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Fachkräfte werden in Deutschland dringend gesucht. Mit der Blauen Karte erhalten sie einen besonderen Aufenthaltstitel.
© picture alliance / dpa

Deutschland zieht die "Blaue Karte": Mehr Aufenthaltsgenehmigungen für qualifizierte Fachkräfte

Deutschland vergibt mehr Aufenthaltsgenehmigungen für hochqualifizierte Arbeitskräfte. Vor allem Inder kommen - doch noch reicht die Zuwanderung an Fachkräften nicht aus.

Berlin - Wegen des Fachkräftemangels ist Deutschland auf die Zuwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte angewiesen. Um gute Arbeitnehmer aus dem Ausland zu gewinnen, wurde deshalb am 1. August 2012 die sogenannte Blaue Karte als neuer Aufenthaltstitel eingeführt. Wie effektiv dieses Modell bislang ist, hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln nun analysiert.

Bis Ende 2015 wurden insgesamt 41.624 Blaue Karten ausgestellt, davon 20.006 an neu eingereiste Hochqualifizierte und 21.618 an Personen, die zuvor schon mit einer anderen Aufenthaltserlaubnis in Deutschland gelebt haben. Sie hatten hier zum Teil studiert oder eine Ausbildung gemacht – und brauchten einen anderen Titel, um in Deutschland arbeiten zu dürfen. Die meisten der hochqualifizierten Zuwanderer sind dabei Inder: Mit 5628 Personen stellen sie ein Fünftel der Karteninhaber. Chinesen folgen an zweiter Stelle mit einem Anteil von 8,4 Prozent, knapp dahinter liegen russische Arbeitskräfte mit 8,2 Prozent. Weiter zählen Fachkräfte aus der Ukraine, den USA, der Türkei, Syrien, Ägypten, Serbien und dem Iran zu den zehn häufigsten Inhabern der Karte.

Vor allem Bayern stellt qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland ein

Die meisten blauen Karten wurden in Bayern (21 Prozent) vergeben, gefolgt von Baden-Württemberg (15,5 Prozent) und Niedersachsen (10,2 Prozent). Die Zugewanderten leben häufig in Bundesländern mit guter Arbeitsmarktlage – und entsprechend großem Fachkräftebedarf. Bewerben um die Blaue Karte können sich Akademiker aus Drittstaaten mit einem Stellenangebot in Deutschland. Für EU-Bürger gilt die Freizügigkeit.

Zentrale Voraussetzung ist, dass entweder ein deutscher Hochschulabschluss vorliegt oder dass der ausländische Abschluss in Deutschland anerkannt wird. Der Aufenthaltstitel wird für befristete und unbefristete Stellen vergeben, mit einem Mindest-Bruttogehalt von jährlich 49.600 Euro. Für Absolventen mit sehr gefragten Qualifikationen, was derzeit Bereiche wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und Humanmedizin betrifft, liegt die Gehaltsgrenze niedriger – bei einem jährlichen Bruttogehalt von 38.688 Euro.

Allein 2015 wurden mehr als 14.000 "Blue Cards" ausgegeben

Die dauerhafte Niederlassungserlaubnis kann Besitzern der Blauen Karte nach 33 Monaten erteilt werden. Weist der Antragsteller Deutschkenntnisse nach, die mindestens dem B2-Niveau entsprechen, ist dieser Schritt auch schon nach 21 Monaten möglich. Damit erhalten Inhaber der Blauen Karte deutlich früher als andere Zuwanderergruppen eine dauerhafte Perspektive in Deutschland.

Wurden 2012 nur 4018 Blaue Karten vergeben, waren es 2015 bereits 14.468. Doch trotz des kontinuierlichen Anstiegs sieht das IW Verbesserungspotenzial: Die Gehaltsschwellen seien teilweise zu hoch. Das gelte für Hochschulabsolventen außerhalb der Engpass-Branchen, für Berufseinsteiger und Zuwanderer, die noch nicht in Vollzeit arbeiten wollen. „Manche wollen nebenbei zum Beispiel noch einen Sprachkurs machen“, sagt Studienautor Wido Geis. Kleine und mittlere Firmen könnten dann nicht immer die geforderten Gehälter bieten.

Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften wird noch steigen

Da in den kommenden Jahren die großen Babyboomer-Jahrgänge aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, ist mit einem zunehmenden Bedarf an qualifizierten Zuwanderern zu rechnen. Dabei steht Deutschland mit anderen Ländern im Wettbewerb, vor allem mit den USA und Kanada, Australien und Neuseeland.

Deswegen sollte sich Deutschland nach IW-Meinung intensiver zu einem attraktiven Einwanderungsland entwickeln. Damit die erwerbstätige Bevölkerung nicht schrumpfe und das Sozialsystem stabil bleibe, brauche Deutschland rund 500.000 Zuwanderer pro Jahr. Die hohe Zahl der Netto-Einwanderung 2015 war laut Geis wegen der vielen Geflüchteten eine Ausnahme. Zudem seien die meisten Flüchtlinge nicht so qualifiziert wie notwendig. Ihre Integration in den Arbeitsmarkt brauche Zeit.

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