Deutschen Bank dehnt Effizienzprogramm aus: Lust am Sparen
Die Deutsche Bank plant angeblich ein neues Sanierungspaket in Milliardenhöhe. Am Dienstag legt Deutschlands größte Bank ihre Quartalszahlen vor.
Die Alarmsirenen schrillten. Aber es war nur ein Probe-Feueralarm und eine der vorgeschriebenen Übungen. Rund 1000 der 2000 Banker, die in der Zentrale der Deutschen Bank an der Frankfurter Taunusanlage arbeiten, mussten kürzlich ihre Büros im B-Turm verlassen. Nach einer knappen halben Stunde durften sie wieder zurück. Gleichwohl: Richtig in Ruhe können die Mitarbeiter des Instituts ihrem Job derzeit nicht nachgehen.
Ganz oben in den Türmen denken die beiden Ko-Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen unablässig darüber nach, wie sie die Bank wieder nach vorne bringen können. Vermutlich werden sie am Dienstag, wenn sie die Halbjahreszahlen präsentieren, ein ausgeweitetes Effizienzprogramm auf den Tisch legen. Weitere 2,5 Milliarden Euro sollen eingespart werden, heißt es. Zudem ringen die beiden Chefs mit den Bankenaufsehern in den USA, die dem US-Ableger der Bank gerade eine peinliche Rüge erteilt haben. Sie halten ihm vor, seine Finanz- Berichte seien von „geringer Qualität, fehlerhaft und unzuverlässig“.
Da ist es nur bedingt ein Trost, dass der Vorsteuer-Gewinn der Bank nach Schätzungen von Analysten mit 1,24 Milliarden Euro fast eine halbe Milliarde Euro höher ausgefallen sein soll als im Vorjahreszeitraum. Der Grund: Für Rechtsstreitigkeiten hat die Bank dieses Mal nicht zahlen müssen. Trotz aller Probleme rät aber Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research, zum Kauf der Deutsche-Bank-Aktie. Kursziel 31 Euro. Derzeit sind es rund vier Euro weniger. Die Bank habe aufgrund der bereits eingeleiteten Sparmaßnahmen und der jüngsten Kapitalerhöhung um 8,5 Milliarden Euro gute Chancen, nach vorne zu kommen.
Jain und Fitschen wollen Effizienzprogramm ausdehnen
Jain und Fitschen haben daran offenbar noch Zweifel. Laut einem „Handelsblatt“- Bericht, den die Bank allerdings nicht kommentiert, wollen sie das bereits laufende Spar- und Effizienzprogramm um weitere 2,5 Milliarden Euro ausdehnen. Eigentlich sollten die Kosten bis Ende 2015 um rund 4,5 Milliarden Euro gedrückt werden, jetzt sollen es bis 2018 angeblich sieben bis acht Milliarden Euro sein. Die Bank „produziert“ in den Augen von Jain und Fitschen offenbar immer noch zu teuer. Um einen Euro einzunehmen, musste sie im vergangenen Jahr 89 Cent ausgeben. Bei Konkurrenten wie Goldman Sachs oder JP Morgan waren es nur 63 und 73 Cent. Analyst Bongardt schätzt, dass Jain und Fitschen die Quote im laufenden Jahr auf 80 und 2015 auf 75 Cent drücken werden. Die Effizienz soll erhöht werden, indem die Abwicklung von Geschäften vereinfacht und die Digitalisierung von Abläufen, etwa im Kontakt zu Privatkunden, ausgebaut werden sollen. Arbeitsplätze stehen angeblich nicht zur Diskussion.
Sorge über Lage in den USA
Sorgen machen müssen sich Jain und Fitschen auch über die Lage in den USA. Der jüngste Rüffel der US-Notenbank Fed über die Berichtspraxis der Deutschen Bank zeigt, dass ihr die Behörden dort nicht gerade wohlgesonnen sind. Offen ist in den USA auch noch eine Vereinbarung über die vermutlichen Zinsmanipulationen, für die die Bank in Europa schon mehrere hundert Millionen Euro bezahlt hat. Auch eine mögliche Verwicklung in Manipulationen von Wechselkursen könnte teuer werden. Nicht geklärt ist auch, ob die Deutsche Bank, ähnlich wie die französische Großbank BNP Paribas, gegen Sanktionen der USA gegenüber Staaten wie Irak oder Sudan verstoßen hat. Die Franzosen mussten dafür fast neun Milliarden Dollar zahlen. Ansonsten hätten sie ihre Lizenz in den USA riskiert.
Dort hat man zudem noch gut in Erinnerung, dass die Deutsche Bank nach der Rettung des Finanzkonzerns AIG 2009 vom US-Steuerzahler als Entschädigung einen Scheck von fast zwölf Milliarden Dollar erhalten hat – Geld, das möglicherweise nach Meinung der US-Behörden wieder zurückgefordert werden könnte. Und: Mit den jüngsten Sanktionen der USA gegenüber Russland tun sich für die Bank und ihre Geschäfte im Osten Europas mögliche weitere Risiken auf.