Solarenergie: Katar will die Sonne zu Strom machen
Trotz rieisiger Ölvorräte plant der Emir von Katar den Bau eines Solarkraftwerks. Das könnte auch für die deutsche Solarbranche interessant sein. Solarworld-Chef Asbeck ist unterwegs ins Emirat.
Berlin - Er verfügt über riesige Ölvorräte, er sitzt auf einem gigantischen Erdgasdepot – trotzdem plant der Emir von Katar die Zukunft mit der Sonne. Die Pläne zum Bau eines Solarkraftwerks im Wert von einer Milliarde Dollar nehmen Gestalt an, erklärte Schadi Abu Daher, Regionalmanager beim Welthandelszentrum in Doha, der Zeitung „Al Arab“. Das könnte durchaus auch für die deutsche Solarbranche interessant sein. Am Mittwoch brach zum Beispiel Solarworld-Chef Frank Asbeck im Gefolge von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zu einer Reise auf. Neben der Türkei, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten macht die deutsche Reisegruppe auch Halt in Katar.
Die Region sei für die Fotovoltaik sehr interessant, sagte Asbeck. Sein Unternehmen plant den Ausbau seiner Siliziumkapazitäten über eine Beteiligung an einem neuen Polysilizium-Werk in den Emiraten. Zu dem geplanten Solarkraftwerk in Katar wollte Solarworld keine Stellung nehmen. Aus dem Golfstaat hieß es nur, man befände sich in „ernsthaften“ Gesprächen mit ausländischen Interessenten.
Es ist bekannt, dass Katar in die Produktion von Silizium und Wafern einsteigen will. Später einmal sollen auch Solarzellen und -module gefertigt werden. Das Milliardenkraftwerk könnte nach Einschätzung von Fachleuten ein Schritt auf diesem Weg sein.
Dass Katar auf die Solartechnik setzt, ergibt durchaus Sinn, sagt Josef Auer, Experte für erneuerbare Energien bei der Deutschen Bank. „Damit stellt sich das Land energiepolitisch auf eine breitere Basis.“ Außerdem eröffneten sich dadurch neue Geschäftsfelder. Wenn das Erdgas nicht mehr wie noch heute zur Stromgewinnung verfeuert werden muss, kann es auf dem internationalen Markt verkauft werden.
Allerdings äußerten mehrere Experten Zweifel, dass das Katar-Projekt bereits so weit fortgeschritten sei, wie es derzeit den Anschein hat. Die Pläne lägen schon lange in der Schublade. Auf der Reise mit Westerwelle werde es keine Vertragsunterzeichnung geben, hieß es in Berlin.
Die Solarbranche, die nach goldenen Zeiten nun den harten Preiskampf mit chinesischen Konkurrenten erlebt, setzt bei der Suche nach neuen Geschäftsfeldern jedoch nicht nur auf die Golfregion. Sie will auch von dem gigantischen Wüstenprojekt Desertec in Nordafrika profitieren. In dem Konsortium haben sich bislang 13 Unternehmen zusammengeschlossen, um in der Sahara riesige Wind- und Sonnenkraftwerke zu bauen. Die Kosten liegen schätzungsweise bei 400 Milliarden Euro. Bis 2012 will die Betreiberfirma DII ihre Geschäftspläne vorlegen. Moritz Honert/HB
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