kandidatinnen gelten Claudia Buch, Präsidentin des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, und Frauke Menke, derzeit Aufseherin der Großbanken bei der Bafin. Sehr wahrscheinlich wird es also eine Frau.

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