Deutsche Bahn plant für den Streik: Lokführer stoßen bei den Deutschen auf Verständnis
Bei der Deutschen Bahn stehen die Zeichen nach der Urabstimmung der GDL auf Streik. Eine Mehrheit der Bevölkerung kann das Anliegen der Lokführer nachvollziehen. Anders sieht es bei den Lufthansa-Piloten aus.
Mehr als die Hälfte der Deutschen hat einer repräsentativen Umfrage zufolge Verständnis für den Streik der Lokführer, nicht aber für den der Lufthansa-Piloten. Im ARD-Deutschlandtrend zeigten 54 Prozent der Befragten Verständnis für einen eventuellen Lokführerstreik wegen der Forderung nach höheren Gehältern, 41 Prozent akzeptierten dies nicht, wie der WDR am Donnerstag mitteilte.
Beim Streik der Lufthansa-Piloten zeigte sich ein umgekehrtes Stimmungsbild. 54 Prozent der Befragten lehnten zugleich den Arbeitskampf wegen der vom Unternehmen aufgekündigten Übergangsrenten ab. 42 Prozent zeigten hierfür Verständnis.
Notfallplan in Vorbereitung
Nach dem Votum der Lokführer für einen neuen Arbeitskampf bereitet sich die Deutsche Bahn mit einem „Notfallplan“ auf drohende Zugausfälle vor. Ziel sei es, so viele Fahrgäste wie möglich an ihr Ziel zu bringen und viele Züge fahren zu lassen, sagte ein Bahnsprecher der „Bild am Sonntag“. „Das Konzept beinhaltet die Erstellung von Notfahrplänen und Informationskonzepten. Auch Busersatzverkehr, soweit möglich, soll eingesetzt werden.“ Führungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter sollten als Info-Kräfte für gestrandete Reisende eingesetzt werden.
In einer Urabstimmung votierten die Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit 91 Prozent der gültigen Stimmen für einen Arbeitskampf. Für die Zustimmung waren 75 Prozent nötig. 81 Prozent der rund 16.000 Stimmberechtigten hätten sich beteiligt, teilte die GDL mit.
Bis einschließlich Sonntag ist noch kein Streik zu erwarten. „Über das verlängerte Wochenende“ werde die GDL nicht zu Arbeitsniederlegungen aufrufen, sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. „Wir werden nicht sofort mit mehrtägigen Streiks losschlagen. Wir werden uns Stück für Stück steigern“, fügte er hinzu. Das jüngste Tarifangebot der Bahn werde die GDL am Wochenende bewerten und dann am Montag dazu Stellung nehmen.
Die GDL hatte die Verhandlungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde durchsetzen. Das sind vor allem fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.
Die GDL verlangt das nicht nur für die rund 20 000 Lokführer, sondern auch für 17 000 andere Mitarbeiter, darunter Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer, Trainer und Disponenten. Die GDL rivalisiert dabei mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
GDL und EVG uneinig
GDL und EVG konnten sich bis zum Beginn der Tarifrunde im August nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. Die Bahn dringt aber darauf, dass die beiden Gewerkschaften zumindest abgrenzen, für welche Berufsgruppen sie jeweils tarifpolitisch zuständig sind.
Das bundeseigene Unternehmen wirft der GDL-Führung vor, nicht an einer Einigung interessiert zu sein. Sollte das so bleiben, müsse „das gesetzlich geregelt werden“, hatte Bahnchef Rüdiger Grube am Mittwoch gesagt. Was in dem Gesetz stehen sollte, sagte er nicht.
Prinzip "Ein Betrieb - ein Tarifvertrag" soll künftig wieder gelten
Die Bundesregierung bereitet derzeit ein Gesetz zur Tarifeinheit vor. Nach Worten von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) soll künftig wieder das Prinzip „Ein Betrieb - ein Tarifvertrag“ gelten. Diskutiert wird, in einem Betrieb nur den Tarifvertrag der mitgliederstärksten Gewerkschaft gelten zu lassen.
Kurz vor Auszählung der Urabstimmung hatte die Bahn der GDL ein neues Angebot vorgelegt. Die Arbeitgeberseite schlug vor, die Verhandlungen auszusetzen, bis die Bundesregierung das geplante Gesetz zur Tarifeinheit auf den Weg gebracht hat. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Geld erhalten. In ihrem Angebot billigt die Bahn der GDL aber lediglich zu, federführend für die Lokführer zu verhandeln. (AFP/dpa)