Radikalumbau bei Siemens: Joe Kaeser setzt auf Digitalisierung
Siemens-Chef Joe Kaeser will künftig vor allem mit der Analyse von Daten Geld verdienen und das Unternehmen entsprechend umbauen. Das soll auch die Kosten senken - nun zittern die Mitarbeiter um ihre Jobs.
Siemens stellt sich neu auf, um bei der Digitalisierung der Industrie in Zukunft eine größere Rolle zu spielen. Konzernchef Joe Kaeser präsentierte am Dienstag in Berlin seine neue Strategie für das Unternehmen. „Vision 2020“ heißt das Programm. Dafür wird das Unternehmen mit weltweit 360.000 Mitarbeitern erneut umgebaut: Eine Hierarchie-Ebene fällt weg, Vorstandsposten werden neu besetzt und die Geschäfte werden neu sortiert. Wie viele Arbeitsplätze der Umbau kosten wird, sagte Kaeser nicht.
Von der Digitalisierung erwartet Kaeser die größte Wachstumsdynamik
Eines der neuen Geschäftsfelder wird künftig die „Digitale Fabrik“ sein. Die große Flut von Daten, die Siemens-Anlagen überall auf der Welt sammeln, will das Unternehmen künftig intelligenter kombinieren, um den Kunden neue Lösungen anbieten zu können. So tritt Siemens immer stärker in den Wettbewerb mit IT-Unternehmen wie Google, die sich auf die schnelle Analyse von großen Datenmengen spezialisiert haben. „Viele haben Angst vor Google“, konstatierte Kaeser. „Haben wir Angst? Nein, haben wir nicht, aber Respekt.“ Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung – das sind die Felder auf die sich Siemens künftig konzentriert, wobei Kaeser in der Digitalisierung die größte Wachstumsdynamik erwartet, auch wenn sie an anderer Stelle womöglich traditionelles Geschäft ersetze.
Die Kosten sollen um eine Milliarde Euro reduziert werden
Mit der neuen Struktur soll Siemens nicht nur schlanker werden, auch die Kosten sollen um eine Milliarde Euro sinken. Der Vorstandschef nannte zwar keine Zahlen, ließ aber keinen Zweifel daran, dass dies erneut Stellen kosten wird. „Wer Bürokratieabbau fordert“, sagte Kaeser, „der muss wissen, dass Bürokratie auch Gesichter hat.“ Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern würden nun geführt. Die IG Metall rechnet damit, dass mehrere tausend Stellen in Gefahr sind, vor allem in der Verwaltung. Im noch laufenden Programm „Siemens 2014“ hat das Unternehmen bereits 15.000 Stellen gestrichen. Die IG Metall fordert nun, dass es bei der 2010 vereinbarten Standort- und Beschäftigungssicherung bleibt, die unter anderem betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Die Berliner IG Metall forderte zudem eine Zukunftsstrategie für die Berliner Betriebe des Unternehmens, sie sei auch bereit, daran mitzuarbeiten. Berlin ist mit 12.000 Beschäftigten der größte Produktionsstandort von Siemens weltweit. Die Gewerkschaft rief zu einem bundesweiten Aktionstag am 23. Mai auf, der Losung „Mensch vor Marge“ stehen wird.
Die Übernahme der Energiesparte des französischen Konkurrenten Alstom sei nicht Bestandteil der „Vision 2020“ gewesen, sagte Kaeser. Und sei es auch jetzt nicht. Es sei aber die Pflicht des Managements auf Marktveränderungen zu reagieren. Nachdem der US-Konzern General Electric ein Angebot abgegeben hat, hat auch Siemens sein Interesse bekundet und prüft nun die Bücher. Das Interesse sei ernsthaft, sagte Kaeser, aber eine Entscheidung falle erst nach der intensiven Prüfung.
Neue Aufgabenverteilung im Vorstand
Der Umbau des Unternehmens bedeutet auch eine neue Aufgabenverteilung im Vorstand. Die wichtigste Neuheit ist, dass die Shell-Managerin Lisa Davis künftig das Energieressort führen wird – und zwar von Orlando Florida aus. Dort ha das Unternehmen bereite einen Standort. Kaeser erklärte, dass Siemens künftig stärker in das Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie einsteigen will, daher sei es nur konsequent, sich stärker in den USA zu positionieren, wo der Großteil des Geschäfts stattfinde. Der bisherige Energie-Chef Michael Süß wollte jedoch nicht in die USA umsiedeln, daher verlässt er das Unternehmen jetzt.
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