"Forrest-Gump"-Pralinen: Lindt kauft Russell Stover
Der Schweizer Schokoladenkonzern Lindt will für über eine Milliarde US-Dollar den US-Kulthersteller Russell Stover übernehmen. Das Unternehmen hat die berühmten Pralinen produziert, die Tom Hanks im Film "Forrest Gump" verspeist.
Es ist eines der bekanntesten Zitate in der Filmgeschichte: „Meine Mama hat immer gesagt, das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen“, sagt Hauptdarsteller Tom Hanks in seiner Rolle als „Forrest Gump“. „Man weiß nie, was man kriegt“, philosophiert der junge Mann, während er auf einer Parkbank sitzt und Russell-Stover-Pralinen isst.
Das dürfte Lindt & Sprüngli von „Forrest Gump“ unterscheiden. Der Schweizer Schokoladenhersteller weiß genau, was er für sein Geld kriegt. Der amerikanische Pralinenhersteller aus Kansas City, den Lindt schlucken will, hat vier Schokoladenfabriken in den USA. Russell Stover beschäftigt 2700 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von rund 500 Millionen Dollar im Jahr. Neben den gleichnamigen Pralinen und Tafelschokoladen vertreibt das Familienunternehmen auch die Marke Whitman’s. Künftig soll das alles Lindt gehören. Die Schweizer legen dafür mehr als eine Milliarde Dollar auf den Tisch, wie Lindt-Chef Ernst Tanner am Montag sagte. „Es ist ein Milliardendeal, aber wie viel mehr als eine Milliarde kann ich nicht sagen“, betonte der Unternehmenschef. Nach Informationen der „Financial Times“ sollen es 1,4 Milliarden Dollar, umgerechnet also eine Milliarde Euro sein, die Lindt der Unternehmerfamilie Ward für ihre Schokoladenfirma zahlen will.
Mit der größten Übernahme seiner Geschichte will Lindt zum drittgrößten Schokoladenhersteller in Nordamerika aufsteigen – hinter Marktführer Hershey und Mars. Im Premium-Segment würden die Schweizer sogar auf den ersten Platz springen. „Eine Firma kann sich nicht globaler Player nennen, wenn sie keine starke Position in den USA hat“, meint Tanner. Dort wird Lindt künftig mit den Marken Lindt, Ghiradelli, Russell Stover und Whitman’s vertreten sein. Vor allem Pralinen und Valentinstagprodukte sollen den Schweizern in den USA neue Umsätze bringen. Der Zukauf soll bereits im kommenden Jahr den Gewinn pro Aktie steigern. Die Anleger scheinen das zu glauben. Am Montag kletterte die Lindt-Aktie um gut zwei Prozent auf rund 3800 Euro.
Lindt & Sprüngli ist aber auch ohne die Amerikaner gut im Geschäft. Im ersten Halbjahr steigerte das Traditionsunternehmen, das im Jahr 1900 durch eine Übernahme der Berner Schokoladenmanufaktur von Rodolphe Lindt durch die Chocolat Sprüngli AG von Rudolf Sprüngli entstanden war, seinen Umsatz um sechs Prozent auf 1,2 Milliarden Franken (eine Milliarde Euro). Um Währungsschwankungen bereinigt konnten die Schweizer sogar ein Plus von 9,2 Prozent verzeichnen – und wuchsen damit nach eigenen Angaben stärker als die Branche. Im gesamten Jahr will Lindt beim Umsatz sechs bis acht Prozent zulegen.
Lindt verkauft hochwertige Schokoladen, Pralinen, Weihnachts- und Osterware. Ein Klassiker ist der in Goldfolie eingewickelte Goldhase mit der roten Schleife und der Glocke um den Hals. Um den Goldhasen und den Goldbären – ein weiteres Mitglied der Lindt-Tierfamilie – gibt es immer wieder Streit. Den Goldhasen wollte Lindt europaweit als Marke schützen lassen, konnte sich damit aber vor dem Europäischen Gerichtshof nicht durchsetzen. Auch in Deutschland kassierte Lindt eine Schlappe. Die Schweizer hatten versucht, vor Gericht den Schokohasen der fränkischen Firma Riegelein wegen vermeintlicher Verwechselungsgefahr mit dem Goldhasen aus dem Markt zu drängen – vergeblich.
Der Konflikt um den Goldbären wird dagegen mit vertauschten Rollen ausgetragen. Gummibärchen-Fabrikant Haribo<TH>sieht durch den in Goldfolie eingewickelten Lindt-Bären seine Rechte an dem Namen Goldbären verletzt. In erster Instanz gewann Haribo vor Gericht, in der zweiten Lindt – nun ist der Bundesgerichtshof am Zug. mit rtr
Heike Jahberg
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