Insolvente Fluggesellschaft: Lufthansa kauft Großteil von Air Berlin für 210 Millionen Euro
Die Übernahme von Teilen der Air-Berlin-Flotte durch die Lufthansa ist beschlossene Sache. Jetzt müssen noch die Kartellbehörden zustimmen. Mit der Interessentin Easyjet gibt es weiter keine Einigung.
Die Lufthansa zahlt für die Übernahme großer Teile der insolventen Air Berlin voraussichtlich etwa 210 Millionen Euro. Das teilte Air Berlin am Donnerstag mit. Der Preis könne aber noch angepasst werden, wenn der Kaufvertrag vollzogen wird. Die Lufthansa übernimmt demnach die Tochtergesellschaften Niki und Luftfahrtgesellschaft Walter mit zusammen 1300 Beschäftigten sowie 20 weitere Flugzeuge der Air Berlin. Der Abschluss garantiere den "Erhalt aller Arbeitsplätze" bei Niki und LGW und eröffne zusätzlich Perspektiven für "mehrere tausend Mitarbeiter" von Air Berlin, hieß es. Mit dem Bieter Easyjet werde weiter verhandelt.
Dank des Lufthansa-Geschäfts sollte Air Berlin in der Lage sein, den Bundeskredit von 150 Millionen Euro zurückzuzahlen, der die Airline seit dem Insolvenzantrag vor zwei Monaten in der Luft hält. Die Gläubiger haben noch nicht über den Verkauf entschieden, zudem wird die europäische Wettbewerbsbehörde in Brüssel das Geschäft prüfen.
Lufthansa will jetzt auch an Alitalia ran
Unterdessen hat die Lufthansa offenbar die nächste marode Fluggesellschaft im Blick. „Wir haben Interesse an einer neu aufgestellten Alitalia“, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Frankfurt. Es gilt damit als äußerst wahrscheinlich, dass der deutsche Dax-Konzern an dem bis Montag (16. Oktober) befristeten Bieterverfahren um die einstige italienische Staats-Airline teilnimmt.
Dem Vernehmen nach wird Lufthansa lediglich für Teile der unter Sonderverwaltung stehenden Gesellschaft verbindlich bieten und einen organisatorischen Neuanfang verlangen. In ihrer bisherigen Form gilt die Alitalia als „unsanierbar“. Der irische Billigflieger Ryanair war bereits aus dem Bieterrennen ausgestiegen. Alitalia ist seit Jahren in der Krise und hatte im Mai Insolvenz angemeldet. Dies war bereits vor demselben Schritt bei Air Berlin geschehen, nachdem die gemeinsame Haupteignerin Etihad die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Die Gesellschaft wird durch einen staatliche Überbrückungskredit in der Luft gehalten.
Blaupause für einen Deal mit dem europäischen Marktführer Lufthansa könnte deren Übernahme der Air Berlin sein, wo lediglich Unternehmensteile mit den jeweiligen Start- und Landerechten den Besitzer wechseln sollen. Verwaltung und Technik werden nicht übernommen, und selbst das fliegende Personal muss sich zu großen Teilen neu bei der Tochtergesellschaft Eurowings bewerben und die dortigen Tarifbedingungen akzeptieren. (dpa, AFP)