Zalando-Chef Ritter im Interview: "Jedes zweite Teil geht zurück"
Rubin Ritter ist einer der drei Chefs von Zalando. Im Interview spricht er über die Retourquote, Leiharbeiter und die Möglichkeit des Börsengangs.
Herr Ritter, Ihr Unternehmen wächst und wächst, aber jedes Jahr verbrennen Sie mehr Geld. Wann planen Sie flächendeckend die schwarze Null zu schreiben?
Wir setzen uns keine öffentlichen Ziele. Wir fahren unseren Kurs weiter. Wir haben als erstes Unternehmen in Europa binnen vier Jahren die Umsatzmilliarde geknackt und freuen uns sehr darüber.
Gerüchteweise hatte Zalando eine Rücksendequote von über 70 Prozent. Das verursacht enorme Logistikkosten. Haben Sie das Modell mal überdacht?
Die Zahl kommt nicht von uns. Ich kann sagen, dass heute etwa jedes zweite Teil behalten wird. Die Kunden schätzen uns gerade wegen des kostenlosen Retour-Services. Deutschland ist eben eine umtauschfreudige Nation – in anderen Ländern ist die Quote niedriger.
Vor einigen Monaten haben Sie als Reaktion auf Berichte über das von Zalando genutzte Logistikzentrum Großbeeren angekündigt, dass keiner Ihrer Mitarbeiter länger weniger als 8,50 Euro die Stunde verdienen soll.
Die Berichte haben uns Missstände bei unserem Dienstleister aufgezeigt und wir haben gelernt, dass wir Verantwortung übernehmen müssen. In unseren eigenen Zentren beträgt der Einstiegslohn 1500 Euro im Monat. Am Standort Großbeeren, der von Docdata geführt wird, streben wir das gleiche Niveau an.
Es ist also noch nicht erreicht?
Wir arbeiten daran.
Auch an einem Börsengang?
Man kann auch ohne ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Wir haben eine solide Finanzierung mit einer Eigenkapitalquote von 50 Prozent.
Sie schließen den Börsengang aus?
Nein. Wenn wir irgendwann sagen, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, werden wir alles dafür geben, dass er ein Erfolg wird.
Rubin Ritter ist Chef von Zalando. Mit ihm sprach Maris Hubschmid