Mieten statt Kaufen: Media Markt verleiht nun auch Geräte in seinen Läden
Der Elektronikhändler weitet seinen Verleihservice aus, das Angebot startet zunächst in Berlin. Ob es sich rechnet ist aber unklar.
Bei Bedarf ein Auto über Carsharing leihen, statt es zu kaufen - für viele Großstädter ist das inzwischen normal. Musik und Filme werden ohnehin im Internet gestreamt, wozu noch Silberscheiben kaufen, wenn es Spotify und Netflix gibt? Das Berliner Start-up Grover überträgt das Modell auf elektronische Geräte wie Fernseher, Kameras, Smartphones oder Virtual-Reality-Brillen und sieht sich als eine Art Spotify für Unterhaltungselektronik.
100 verschiedene Geräte im Angebot
Mit der Idee hat Grover offenbar einen Nerv getroffen und mit Media Markt einen großen Partner gewonnen. Der Elektronikhändler will künftig in seinen Läden auch Produkte zur Miete anbieten. Bereits Anfang des Jahres hatte das Unternehmen im Internet eine Verleihoption eingeführt. „Aus unternehmerischer Sicht sind wir mit der Entwicklung absolut zufrieden“, sagte Lennart Wehrmeier, Geschäftsführer von Media-Saturn Deutschland dem Tagesspiegel. „Nun testen wir die Akzeptanz für Mietprodukte an mehreren Standorten im Großraum Berlin.“ Ab heute können Kunden etwa 100 verschiedene Geräte wie Fernseher, Smartphones oder Kameras ausleihen. Online ist das Angebot etwa fünfmal so groß, doch vor allem die besonders gefragten Produkte werden auch in den Läden vermietet. Am stärksten nachgefragt würden bislang unter anderem Virtual-Reality-Brillen, Action-Kameras von GoPro und Samsung Galaxy Smartphones. Zudem soll die Zahl der Produkte ausgeweitet werden, wenn das neue Angebot gut angenommen wird.
Getestet wird zunächst bis Ende des Jahres in den Media Märkten der Bezirke Berlin-Mitte, Biesdorf, Neukölln und Spandau sowie im MediaMarkt Potsdam.
Danach soll entschieden werden, ob der Service auch flächendeckend eingeführt wird.
Kunden können später auch kaufen - tun das aber meist nicht
Die Mietdauer beträgt mindestens vier Wochen und kann monatlich gekündigt werden. „Die durchschnittliche Mietdauer der Geräte, die aktuell über den Media-Markt-Onlineshop gemietet werden, beträgt zwei Monate“, sagt Wehrmeier. Die Monatsgebühr liegt bei etwa zehn Prozent des Anschaffungspreis. Bei Interesse können die Kunden das Produkt später auch kaufen, doch der Anteil die das auch tun liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. „Da sich das Angebot an Kunden richtet, die das Mieten als Alternative zum Kaufen sehen, ist der Verkauf auch nicht das Ziel“, sagt der Media-Markt-Manager.
Auch Otto bietet seit Ende 2016 im Internet einen Mietservice an. Im Unterschied zu dem Angebot von Grover und Media Markt gibt es dort auch viele Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler. „Am besten laufen Kaffeevollautomaten und Fernseher“, sagt ein Otto-Sprecher. Allerdings beträgt die Mietdauer hier mindestens drei Monate. Das Angebot wird zunächst bis Ende des Jahres getestet, dann solle entschieden werden wie es weitergeht und ob beispielsweise auch kürzere Mietzeiten angeboten werden. Da aber gerade bei Geräten wie Waschmaschinen auch Transport und Anschluss bislang kostenlos dabei sind, stellt sich die Frage, ob sich das dann noch rechnet. Generell sei die letztliche wirtschaftliche Kalkulation derzeit noch die „Kardinalfrage“.
"Ein Produkt muss elf Monate vermietet werden, damit es sich rechnet"
Das muss sich auch bei Media-Markt-Partner Grover selbst noch zeigen. „Im Schnitt muss ein Produkt elf Monate vermietet werden, damit es sich für uns rechnet“, sagt Grover-Gründer Michael Cassau. Da die monatliche Mietdauer bei Grover derzeit im Schnitt vier Monate beträgt, muss jedes Gerät drei Mal vermietet werden, damit die Kalkulation aufgeht. Noch werden die Verluste durch Millioneninvestitionen von Investoren wie Rocket Internet ausgeglichen.
Das Start-up ist mit seinem Angebot vor knapp zweieinhalb Jahren gestartet, damals noch unter dem Namen Byebuy. Inzwischen bieten die Berliner ihren Mietservice auch schon in Großbritannien und den USA an. Doch der Schwerpunkt und Großteil des Geschäfts liegt in Deutschland. „Wir haben mehr als 30 000 registrierte Kunden und wachsen pro Monat mit über 25 Prozent“, sagt Cassau. Die Kooperation mit Media Markt habe dabei einen großen Schub gegeben. Die Mehrheit der Nutzer komme aber über die eigene Seite.
Von dem neuen stationären Angebot erhofft sich der Grover-Chef weiteres Wachstum. „Der Großteil des Umsatzes mit Konsumelektronik wird immer noch offline gemacht“, sagt Cassau. „Wir erreichen potenzielle Kunden daher jetzt auch dort, wo sie regelmässig einkaufen.“
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