Billig-Strategie und Streik: Lufthansa auf neuem Kurs - Piloten im Streik
Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr setzt sich mit seiner Billigstrategie durch. Damit wird Eurowings ab Herbst 2015 die Lufthansa-Billig-Airline auf der Langstrecke. Die Piloten haben derweil heute Nacht ihren nächsten Streik begonnen.
Der Aufsichtsrat der Lufthansa gibt grünes Licht fürs Sparen. Zudem stellt sich das Kontrollgremium im Ringen mit der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) um die Übergangsversorgung auf die Seite des Vorstands. „Der Aufsichtsrat hat bestätigt, dass unser Konzept ohne Alternative ist“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Damit wird Eurowings ab Herbst 2015 die Lufthansa-Billig-Airline auf der Langstrecke. Im Streit um die Übergangsversorgung schlägt der Vorstand der Pilotenvereinigung ein Schlichtungsverfahren vor.
An dem heute Nacht um drei Uhr begonnenen Streik der Piloten änderte das jedoch nichts mehr. VC kündigte aber an, die Tarifkommission werde das Schlichtungsangebot in der kommenden Woche prüfen. 37 der 72 von Frankfurt und München geplanten Langstrecken-Verbindungen hat die Lufthansa wegen des in der Nacht angelaufenen Pilotenstreiks bereits gestrichen, elf wurden auf Freitagmorgen verlegt. Mittlerweile dürften sich die Einbußen der Lufthansa aus den bislang zehn Pilotenstreiks in diesem Jahr auf annähernd 200 Millionen Euro belaufen.
Die Piloten der Lufthansa haben damit ihre Arbeit zum zehnten Mal in diesem Jahr niedergelegt. Von Donnerstagmorgen bis Mitternacht fallen viele Langstreckenflüge aus. „Betroffen sind die Flughäfen in Frankfurt, München und Düsseldorf“, sagte ein Sprecher der Lufthansa am Morgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Fluggesellschaft hat im Internet eine Liste mit den gestrichenen Passagierflügen veröffentlicht. Die Hälfte der Langstreckenflieger solle trotz des Streiks abheben, teilte das Unternehmen mit.
Lufthansa Cargo will 9 von 15 Frachtflügen ab Frankfurt starten lassen.
Spohr entschuldigte sich am Mittwoch nach der Sitzung des Aufsichtsrates in einer Telefonkonferenz noch einmal bei den Lufthansa-Kunden für die streikbedingten Einschränkungen. Er ist gleichwohl überzeugt, dass die Airline durch die Streiks kaum Kunden verloren hat. Personalvorstand Bettina Volkens machte deutlich, dass man zu weiteren Gesprächen über die Übergangsversorgung bereit sei. Dies solle jetzt unter Leitung eines Schlichters passieren. Allerdings pocht die Lufthansa darauf, dass sich künftige Piloten an den Kosten der Übergangsversorgung beteiligen. Bislang wird sie allein von der Lufthansa getragen.
Widerstand gegen die Billigstrategie
Die Gespräche mit VC über das sogenannte Wings-Konzept für eine Billig-Strategie der Lufthansa auf Langstrecken erklärte Volkens allerdings für gescheitert. Lufthansa könne sich angesichts des dramatisch schnell veränderten Wettbewerbs keine Beschränkung in ihrer unternehmerischen Freiheit erlauben. Unter Wings sollen die Maschinen zu Kosten fliegen, die 40 Prozent unter denen regulärer Lufthansa-Jets liegen. Volkens betonte aber, man sei weiter zu Gesprächen bereit. VC streikt zwar offiziell wegen der Übergangsversorgung, Grund ist aber auch der Widerstand gegen die Billigstrategie.
Die wird freilich nach Angaben von Spohr ab Herbst 2015 unter dem Namen Eurowings von Köln aus umgesetzt. Unter anderem geht es zu Zielen in Florida, im Indischen Ozean und im südlichen Afrika mit zunächst drei Airbus A 330-200 mit 310 Sitzen. Mittelfristig sollen es insgesamt sieben Jets sein. Betrieben werden die Maschinen von Sun Express, einer gemeinsamen Tochter von Lufthansa und Turkish Airlines. Eine entsprechende Absichtserklärung mit den Türken habe man am Dienstag unterzeichnet, sagte Spohr. Die Piloten für diese Flüge sollen von anderen Gesellschaften der Gruppe oder von außen kommen. „Die neue Eurowings ist unsere Antwort auf eine der großen Herausforderungen der europäischen Airline-Industrie und dem harten Wettbewerb mit stark wachsender Konkurrenz der Low Cost Airlines“, sagte Spohr.
Ausbau zur ersten westlichen Fünf-Sterne-Fluglinie
Daneben wird die Lufthansa auch bei ihren eigenen Maschinen unter dem Schlagwort „Jump“ ein Sparkonzept anwenden, ebenfalls auf neuen touristischen Zielen und auf Strecken, die derzeit nicht profitabel betrieben werden können. Insgesamt geht es um 14 Verbindungen. Hier sollen die Kosten um 20 Prozent runter – ohne dass dies für die Fluggäste erkennbar ist.
Gleichzeitig will Spohr am Ausbau der Airline zur ersten westlichen Fünf- Sterne-Fluglinie festhalten. 2015 würden alle Langstreckenflugzeuge mit der neuen First- Business- und der Premium- Economy-Klasse ausgerüstet. Zudem würden zwei Airbus A 380 und vier Boeing 747-8 sowie zehn Kurz- und Mittelstreckenjets in Dienst gestellt. „2015“, so der gut gelaunte Spohr, „wird das Jahr der neuen Lufthansa-Premium-Qualität.“