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Gerade zur Weihnachtszeit setzen viele Menschen auf den Einzelhandel und die großen Einkaufsstraßen.
© imago images/Emmanuele Contini
Update

Warenknappzeit im Einzelhandel: „Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein“

Händler sehen große Beschaffungsprobleme im Einzelhandel. Der Handelsverband befürchtet Probleme an Weihnachten. Und die Preise könnten weiter steigen.

Verbraucher müssen sich in den nächsten Monaten auf Probleme beim Einkaufen vieler alltäglicher Waren einstellen. 74 Prozent der Einzelhändler in Deutschland klagen jetzt schon über Lieferprobleme und Engpässe bei bestimmten Produkten, wie eine am Dienstag vorgestellte Umfrage des Ifo-Instituts ergab. „Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen“, kommentierte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden.“

Besonders groß sind die Probleme derzeit im Fahrradhandel. Hier berichtete jeder befragte Händler von Schwierigkeiten bei den Lieferungen. Auch Baumärkte, Möbelgeschäfte und Anbieter von Unterhaltungselektronik sind zu mehr als 90 Prozent von Engpässen bei bestimmten Waren betroffen. Beim Handel mit Autos, Haushaltsgeräten und Computerzubehör ist die Lage ebenfalls schwierig. Der Lebensmittelhandel ist hingegen kaum gefährdet.

Die Gründe sind vielfältig. So befindet sich die Produktion in vielen Ländern wegen der Pandemie nach wie vor nicht auf Vorkrisenniveau. Zudem hat die Nachfrage etwa bei Halbleitern die verfügbaren Kapazitäten weit überschritten, was sowohl die Autoindustrie als auch die Unterhaltungselektronik vor Probleme stellt. Die steigenden Energiepreise machen überdies den Transport teurer und viele Abläufe in der Logistik funktionieren noch nicht wieder so gut wie vor der Krise. „Gegenwärtig ist Sand im Getriebe der weltweiten Logistik“, sagt Wohlrabe. „Zudem sind Frachtraten in der Schifffahrt deutlich erhöht worden.“

Werden Weihnachtsgeschenke dieses Jahr teurer?

Der Einzelhandelsverband HDE warnt deshalb vor Knappheit einzelner Produkte. Mit Beginn der Vorweihnachtszeit könnten gefragte Neuerscheinungen oder neue Modelle sehr beliebter Produkte knapp werden, da es hier zu Produktionsengpässen kommen kann, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth dem Tagesspiegel. „Pandemiebedingte Herausforderungen bestehen zudem bei der Beschaffung von Non-Food-Artikeln aus dem asiatischen Raum.“ Der Weihnachtseinkauf sei deshalb aber nicht in Gefahr: „Leere Regale sind auch in der Weihnachtszeit nicht zu erwarten.“

Das sieht auch Phillip Haverkamp vom Handelsverband Berlin so, da „die Ware zum Weihnachtsgeschäft langfristig vorab geordert“ werde. Auch am Berliner Einzelhandel geht die allgemeine Entwicklung nicht vorbei. „Zu längeren Bestellzeiten könnte es zum Beispiel bei Neuerscheinungen etwa in der Unterhaltungselektronik oder bei Waschmaschinen und Spülmaschinen kommen“, sagte Haverkamp.

Die Preisspirale beginnt bei den Rohstoffen

Von der Elektronikkette Mediamarkt und Saturn heißt es, einige Lieferanten hätten signalisiert, dass es – je nach Nachfrage – in den kommenden Monaten zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von einzelnen Produkten kommen könnte. „Dazu könnten dann Smartphones, Tablets, Drucker, Geschirrspüler und Kühlgeräte gehören“, sagte ein Sprecher des Unternehmens. „Inwieweit und in welchem Rahmen das tatsächlich so eintritt, lässt sich im Moment nur schwer vorhersagen.“

Preiserhöhungen könnten eine Konsequenz der Situation sein. „Die Industrie hat Preiserhöhungen angekündigt und diese kommt jetzt zwangsläufig im Einzelhandel an“, sagt Wohlrabe. Tatsächlich beginnt die Preisspirale schon beim Verkauf von Rohstoffen, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes von Dienstag zeigen. Demnach sind die Großhandelspreise im September so stark gestiegen wie zuletzt in der Ölkrise 1974.

So zogen die Preise im Vergleich zu 2020 um 13,2 Prozent an. Besonders stark war der Preisanstieg bei Altmaterial und Reststoffen, Erzen, Metallen und Metallhalbzeug sowie Holz. Dies alles ist deutlich über 50 Prozent teurer geworden. Auch die Preise von Getreide, Saatgut und Futtermittel legten im Schnitt um 24 Prozent zu. Als Ursache nannten die Statistiker sowohl die gestiegenen Preise der Rohstoffe selbst sowie das bisher niedrige Preisniveau wegen der Coronakrise.

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