Ifa 2016: Kabel ohne Salat
Schlaue Waschmaschinen, funkelnde Fernseher, saugende Roboter: Die Highlights der Freitag beginnenden Internationalen Funkausstellung.
Manche Träume werden nie wahr. Beispielsweise der vom Kühlschrank mit Internetanschluss, der Lebensmittel selbst nachbestellen kann. Ein solches Gerät werde bald auf den Markt kommen, hieß es vor zehn Jahren. Heute muss man die Einkaufslisten immer noch selbst zusammenstellen, sei es auf dem Papier, per App oder auf der Seite des Lieferdienstes. Abgesehen davon wird derzeit aber vernetzt, was sich vernetzen lässt. „Smart“ werden solche Geräte dann genannt, die „schlau“ miteinander kommunizieren sollen – den Verbraucher aber angesichts des Gewirrs aus Geräten und dafür vorgesehenen Apps oft dumm dastehen lassen. Das soll sich ändern.
Hersteller haben vor allem an Details gearbeitet
Auf der Freitag beginnenden Internationalen Funkausstellung (Ifa) versprechen viele Hersteller – sei es für Unterhaltungselektronik oder Haushaltsgeräte – eine leichtere Steuerung der Geräte. Fernsehhersteller Samsung beispielsweise hat sich die Fernbedienung vorgenommen. Bei der „Premium Smart Remote“ gibt es keine Knöpfe oder Tasten mehr, sondern das Gerät wird über eine Bluetooth-Bedienung gesteuert. So könne der Nutzer „nahtlos zwischen dem Fernsehprogramm, Video on Demand oder Apps hin und her wechseln und die gewünschten Inhalte mit wenigen Schritten aufrufen“, erklärte Samsung-Manager Kai Hillebrandt vorab.
Neben der Steuerung dreht sich auf der Ifa erneut viel um die Display-Technologien der TV-Geräte, denn die Bildqualität bleibt laut Hillebrandt das wichtigste Kaufentscheidungskriterium der Kunden. Neben der Technologie mit organischen Leuchtdioden (OLED), die inzwischen fast alle großen Hersteller im Programm haben, will LCD-Pionier Sharp in diesem Jahr auf der Ifa technologisch einen Schritt weitergehen. Eine relativ neue Halbleitertechnik soll es ermöglichen, dass die Displays nahezu rahmenlos seien und deutlich mehr Pixel bei noch hellerer Lichtdarstellung untergebracht werden können. Entwickelt worden ist die Technik an einer Universität in Japan, statt des amorphen Siliziums wurde dafür eine Mischung aus Indium, Gallium und Zinkoxid verwendet. Sharp nimmt für sich in Anspruch, zu den ersten TV-Herstellern zu gehören, die diese Technik massenmarktreif produziert.
Wer viel Geld in seinen Fernseher investiert, will aber nicht nur gut sehen – sondern auch hören. Auf der Ifa gehören deshalb Lautsprecher, die über W-Lan oder Bluetooth Funkkontakt mit ihren Zuspielern pflegen, zu den
Trendprodukten. Auch die zunehmende Nutzung von Streamingdiensten wirkt sich auf die Entwicklung einer neuen Kopfhörergeneration aus, mit denen Musik komfortabel auch mobil zu hören ist. „Noise Cancelling“ ist dabei ein großes Thema. Der Hörer kann über solche Lösungen auswählen, welche Geräusche verstärkt oder ausgeblendet werden sollen. Bei einem Fußballspiel beispielsweise kann damit der Live-Kommentar ausgeblendet und nur der Fangesang einschaltet werden.
Immer mehr Leute wollen den Plattenspieler zurück - aber technisch hochgerüstet
Doch trotz der wachsenden Streaming-Nachfrage, boomt auch die Plattenindustrie. Um 46,2 Prozent ist der Absatz von Schallplatten im ersten Halbjahr 2016 gestiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Viele Musikfans würden den analogen Sound gegenüber dem digitalen bevorzugen, erklärt Mike van Velzen, Manager des Plattenspieler-Herstellers Teac.
Zudem würden sie schätzen, Musik in der Hand zu haben und tatsächlich aufzulegen. Wie Teac reagieren viele Hersteller auf diese wachsende Nachfrage mit Vinylplayern, die sich ans digitale Hifi-System, den Computer oder einen Audio-Server anschließen lassen.
Bei Weißer Ware wird auf Effizienz gesetzt
Bei der sogenannten Weißen Ware präsentieren die Hersteller auf der diesjährigen Ifa vor allem Details, an denen sie gefeilt haben. Geringerer Stromverbrauch, einfachere Bedienung und weniger Lärm sind dabei die Leitlinien. LG Electronics hat in seine Waschmaschine und Trockner zum Beispiel Stoßdämpfer eingebaut sowie ein Balance-System mit Bällen. Samsung will mit einem Waschtrockner punkten, der zwei Klappen hat, sodass ein Nachfüllen mit Kleidung auch bei laufender Maschine möglich ist.
Bei Kühlschränken gibt es erste Modelle, die statt des brummenden Kompressors eine leise und magnetische Wärmepumpe verwenden. „Gefragt sind hochwertige Ausstattungen, modernes Design und Bedienkomfort“, erklärt Reinhard Zinkan vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Auch die Nachfrage nach vernetzten Geräten, die sich mit ein und derselben Fernbedienung oder per Handy steuern lassen, nehme zu. Auf den Kühlschrank, der quasi selbst einkaufen geht, müssen die Kunden allerdings weiterhin warten. (mit dpa)