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Eine Lufthansa-Maschine auf dem Berliner Flughafen Tegel
© IMAGO/KARPE-GORA

Eurowings: Lufthansa-Tochter streicht weitere Berlin-Direktverbindungen

Eurowings und der Mutterkonzern Lufthansa betonen ihr Engagement für den Standort Berlin. Doch die Realität sieht immer öfter anders aus.

Einer Tagesspiegel-Leserin ist die Freude auf ihren Paris-Besuch gründlich vergangen. Bei Eurowings hatte sie die kurze Reise von Tegel in die französische Metropole gebucht. Doch dann teilte ihr die Lufthansa-Tochter mit, dass sie nur noch über Düsseldorf an die Seine fliegt, mit rund fünf Stunden Aufenthalt am Rhein. Kein Einzelfall, wie ein genauerer Blick in die Flugpläne zeigt, sondern symptomatisch für das Verhalten des Kranichkonzerns in der Hauptstadt.

„Unser Engagement in Berlin ist und bleibt groß“ betonte gerade erst Eurowings-Geschäftsführer Oliver Wagner, als man fünf neue Ziele ab Tegel ankündigte. Täglich werden jetzt auch Karlsruhe/Baden-Baden und Salzburg angesteuert. Dazu kommen ein- bis zweimal wöchentlich die Kanalinsel Jersey, Newquay in Cornwall und das italienische Lamezia Terme.

Viel mehr kommt dann aber auch nicht mehr. Bei näherer Betrachtung geht es nonstop nur noch nach Barcelona, London, Palma und Zagreb sowie – zumeist nur an bestimmten Wochentagen – zu einigen südlichen Ferienzielen.

Wer mit Eurowings nach Paris will, muss dagegen inzwischen in Düsseldorf das Flugzeug wechseln. Doch das kann dauern. Beim Flug, der Berlin um 8.10 Uhr verlässt, beträgt die Umsteigezeit am Rhein knapp sechs Stunden. So summiert sich die Gesamtreisezeit auf gute acht Stunden, gegenüber 110 Minuten für den Nonstopflug mit der Air-France-Tochter Joon, Easyjet oder Aigle Azur.

Und dafür zahlt man auch noch mehr. Bei einer Probebuchung am Mittwoch für eine Reise vom 15. bis 17. Mai kostete der günstigste Hin- und Rückflug bei der Lufthansa-Tochter 213,98 Euro. Bei Easyjet waren die Tickets schon für 114,33 Euro zu haben, bei Aigle Azur gar für 102,33 Euro.

Eurowings spricht von "leichten Anpassungen"

Dennoch konzentriert sich Eurowings darauf, die Berliner über die Drehkreuze in Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart zu fliegen. So wie die Lufthansa die Berliner Fluggäste über ihre Hubs in Frankfurt und München fliegt, den einzigen beiden Berlin-Verbindungen, die die Lufthansa nach Einstellung der von Air Berlin übernommenen New-York-Route überhaupt noch selbst unter dem Zeichen des Kranichs betreibt.

Wer mit Eurowings nach Prag will – bei Easyjet ein einstündiger Flug – muss in Düsseldorf knapp sechs Stunden auf den Anschluss warten. Zwischen Start an der Spree und Landung an der Moldau liegen also acht Stunden und zehn Minuten. Und selbst wer beispielsweise nur nach Wien oder Zürich möchte, muss bei Eurowings eine Zwischenlandung in Kauf nehmen. Da geht es nicht nur mit Easyjet schneller direkt, sondern auch mit den Konzernschwestern Austrian und Swiss.

Aufgrund des „aktuell hochdynamischem Umfeldes“ würde Eurowings derzeit so wie zahlreiche Airlines „leichte Anpassungen“ an den Flugplänen vornehmen, sagt eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Die Strecke nach Paris habe man „zunächst“ gestrichen, die Passagiere umgebucht. Für die Unannehmlichkeiten entschuldige man sich „in aller Form“, es handele sich um „eine seltene Ausnahmesituation“. Ab Berlin biete man im Sommerflugplan bis zu 28 „Direktverbindungen“. Mit mehr als 11.500 zusätzlichen Flügen gegenüber dem vergangenen Winterflugplan sei das ein Plus um 60 Prozent.

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