Zeitenwende bei Siemens: Kriselnde Kraftwerksparte soll an die Börse
Siemens schafft Klarheit für seine Kraftwerkssparte: Der kriselnde Geschäftsbereich soll in einer neuen Gesellschaft aufgehen und an die Börse gebracht werden.
Siemens will die kriselnde Kraftwerksparte ausgliedern und als neue Gesellschaft an die Börse bringen. Damit trennt sich der Münchner Konzern von einem Bestandteil seines Kerngeschäfts und treibt seine Ausrichtung auf digitale Technologien weiter voran. Die neue Gesellschaft soll zudem Siemens Mehrheitsanteil am Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gamesa, der Windkraftsparte, übernehmen, wie der Konzern am Dienstagabend in München mitteilte. Eine Börsennotierung wird bis zum 20. September des kommenden Jahres angestrebt.
„Dabei gibt Siemens die Mehrheit am neuen Unternehmen ab, bleibt aber als starker Ankeraktionär engagiert“, hieß es. „Der Anteil soll anfänglich bei etwas weniger als 50 Prozent liegen und auf Sicht die Sperrminorität nicht unterschreiten.“ Dass sich der Anteil in Zukunft weiter reduziere, sei nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher.
Sowohl Siemens Gamesa als auch die neue Gesellschaft sollen künftig aus der eigenen Bilanz ausgegliedert werden.
„Angesichts der Gesamtsituation des Geschäftsbereichs im aktuellen Marktumfeld akzeptiert die Arbeitnehmerseite diese Pläne nach intensiver Analyse und Diskussion“, teilte die IG Metall am Abend mit. „Betroffen sind bundesweit fast 20 Standorte mit zusammen deutlich über 20 000 Beschäftigten.“
Die Kraftwerksparte ist schon seit längerem Sorgenkind bei Siemens. Zwar konnte der Konzern über Serviceverträge den Auftragseingang im ersten Quartal um ganze 15 Prozent auf mehr als 3,5 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte Ergebnis ging jedoch um 50 Prozent auf 119 Millionen Euro zurück. Auch die Umsätze lagen mit 2,85 Milliarden Euro um knapp 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Aktuelle Zahlen will Siemens am Mittwoch bekannt geben.
Überkapazitäten von Gasturbinen sowie die Energiewende machen dem Geschäftsbereich zu schaffen. Siemens hatte deshalb bereits im vergangenen Herbst den Abbau von mehreren tausend Stellen angekündigt und die Standorte neu aufgestellt. In der neuen Konzernaufteilung, die unter dem Titel Vision 2020+ seit April Bestand hat, bildete Power und Gas bislang eines von drei zum Konzernkern gehörenden operativen Geschäftsfeldern. Bei den anderen beiden Einheiten handelt es sich um das Geschäft mit digitalen Industrieprozessen sowie Lösungen für künftige smarte Infrastruktur. (dpa)
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