Wirtschaft: Lion halbiert die Belegschaft
Bioinformatikfirma senkt Prognose und muss sparen
Berlin - Lion Bioscience hat erneut mehr versprochen, als es halten kann. Das Heidelberger Bioinformatikunternehmen, in den Boomzeiten einer der Superstars am Neuen Markt, hat seine Prognose am Donnerstag gesenkt und eine strategische Neuausrichtung angekündigt. „In den letzten zwei Wochen hat sich gezeigt, dass sich einige erwartete Aufträge nur schwer realisieren lassen“, sagte der neu ernannte Vorstandschef Thure Etzold bei einer Telefonkonferenz. Aus diesem Grund werde Lion die zuletzt veröffentlichten Prognosen für das laufende und das nächste Geschäftsjahr nicht erreichen. Das defizitäre Unternehmen will mehr als die Hälfte der 142 Mitarbeiter entlassen, um bis zum Geschäftsjahr 2005/2006 wieder profitabel zu werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Lion die Prognosen senkt und seine Strategie ändert. Das 1997 vom Krupp-Erben Friedrich von Bohlen und Halbach gegründete Unternehmen hoffte, das „SAP der Bioinformatik“ zu werden. Seine Software sollte Pharmafirmen helfen, zielgerichteter und schneller neue Gen-Medikamente zu entwickeln. Das versprach für die Zukunft gigantische Marktchancen. Doch der erhoffte Goldrausch blieb aus.
„Ich bin derzeit skeptisch, was die weitere Entwicklung angeht“, sagte Analyst Thomas Höger von der DZ-Bank. „Lion muss erst beweisen, dass es seine Prognosen erfüllen kann.“ Höger glaubt, dass Lion am Anfang zu schnell gewachsen ist und Produkte entwickelt hat, die von den Kunden nicht akzeptiert wurden.
Das rächte sich schnell. Schon bald musste Lion die eigenen Erwartungen reduzieren. In den vergangenen beiden Jahren wurde die Mitarbeiterzahl drastisch gesenkt, außerdem verabschiedete sich Lion aus der teuren Wirkstoffforschung und konzentrierte sich ganz auf die Bioinformatik. Trotzdem schrumpfte der Umsatz, der Verlust wuchs. Kaum ein Jahr nach dem Rücktritt des Gründers von Bohlen traten im Oktober 2004 auch der neue Vorstand und Aufsichtsrat zurück.
Die am Mittwoch ernannten Nachfolger starten unter schwierigen Bedingungen. Gestern senkte der Vorstand die noch Anfang November bestätigte Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr (bis 31. März) auf acht bis zehn Millionen Euro, bei einem Verlust von 14 bis 16 Millionen Euro. Auch im vergangenen Jahr hatte Lion die Prognose zweimal korrigiert – nach unten.
Maren Peters
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