Digitaler Nachwuchs: Jeder zehnte Dreijährige surft im Netz
Schon kleine Kinder sind regelmäßig im Netz. Die Wirtschaft findet das gut, die Eltern schwanken zwischen Faszination und Abwehr.
Sie tragen zum Teil noch Windeln und können nicht richtig sprechen, sind aber schon online: Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums sind selbst schon Dreijährige im Internet unterwegs.
Ein Mausklick am Rechner der Mama oder ein kurzer Wischer über Papas Tablet: Schwuppdiwupp sind die Kleinen drin in der großen digitalen Welt. „Es erstaunt mich sehr, wie die mit diesen Dingern umgehen können“, sagt eine junge Mutter über die digitale Frühreife ihrer drei und fünf Jahre alten Kinder. Die Mutter eines Sechsjährigen wundert sich: „Wischen ist heutzutage wohl angeboren“ – also das flotte Navigieren auf einem Touchscreen.
Eine kaum erforschte Welt
Diese und viele andere anonym festgehaltenen Eindrücke amüsierter, irritierter, auch besorgter Eltern finden sich in der 150-seitigen Studie „Kinder in der digitalen Welt“, die Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Für die Untersuchung hatte das DIVSI in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut Sinus Kinder zwischen drei und acht Jahren sowie deren Eltern zu ihren digitalen Gewohnheiten befragt.
Nach Angaben des DIVSI gibt der Report Einblick in eine Welt, die bislang kaum erforscht ist. Während das Netzverhalten von Jugendlichen und Erwachsenen mehrfach wissenschaftlich untersucht wurde, gibt es über den Umgang des jüngeren Nachwuchses mit dem Netz praktisch gar keine Zahlen.
Die Hälfte aller Achtjährigen sind online
Die nun erhobenen Daten zeigen nicht nur, dass die digitale Welt längst Einzug in Deutschlands Kinderzimmer gehalten hat. 1,2 Millionen Mädchen und Jungen sind demnach mittlerweile im Internet aktiv, wobei die Zahl der Nutzer mit wachsendem Alter steigt. So sind laut DIVSI derzeit gut die Hälfte aller Achtjährigen online, 37 Prozent davon sogar mehrfach in der Woche oder täglich. Auch bei den Sechsjährigen ist bereits fast ein Drittel im World Wide Web unterwegs – bei den Dreijährigen jedes zehnte Kind.
„Grundsätzlich ist das eine ganz natürliche Entwicklung“, sagt Maurice Shahd vom Digitalverband Bitkom. Die digitale Welt „wird Teil ihres Lebens und ihrer Mediennutzung.“ Gerade Geräte wie Tablets seien recht intuitiv zu bedienen und damit auch für kleine Kinder einfach zu nutzen.
Jungs spielen, Mädchen informieren sich
Ob Plattform zum Videogucken, zum Spielen von Online-Games oder Recherchemittel: Selbst die Kleinsten sind laut Studie in der Lage, das Netz für verschiedene Zwecke zu nutzen. Mädchen und Jungen seien dabei gleichermaßen vom Netz fasziniert. Aber es gibt auch Unterschiede: Während Jungs digitale Medien „spieleorientierter“ nutzen, suchen Mädchen im Netz vor allem nach Informationen.
Kleine Kinder von Eltern mit geringerer Bildung setzen dabei eher auf Unterhaltung und nutzen das Internet seltener zum Lernen als Kinder von Eltern mit höherer Bildung. Je geringer die Bildung der Eltern, desto weniger engagierten sich Väter und Mütter, um ihre Kinder aktiv in die digitale Welt zu begleiten.
Zwischen Faszination und Abwehrreflexen
Doch: Ist es überhaupt erstrebenswert, dass schon Dreikäsehochs weitgehend autonom durchs Netz surfen? Die Eltern der „Digital Natives“ schwanken laut Studie zwischen Faszination, Gelassenheit, Vorsicht und Abwehrreflexen.
Die meisten von ihnen sehen für ihre minderjährigen Kinder allerdings vor allem Risiken, wenn es um die Nutzung des Internets geht. Entscheidend dafür, ob der Nachwuchs überhaupt online gehen wolle oder dürfe, sei die Nähe der Eltern zur „digitalen Lebenswelt“ und ihre Einstellung zum Netz. Zwei Drittel der Befragten verbieten ihren jüngeren Kindern rigoros, sich in der digitalen Welt zu bewegen.
Medienkompetenz fördern
Dabei sind es vor allem nicht kindgerechte Inhalte, die die Erwachsenen fürchten. Zudem befürchten die Eltern, dass ihre Sprösslinge im Internet Kontakt zu Unbekannten aufnehmen oder Opfer von Cyber-Mobbing werden könnten.
Allerdings sind laut Bundesfamilienministerin Schwesig auch fast zwei Drittel der Befragten der Überzeugung, dass ihre Kinder digitale Kompetenz erwerben müssen, „um nicht von der Gesellschaft abgehängt zu werden“. Allerdings führe die Digitalisierung nicht automatisch zu Chancengleichheit, betonte die Ministerin. Es sei notwendig, die Medienkompetenz der Familien zu fördern, damit Bildungs- und Teilhabechancen allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßen offenstünden.
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