Sieben weitere Standorte sollen schließen: Karstadt will noch mehr Personal abbauen
Die Mitarbeiter der Warenhauskette Karstadt müssen offenbar erneut Kürzungen hinnehmen. Laut Verdi sind weitere Filialschließungen und zusätzlicher Personalabbau geplant.
Die Beschäftigten des Warenhausriesen Karstadt müssen unter dem neuen Eigner Rene Benko der Gewerkschaft Verdi zufolge einen neuen Kahlschlag fürchten. Insgesamt bedrohten Kürzungspläne der Eigner in den Waren- und Sporthäusern etwa 40 Prozent der verbliebenen rund 15.800 Mitarbeiter, teilte die Gewerkschaft am Freitag nach einer Sitzung ihrer Tarifkommission mit. “Die Arbeitgeber haben (..) deutlich gemacht, dass sie in beiden Unternehmen weitere Filialschließungen und zusätzlichen Personalabbau planen“, kritisierte Verdi-Verhandlungsleiter Arno Peukes am Freitag: “Das ist eine Unverschämtheit.“ Zudem umfasse die Liste der von einer Schließung bedrohten Warenhäuser nun 28 Standorte - nach zuvor 21 Warenhäusern.
Verdi droht mit Protesten der Belegschaft
Für sechs Standorte ist das Aus bereits besiegelt. Von Karstadt und Benkos Signa Holding waren am Nachmittag keine Stellungnahmen zu erhalten. Verdi drohte mit Protesten der Belegschaft. “Die Pläne, die die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben - Tarifverzicht und weitere Kahlschlagpolitik - sind für uns absolut inakzeptabel“, sagte Peukes mit Blick auf die bisherigen Verhandlungen. Die Arbeitgeber müssten ein “vernünftiges Angebot“ vorlegen: “Sonst sehen wir uns auf der Straße wieder.“
Der mit Umsatzrückgängen kämpfende Karstadt-Konzern hatte im Mai 2013 eine “Tarifpause“ ausgerufen - der Warenhausriese sparte sich so anders als Konkurrent Kaufhof Lohnerhöhungen. Verdi läuft dagegen Sturm. Für die Luxus-Häuser um das Berliner KaDeWe ist eine Rückkehr in die Tarifbindung vereinbart, für die übrigen Karstadt-Teile laufen Verhandlungen. Karstadt-Chef Stephan Fanderl pocht auf tiefe Einschnitte. Dabei hat das neue Management nach der Übernahme durch den Tiroler Immobilieninvestor Benko im vergangenen Jahr bereits den Rotstift angesetzt. Sechs Standorte mit rund 330 Mitarbeitern schließen 2015 die Pforten, darunter Warenhäuser in Stuttgart und Hamburg.
Karstadt will offenbar weitere 240 Millionen Euro bei den Beschäftigten einsparen
Zudem hatte Verdi nach einer Vereinbarung über ein Sanierungsprogramm im Februar erklärt, rund 1400 Vollzeit-Stellen würden gestrichen. Verdi zufolge wurde nicht nur bei den traditionellen Warenhäusern die Fokus-Liste gefährdeter Standorte erweitert - auch sechs der 28 Sport-Filialen sollen der Gewerkschaft zufolge auf einer solchen Liste landen. Der Konzern verfügt überdies noch über 81 Warenhäuser. Zudem halte sich das Management offen, Verkaufsflächen auch von anderen Anbietern bewirtschaften zu lassen.
Eine Rückkehr in die Tarifbindung solle sich zudem in Stufen über sechs Jahre hinziehen. Nach Verdi-Berechnungen wolle Karstadt nach erfolgten Personalkosteneinsparungen von 92 Millionen Euro weitere 240 Millionen Euro bei den Beschäftigten einsparen. “Die Pläne der Karstadt-Eigner haben nichts mehr mit der Entwicklung eines erfolgreichen Konzepts für das Warenhaus der Zukunft zu tun“, erklärte Peukes.
“Herr Benko wird sich an seinen Taten messen lassen müssen: Will er die Immobilien oder will er den Handel?“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger mit Blick auf den Karstadt-Eigner. “Für ein erfolgreiches Warenhaus braucht es eine Strategie, um die Umsätze zu steigern“, mahnte sie erneut an: “Die Schließung von Filialen und die Senkung von Personalkosten ist dafür keine Strategie.“ rtr