Wie Digitalisierung die Arbeit verändert: "Maschinen holen keine Mülltonnen aus dem Hof"
Bis zum Jahr 2025 entstehen über zwei Millionen neue Jobs in Deutschland, sagt Arbeitsmarktforscher Gerd Zika. Einfache Arbeiten fallen dagegen weg.
Gerd Zika ist Wissenschaftler am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Mitautor des Fachkräftemonitorings für das Bundesarbeitsministerium. Arbeitsminister Heil hat kürzlich angekündigt, dass die Digitalisierung bis zum Jahr 2025 in Deutschland 2,3 Millionen neue Jobs bringen soll, 1,6 Millionen Arbeitsplätze werden verschwinden.
Herr Zika, die Bundesregierung verspricht, dass die Digitalisierung, etwa die Künstliche Intelligenz, Deutschland bis zum Jahr 2025 mehr als zwei Millionen neue Jobs bringen wird. Wo sollen diese Arbeitsplätze entstehen?
In der Arbeitswelt entstehen ständig neue Jobs und andere Arbeitsplätze fallen weg. Es wäre auch zu kurz gesprungen, nur auf die Künstliche Intelligenz zu schauen. Das QuBe-Projekt, eine Arbeitsgruppe aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung, hat für das Bundesarbeitsministerium in einem Fachkräftemonitoring untersucht, wie sich die Arbeitswelt entwickeln wird – unter der Voraussetzung, dass die Technisierung voranschreitet – und wie die digitale Arbeitswelt 2035 aussehen könnte. Mit dem Fachkräftemonitoring kann das Ministerium mit den von uns entwickelten Modellen schon heute berufliche Passungsprobleme identifizieren, die zum Teil erst in zehn oder 15 Jahren auftreten werden.
Und was haben Sie herausgefunden?
Bis 2025 werden über zwei Millionen neue Arbeitsplätze entstehen und über eine Million Jobs verschwinden.
Was sind das für neue Jobs?
Deutschland steckt ja tief im demografischen Wandel. Viele neue Arbeitsplätze entstehen im Gesundheitsbereich und in der Pflege. Aber natürlich wird es auch viele neue Stellen geben im Bereich Informatik, Informationstechnologie und IT-Sicherheit. Wenn die Technologisierung zunimmt, haben wir natürlich hier einen großen Bedarf an Arbeitskräften. Und wir brauchen Menschen, die andere weiterbilden und unterrichten. Wenn man neue Produktionstechnologien einsetzt, muss man die Mitarbeiter schulen.
Was heißt das für jemanden, der heute bei der Müllabfuhr arbeitet?
Es sind schon Müllabfuhrautos vorstellbar, die weniger Personal brauchen. Auf absehbare Zeit kann aber keine Maschine eine Mülltonne aus dem Hinterhof holen. Man muss abwarten, wie sich der Bereich entwickelt. Klar ist: Natürlich werden auch Jobs verschwinden. Es muss gelingen, die Menschen, die Arbeitsplätze verlieren, durch Weiterbildung so fit zu machen, dass sie wieder in den Arbeitsmarkt integrierbar sind. Das ist eine große Herausforderung.
Wer muss sich Sorgen machen?
Einfache Berufe, die leicht von Maschinen übernommen werden können. Aber nicht jedes technisch Mögliche wird auch realisiert. Das ist zum einen eine Frage der Kosten, aber auch der gesellschaftlichen Akzeptanz. In Japan gibt es Pflegeroboter, aber ich glaube nicht, dass sich das in Deutschland durchsetzt. Die pflegebedürftigen Menschen und die Angehörigen möchten von Menschen versorgt werden, nicht von Maschinen. Im verarbeitenden Gewerbe sieht das anders aus.
Löst sich das Arbeitsplatzproblem dadurch, dass ältere Menschen in Rente gehen?
Ein wenig schon. Jüngere Leute sind in aller Regel technikaffiner. Ihnen fällt der Umgang mit digitaler Technik leichter.