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Shopping: Der Handel ist zufrieden, die Geschäfte laufen gut.
© dpa

Kaufkraftvergleich in Deutschland: Jeder Berliner hat im Schnitt 19.990 Euro zum Leben

Die Kaufkraft der Deutschen wird 2016 steigen, hat die GfK ausgerechnet. In Starnberg auf fast 32.000 Euro pro Kopf. Berlin kann da nicht mithalten.

Am nächsten Samstag und Sonntag dürfte es wieder voll werden in der Wilmersdorfer Straße, am Kurfürstendamm und in den Shopping-Centern der Stadt. Das verkaufsoffene Wochenende werden viele Berliner nutzen, um letzte Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Uhren etwa und Spielzeug, das sind die bisherigen Renner. Der Handel ist zufrieden, nicht nur in Berlin. Glaubt man dem Handelsverband HDE, werden die Deutschen allein im November und Dezember 86,7 Milliarden Euro ausgeben, rund zwei Prozent mehr als im Vorjahr.

Keine Frage, vielen Menschen geht es gut. Die Arbeitslosigkeit ist auf einem Tiefstand, die Wirtschaft wächst, die Inflation ist niedrig. Und auch die Aussichten sind nicht schlecht. Am Montag prognostizierte das Institut für Weltwirtschaft ein Wachstum von 2,2 Prozent für Deutschland.

Das spüren die Menschen auch in ihren Geldbörsen, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) glaubt. 2016 werden die Bundesbürger pro Kopf nominal rund 430 Euro mehr für ihre Ausgaben zur Verfügung haben als 2015. Die Kaufkraft, so schätzte die GfK am Montag, wird um zwei Prozent steigen. Im Schnitt sind es 21 879 Euro, die jeder Einwohner für den Konsum, Miete und andere Lebenshaltungskosten zur Verfügung hat. In die Berechnung fließen Gehälter, Kapitaleinkünfte, Renten, aber auch Transferzahlungen wie Arbeitslosen- oder Kindergeld ein.

Die Durchschnittszahl sagt aber wenig aus über die Lebensverhältnisse vor Ort. So kommt im Millionärsparadies Starnberg jeder Einwohner umgerechnet auf 31 850 Euro, im Armenhaus der Republik, im Landkreis Görlitz, sind es dagegen gerade einmal 17 194 Euro.

Auch Berlin schneidet im deutschen Kaufkraftvergleich nicht wirklich gut ab. Mit 19 990 Euro landet das Land im Ranking der Bundesländer auf Platz elf, im Vergleich der 402 deutschen Städte und Landkreise reicht es nur zu Platz 291. Mit einem geschätzten Kaufkraftplus von 341 Euro bleibt Berlin weit hinter dem bundesrepublikanischen Durchschnitt zurück. Und in dem von München und Düsseldorf angeführten Ranking der Städte mit mehr als 200 000 Einwohnern schafft es die deutsche Hauptstadt gerade einmal auf Rang 26.

Wie passt das zur Boomtown Berlin, die beim Wirtschaftswachstum in den vergangenen zwei Jahren deutschlandweit die Nase vorn hatte, in die jeder will, die schon lange vor dem Flüchtlingsstrom jedes Jahr um 40 000 Neu-Berliner wuchs?

Karl Brenke, Berlin-Experte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, wundert das nicht. Unter den Menschen, die neu an die Spree kommen, seien viele Studenten mit geringem Einkommen. Und auch die neuen Arbeitsplätze – 120 000 sozialversicherungspflichtige Jobs sind in den vergangenen drei Jahren in Berlin geschaffen worden – seien oft in Branchen entstanden, in denen die Beschäftigten wenig verdienen: im Gastgewerbe etwa oder in der Kreativwirtschaft. „Die Beschäftigung ist gestiegen, aber die Einkommen kaum“, sagte Brenke dem Tagesspiegel. In der Senatsverwaltung für Wirtschaft streitet man das nicht ab. „Wir sind auf einer Aufholjagd“, betont Sprecherin Claudia Hamboch. „Berlin hatte immer die rote Laterne.“ Doch nun wende sich das Blatt. 2,2 Prozent Wachstum sollen es in diesem Jahr sein, 2,0 Prozent im nächsten, glaubt man in der Senatsverwaltung. Dennoch dürfte man einen langen Atem brauchen. Bis dahin müssen sich die Berliner beim Shoppen ein wenig zurückhalten. Auch am vierten Advent.

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