Etihad und Air Berlin: Lufthansa kooperiert mit schärfsten Konkurrenten
Der Konzern verständigt sich auf eine Zusammenarbeit mit den Rivalen Etihad und Air Berlin – und auf eine Schlichtung mit den Piloten.
Völlig überraschend hat die Lufthansa am Freitag mit einem ihrer bislang schärfsten Konkurrenten vor allem im Verkehr nach Asien eine Zusammenarbeit vereinbart. Schon ab Januar bietet sie zusammen mit Etihad, der staatlichen Airline von Abu Dhabi, erste Flüge unter einer gemeinsamen Flugnummer an. Das gilt für Strecken zwischen Frankfurt und München nach Abu Dhabi sowie von Frankfurt nach Rio de Janeiro und Bogota.
Fest stand bislang nur, dass Lufthansa von Air Berlin, an der Etihad mit 29 Prozent beteiligt ist, 38 Flugzeuge mit Besatzungen least und an ihre Töchter Eurowings und Austrian Airlines für den Verkehr in Europa übernimmt. Zudem einigte sich die Lufthansa am Freitag mit der Piloten-Vereinigung Cockpit (VC) im Konflikt um die Vergütung auf eine Schlichtung. Pilotenstreiks sind damit zumindest bis Ende Januar vom Tisch.
Er freue sich auf die Partnerschaft mit Etihad, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr. „Wir können uns vorstellen, unsere Zusammenarbeit in der Zukunft auf andere Bereiche auszuweiten.“ Auch James Hogan, Präsident von Etihad sieht die Vereinbarung als Beginn einer intensiveren Zusammenarbeit. Deutschland sei für Etihad ein strategisch wichtiger Schlüsselmarkt. „Die neue Beziehung zu Lufthansa ist der nächste Schritt in unserem Bekenntnis zum führenden europäischen Luftfahrtunternehmen“, lobt Hogan die Lufthansa.
Jahrelang hatten Lufthansa-Chefs über die Airlines vom arabischen Golf geschimpft, ihnen kräftige staatliche Unterstützung vorgehalten. Das zielte freilich vor allem auf Emirate aus Dubai, den schärfsten Konkurrenten von Etihad aus der Region. Lufthansa hatte in letzter Zeit sein Angebot in die Region ausgedünnt. Diese Schwäche wird jetzt nach Ansicht von Experten durch die sogenannte Codeshare-Vereinbarung mit gemeinsamen Flugnummern mit Etihad ansatzweise behoben. Etihad betreibt derzeit 120 Jets und hat weitere 204 fest bestellt. Von Abu Dhabi werden weltweit 110 Ziele angeflogen. Etihad hält neben der Beteiligung an Air Berlin Anteile an sechs weiteren Airlines, unter anderem Alitalia, Air Serbia und Air Seychelles.
Fortschritte in den Verhandlungen mit den Piloten
Die Übernahme von 38 Flugzeugen der schwer angeschlagenen Air Berlin im Rahmen eines sogenannten Wet Lease (Maschinen und die Besatzung) soll ab Februar umgesetzt werden. 33 Maschinen gehen an Eurowings, fünf an Austrian Airlines, jeweils für sechs Jahre. Das Leasing erfolge zu marktüblichen Konditionen, teilten Lufthansa und Etihad mit. Details nannten beide nicht. Air Berlin hatte im Herbst von Einnahmen durch diesen Schritt von 200 Millionen Euro pro Jahr gesprochen.
Neben dieser wichtigen Vereinbarung ist die Lufthansa im Konflikt mit ihren Piloten ein Stück vorangekommen. Am Freitag einigte sie sich mit der Vereinigung Cockpit (VC) auf die Schlichtung im Streit um den Vergütungstarifvertrag. Bis Ende Januar soll sie abgeschlossen werden. Wer als Schlichter fungiert, teilten beide Seiten nicht mit. Es solle jetzt ungestört verhandelt werden. Beim Konflikt der Lufthansa mit den Flugbegleitern hat der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck im Sommer für eine Lösung gesorgt. Streiks der Piloten wird es jetzt bis Ende Januar nicht geben.
Die Piloten fordern für die Jahre 2012 bis 2016 eine Erhöhung der Gehälter um insgesamt 22 Prozent, die Lufthansa bietet insgesamt 4,4 Prozent und zusätzlich eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern, was Lufthansa zufolge im Schnitt rund 20 000 Euro entsprechen würde. Seit 23. November hatten die Piloten an insgesamt sechs Tagen die Arbeit niederlegt. 4450 Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge waren dadurch ausgefallen, 525 000 Passagiere waren betroffen. Der Lufthansa bescherte das Einbußen von annähernd 100 Millionen Euro. Schon seit April 2014 hatte die Airline durch rund 15 Pilotenstreiks mehrere einhundert Millionen Euro verloren. Offen sind neben dem Vergütungsvertrag auch die Regelungen zur Übergangs- und Altersversorgung für die rund 5400 Piloten.
Neuer Ärger bei Eurowings
Während bei Lufthansa Streiks erst einmal vom Tisch sind, drohen beim Billig-Ableger Eurowings neue Ausstände der Flugbegleiter. Hier streiten sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo um die Vertretung der Beschäftigten. Verdi hatte Anfang Dezember einen Abschluss mit Eurowings erzielt. Den hält Ufo für viel zu niedrig, außerdem habe Verdi eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen akzeptiert.
Ufo-Tarifvorstand Nicoley Baublies spricht von einem „Schwindel“. Zuletzt hatten Verdi, Ufo und Eurowings in gemeinsamen Gesprächen nach einer Lösung gesucht. Die sind am Donnerstagabend gescheitert. Jetzt müsse Ufo ihre Ziele mit normalen gewerkschaftlichen Mitteln verfolgen, sagte Baublies am Freitag. Von neuen Streiks sprach er noch nicht. Der Tarifvertrag sei mittlerweile in Kraft getreten, heißt es dagegen bei Verdi. Er sehe Erhöhungen für die rund 460 Flugbegleiter zwischen 6,25 Prozent und neun Prozent für zweieinhalb Jahre vor.