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Bis zum 21. März 2014 müssen Frauen arbeiten, um das gleiche zu verdienen wie die Männer bis Ende 2013.
© dpa

Equal Pay: Kommen Lohnlisten ans schwarze Brett?

Die große Koalition will Frauen besser bezahlen lassen. Das Ziel ist klar, die Instrumente nicht. Die Tarifparteien sind mindestens verwundert.

Jedes Jahr rechnet der Verein „Business and Professional Women“ aus, wie lange Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um auf das Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. Der „Equal Pay Day“ für das laufende Jahr 2013 wäre der 21. März 2014. Denn weibliche Beschäftigte verdienen hierzulande im Schnitt 22 Prozent weniger als die Männer, hat das Statistische Bundesamt ausgerechnet.

Mit dieser Ungleichheit will die große Koalition aufräumen. Dabei ist nicht immer der Arbeitgeber schuld. Frauen arbeiten häufiger Teilzeit, besetzen seltener gut bezahlte Führungspositionen und sind vor allem überproportional in Berufen tätig, die eher schlecht bezahlt werden.

Solche Berufe sollen nun aufgewertet werden, haben jedenfalls die Verhandlungsführerinnen Manuela Schwesig (SPD) und Annette Widmann-Mauz (CDU) beschlossen. Gemeinsam mit den Tarifpartnern will die Politik an einer Gehaltsaufbesserung für Alten- oder Krankenpfleger, Erzieher oder Betreuer arbeiten. Zudem möchte die Arbeitsgruppe, wie berichtet, die Tarifpartner verpflichten, Gehaltsunterschiede abzubauen.

Noch ist alles offen

In Unternehmen ab 500 Beschäftigten sollen darüber hinaus – anonymisierte – Entgeltberichte verfasst werden, um Ungleichgewichte zu finden und dann dagegen vorzugehen. Aber nicht nur in großen Firmen, sondern in allen Betrieben wollen die Koalitionäre jedem einzelnen Arbeitnehmer zudem einen individuellen Auskunftsanspruch verschaffen.

Unklar ist aber noch, wie der aussehen soll. Ob künftig jeder Mann und jede Frau ganz konkret das Gehalt des Kollegen oder nur betriebliche Durchschnittswerte erfragen kann, ist genauso so offen wie die Frage, ob die Tarifparteien oder der Gesetzgeber dafür sorgen, dass Erzieherinnen oder Krankenschwestern künftig mehr in der Lohntüte haben. Klarheit könnte die große Verhandlungsrunde schaffen, die am 18. November über den Vorschlag der Arbeitsgruppe befindet.

Verdi: Tarifparteien können das Problem nicht lösen

Bei den Tarifparteien selbst war am Montag Verwunderung oder Verärgerung zu hören. Die Arbeitgeber reagierten scharf und warfen den wahrscheinlichen Koalitionären unter anderem vor, „jegliche Bodenhaftung verloren zu haben“. Bestenfalls handele es sich in dem sieben Punkte umfassenden Papier um „Koalitionsvertragsprosa“.

Bei Verdi hieß es, die Tarifparteien würden das Problem kaum lösen können, weil zum einen da, wo es Tarifverträge gibt, bereits jetzt überhaupt nicht zwischen Männern und Frauen differenziert werde. Und zum anderen laufe in den Unternehmen, die keine Tarifgehälter zahlen und in denen es auch keine Betriebsräte gibt, der Ansatz über die Tarifparteien ins Leere.

„Es werden von der Politik wieder diejenigen in die Pflicht genommen, die es bislang schon nicht geschafft haben“, sagte Verdi-Tarifexperte Jörg Wiedemuth auf Anfrage. Er glaubt aber an eine positive Wirkung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro, wie ihn Union und SPD einführen werden. „Das trägt vermutlich dazu bei, dass die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern im unteren Einkommensbereich kleiner wird.“

Die Metallarbeitgeber erwarten „Unfrieden in den Betrieben“, wenn die Betriebe die Entgelte „ans Schwarze Brett hängen müssen“. Es gehe der Politik wohl „nur noch um Klientelpolitik“ , hieß es bei Südwestmetall. IG Metall-Vorstandsmitglied Helga Schwitzer dagegen verspricht sich gerade von der Transparenz „eine Menge“: „Das führt zu Diskussionen und bringt Bewegung in die Betriebe.“

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