Strom sparen schwer gemacht: Jeder sechste Fernseher hat kein richtiges Energielabel
80 Prozent der Kunden achten beim Kauf auf das Energielabel zum Stromsparen. Doch eine Stichprobe von Verbraucherschützern hat jetzt ergeben: Viele sind falsch.
Je teurer der Strom, desto wichtiger das Stromsparen. Das denken sich auch viele Verbraucher. 80 Prozent der Kunden achten daher auf das Energielabel, wenn sie einen Fernseher, einen Kühlschrank oder eine Waschmaschine kaufen, hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) herausgefunden. Das Problem: Nicht immer stimmen die Angaben auf dem Label. Jeder sechste Fernseher, der im Handel ist, hat gar kein Energielabel oder ein falsches, hat der VZBV jetzt herausgefunden.
Die Verbraucherschützer hatten gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) im Dezember und Januar 1158 Fernsehgeräte bei 22 Händlern unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Elf Prozent der Geräte trugen gar kein Label, weitere sieben Prozent ein falsches. Das ist kein Kavaliersdelikt, meinen die Tester. Denn die Kennzeichnung, wie viel Energie ein Gerät verbraucht, ist kein Service, der ins Belieben der Hersteller oder des Handels gestellt ist, sondern von der EU verbindlich vorgeschrieben. Die bunten Balken auf dem Etikett sollen den Verbrauchern helfen, im Laden Geräte aufzuspüren, die möglichst wenig Strom verbrauchen. Dabei gilt: A ist besser als B, B ist besser als C – und so weiter. Was theoretisch klingt, hat praktische Auswirkungen: Ein neuer Kühlschrank mit der Kennzeichnung A+++ verbraucht 60 Prozent weniger als ein A-Modell. Knapp 50 Euro lassen sich so pro Jahr an den Stromkosten sparen. „Bei vielen Geräten mit langer Lebensdauer sind die Betriebskosten mit der Zeit höher als der Kaufpreis“, sagt Holger Krawinkel, Energieexperte des VZBV. „Energieeffiziente Produkte zahlen sich langfristig für die Verbraucher aus.“
Das gilt auch für Fernsehgeräte. Bei ihren reicht die Skala derzeit von A+ bis F, besonders energieeffiziente Geräte dürfen auch mit A++ gekennzeichnet werden. Kunden sind auch hier gut beraten, zur A-Klasse zu greifen, hat das Öko-Institut herausgefunden. Innerhalb von sieben Jahren – das entspricht der durchschnittlichen Nutzungszeit eines TV-Gerätes – können Verbraucher mit einem A+-Fernseher gegenüber einem ähnlichen Gerät der Klasse B Stromkosten von knapp 350 Euro sparen. Gegenüber einem Altgerät sind sogar über 1050 Euro drin, haben die Wissenschaftler errechnet.
Schwierig nur, wenn man sich auf die Kennzeichnungen nicht verlassen kann. In der Vergangenheit wurden immer wieder Verbrauchswerte gefälscht oder Energielabel nicht an den Produkten angebracht, kritisieren VZBV und BUND. Beide Organisationen haben sich jetzt zusammengeschlossen und wollen als „Marktchecker“ im Handel kontrollieren, ob die Kennzeichnung korrekt ist. Darüber hinaus wollen sie aber auch ausgewählte Produkte im Labor testen und prüfen, was diese in Sachen Energieeffizienz halten.
Schuld an der mangelnden oder fehlerhaften Kennzeichnung hat der Handel, meinen die Hersteller. „Jedem Gerät, das ausgeliefert wird, liegt das Energielabel bei“, sagte Werner Scholz, im Elektroverband ZVEI zuständig für Haushaltsgeräte, dem Tagesspiegel. Im Handel werde das aber nicht immer zuverlässig aufgeklebt. In Brüssel wird derzeit bereits über eine Reform der Label nachgedacht. Zu Recht, meint Scholz. „Wenn jeder zweite Kühlschrank A+++ hat, kann der Verbraucher doch kaum noch differenzieren.“
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