Reisewarnungen für Nicht-EU-Länder verlängert: Keine Kreuzfahrt, kein Badeurlaub in der Türkei
Während Sommerferien in Europa wieder möglich sind, rücken andere Ziele in die Ferne. Doch einige dürfen doch noch hoffen.
Ob deutsche Touristen in diesem Sommer Urlaub in Ägypten, der Türkei, Tunesien oder Thailand machen können, ist unklarer denn je. Am Mittwoch verlängerte die Bundesregierung ihre Reisewarnungen für mehr als 160 Staaten außerhalb der EU bis zum 31. August. Das würde auch beliebte Reiseziele wie Antalya oder Hurghada treffen. Von Kreuzfahrten rät Außenminister Heiko Maas (SPD) ebenfalls ausdrücklich ab.
Pauschalreisen werden abgesagt
Die Reisewarnungen haben Konsequenzen für alle Urlauber, die eine Pauschalreise gebucht haben. Sie führen dazu, dass die Veranstalter entsprechende Reisen stornieren. Die Kunden können verlangen, innerhalb von zwei Wochen ihr Geld zurückzubekommen.
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Die Verlängerung der Reisewarnung begründet die Regierung damit, dass in Ländern außerhalb Europas Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften „ohne jede Vorankündigung und mit sofortiger Wirkung“ wieder eingeführt werden könnten.
Wegen solcher plötzlicher Maßnahmen waren im März Zehntausende deutsche Touristen im Ausland gestrandet. 240.000 waren in einer wochenlangen Aktion zurück nach Deutschland geholt worden. Eine Wiederholung will die Regierung unbedingt vermeiden.
Der Kreuzfahrtveranstalter Aida hatte schon zuvor alle Reisen bis Ende Juli gecancelt und wird diese Absage jetzt wohl noch verlängern müssen. Häfen in den USA und Kanada will Aida in diesem Jahr ohnedies nicht mehr ansteuern. Mehrere Kreuzfahrtschiffe hatten im März wegen Infektionen an Bord Probleme, einen Hafen zu finden, in den sie einlaufen konnten. Flusskreuzfahrten in Deutschland dürften allerdings von der Warnung ausgenommen sein – wohl als einzige.
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Die Türkei hofft auf eine Ausnahme
Die Türkei, das drittliebste Auslandsreiseland der Bundesbürger, hatte gehofft, dass die Bundesregierung die Reisewarnung bereits im Juni aufhebt. Doch Hoteliers und Türkei-Urlauber sollten ihre Hoffnungen noch nicht begraben. Maas kündigte an, die globale Reisewarnung schon vor dem September immer wieder überprüfen zu wollen.
Dort, „wo das Gesamtpaket aus positiver Pandemieentwicklung, einem stabilen Gesundheitssystem, stimmigen Sicherheitsmaßnahmen für den Tourismus und verlässlichen Hin- und Rückreisemöglichkeiten das zulässt, können wir möglicherweise schon früher von einer Reisewarnung zu Reisehinweisen zurückkehren“, sagte der Minister. Reisehinweise informieren über länderspezifische Risiken. Mit Blick auf die Türkei hatte Maas erst vor wenigen Tagen Hoffnungen geschürt, dass Urlauber schon bald dorthin reisen könnten. Es gebe Gespräche, hatte Maas der „Bild am Sonntag“ gesagt. „Wir werden die Reisewarnung nicht auf Dauer aufrechterhalten.“
Die Reisebranche muss jetzt weitere Geschäfte abschreiben
Der Reiseverband DRV bezeichnete die Entscheidung als nicht „verhältnismäßig“, weil sie rund 160 Staaten über einen Kamm schere. „Die Pandemie klingt in sehr vielen Ländern der Welt ab“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Er forderte schnellstmöglich differenzierte Reisehinweise.
Europas größter Reiseveranstalter Tui hätte etwas mehr Mut sinnvoll gefunden, „um auch Reisen in ausgewählte Länder wie die Türkei zu ermöglichen, die haben sich schließlich auch sehr gut vorbereitet“. Der Geschäftsführer der FTI Group, Ralph Schiller, kritisierte, die Entscheidung Berlins „entzieht Veranstaltern und Reisebüros in Deutschland weiter einen großen Teil der Wirtschaftsgrundlage und ist zudem auch ein herber Rückschlag für viele betroffene Destinationen“. Ingo Burmester, DER-Touristik- Zentraleuropa-Chef, zeigte sich allerdings zuversichtlich, „dass einige Reiseziele, darunter die Türkei, bereits zeitnah Urlauber sicher empfangen können“.
Reisen in Europa werden leichter
Während Fernreisen problematisch bleiben, wird das Reisen in Europa immer leichter. Am Mittwoch beschloss die Bundesregierung, die noch bestehenden Grenzkontrollen zu den europäischen Nachbarländern bis zum 15. Juni schrittweise herunterzufahren.
Schon vor einer Woche hatte das Kabinett für die Reisewarnungen für die 26 EU-Länder sowie für Island, Norwegen, die Schweiz, Großbritannien und Liechtenstein zum 15. Juni aufgehoben. Die allgemeine Reisewarnung wird durch Reisehinweise ersetzt. Diese ermöglichen spezifische Hinweise, die allerdings in Einzelfällen auch bis hin zu Reisewarnungen führen können. Das gilt etwa für Großbritannien, das Einreisende in eine 14-tägige Quarantäne steckt. Norwegen hat seine Grenzen für deutsche Urlauber weiterhin geschlossen.
Viele Länder wie Kroatien, Zypern, Italien oder Österreich lassen dagegen Bundesbürger bereits jetzt wieder ins Land, am Montag folgen Dänemark, Tschechien und andere. Spanien will ab dem 21. Juni folgen. Auf die Balearen dürfen allerdings schon am Montag testweise die ersten deutschen Touristen fahren. (mit dpa)