Krankmeldung: Am dritten Tag zum Arzt
Grippe, Norovirus oder Unfall: Wer krank ist, muss sich beim Arbeitgeber abmelden. Ein Ratgeber
In der U-Bahn, in den Büros, in Geschäften, überall wird gehustet und genießt. Wer sich bei dem kalten Wetter aber nicht nur eine Erkältung einfängt, sondern eine Grippe oder den Norovirus, muss zuhause bleiben – und sich krank melden. Dabei muss man einiges berücksichtigen.
Bis wann muss man sich krank melden?
Das Gesetz spricht von „unverzüglich“. Das heißt, die Krankmeldung muss zu Beginn des ersten Fehltages beim Arbeitgeber, der Personalabteilung oder dem direkten Vorgesetzten eingehen. Das kann telefonisch sein, per Fax oder Mail, erklärt der Arbeitsrechtler an der Technischen Universität Berlin, Professor Axel Hunscha.
Ab wann braucht man ein ärztliches Attest?
Wenn die Krankheit länger als drei Kalendertage dauert, muss der Arbeitnehmer eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, die besagt, wie lange er voraussichtlich nicht arbeiten kann. Das Attest muss dem Arbeitgeber am 4. Krankheitstag vorliegen. Es sei denn, im Arbeitsvertrag ist ein kürzerer Zeitraum vereinbart. Dann kann der Arbeitnehmer bereits nach dem ersten oder zweiten Krankheitstag dazu verpflichtet sein.
Wie lange wird der Lohn weiter gezahlt?
Sechs Wochen laut Entgeltfortzahlungsgesetz. Danach zahlt die Krankenkasse ein Krankengeld von zirka 70 Prozent des Nettoeinkommens und das bis zu 78 Wochen.
Gilt das für alle Branchen, Betriebe und für jede Arbeitsstelle?
Ja. Die Regelung ist in allen Branchen gleich. Sie gilt für Arbeitnehmer wie für Auszubildende oder Mitarbeiter in der Probezeit.
Kann sich auch ein freier Mitarbeiter krank melden?
Grundsätzlich ja. Laut Paragraf 616 des Bürgerlichen Gesetzbuches haben auch freie Mitarbeiter, wenn sie krankheitsbedingt der Arbeit fern bleiben, für eine „verhältnismäßige, nicht erhebliche Zeit“ Anspruch auf Lohnfortzahlung, sagt Arbeitsrechtler Hunscha. Wie lange, das ist allerdings nicht genauer definiert. Und: Dieser Anspruch kann in einem schriftlichen Arbeitsvertrag außer Kraft gesetzt werden.
Müssen sich Arbeitslose krank melden?
Ja, denn sie können im Krankheitsfall nicht in einen Job vermittelt werden. Es gelten die gleichen Regeln wie bei Arbeitnehmern: Am ersten Tag muss man sich bei der zuständigen Arbeitsagentur krank melden, bis zum vierten Tag der Agentur ein Attest vorlegen.
Droht die Kündigung, wenn man häufig krank ist?
Zwar gibt es keine allgemeingültigen Regeln für krankheitsbedingte Kündigungen. Kann der Arbeitgeber aber nachweisen, dass der Arbeitnehmer wegen seiner häufigen Fehlzeiten eine Belastung für den Betrieb ist, steht einer Kündigung arbeitsrechtlich nichts im Weg.
Wie lange habe ich bei einer andauernden Krankheit ein Recht auf meinen Arbeitsplatz?
Auch hier gibt es keine Faustregel. Wird ein Arbeitnehmer durch einen einmaligen Unglücksfall längerfristig krank, kann der Arbeitgeber ihn nur unter bestimmten Bedingungen entlassen. Die Arbeitsgerichte entscheiden je nach Einzelfall. Eine Rolle spielt etwa, wie lange und wie erfolgreich ein Arbeitnehmer in einem Betrieb gearbeitet hat.
Muss der Arbeitgeber über chronische Krankheiten informiert werden?
Nur wenn die Krankheit die zu verrichtende Arbeit erschwert oder sogar unmöglich macht. Solche Krankheiten müssen aber bereits bei der Einstellung angesprochen werden.
Wie gehen Eltern vor, wenn sie ihr krankes Kind betreuen müssen?
Hier gilt, was auch für freie Mitarbeiter zählt. Der Arbeitnehmer kann nach Paragraf 616 des Bürgerlichen Gesetzbuches der Arbeit fern bleiben und sein Lohn wird für eine „verhältnismäßige, nicht erhebliche Zeit“ weiter gezahlt – sofern im Arbeitsvertrag nichts anders vereinbart wurde. Man sollte sich umgehend beim Arbeitgeber abmelden und, wenn das Kind länger krank ist, im eigenen Interesse ein Attest vorlegen. Pflicht ist die ärztliche Bescheinigung jedoch nicht.
Kann ein Arbeitgeber kontrollieren, ob ein Arbeitnehmer wirklich krank ist?
Das kann ihm niemand verwehren. Stellt er die Angaben seines Mitarbeiters in Frage, kann er von der Krankenkasse fordern, den medizinischen Dienst einzuschalten, um die Krankschreibung zu überprüfen. Er darf den Mitarbeiter unter Umständen auch zuhause besuchen oder einen Detektiv beauftragen, den Mitarbeiter zu überwachen.
Was ist einem Arbeitnehmer im Krankheitsfall erlaubt?
Alles was seiner Heilung dient. Er kann sich außerhalb der Wohnung aufhalten, spazieren gehen, auch leichten Sport treiben. Nicht erlaubt ist etwa Handwerkern oder Urlaub machen.
Was passiert, wenn der Arbeitnehmer eine Krankheit vortäuscht?
Das kann in groben Fällen ein Grund für eine fristlose Entlassung sein. In leichteren Fällen muss der Arbeitnehmer mit einer Abmahnung unter Androhung einer verhaltensbedingten Kündigung rechnen. Der Arbeitgeber kann auch Schadenersatz verlangen.
Wird der Lohn auch bei Freizeitunfällen weitergezahlt?
Ja. Selbst Unfälle durch Risikosportarten wie Drachenfliegen oder Rennfahren sind erlaubt. Nur wenn der Arbeitnehmer selbst verschuldet krank wird, wenn er etwa alkoholisiert Auto oder Fahrrad fährt und dabei einen Unfall verursacht, muss der Arbeitgeber nicht zahlen.
Was, wenn ein Arbeitnehmer im Urlaub krank wird?
Er hat das Recht, sich die Krankheitstage anrechnen zulassen und seinen Urlaub zu verlängern. Auch hier gilt: Der Arbeitgeber muss sofort informiert werden. Es empfiehlt sich aber nur bei schwerwiegenden Krankheiten dieses Recht auch in Anspruch zu nehmen, rät Hunscha. Bei leichteren Infekten spricht das nicht für eine motivierte Arbeitseinstellung des Arbeitnehmers.
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