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Die Frankfurter Börse.
© dpa

Dax und Co.: Ist die Party an den Börsen vorüber?

Der deutsche Börsen-Leitindex Dax hat zuletzt nachgegeben. Ist die Party an der Börse vorbei? Fragen und Antworten zum Thema.

Bei 12.951 Punkten war Schluss. Am 20. Juni hatten Anleger den deutschen Aktienindex (Dax) kurzzeitig auf dieses neue Allzeithoch gehoben. Schon hofften einige, der Dax könnte die Marke von 13.000 knacken. Doch daraus wurde nichts, die Anleger machten Kasse. Binnen acht Handelstagen verlor der Dax mehr als 600 Punkte. Auch andere große Indizes wie der Euro-Stoxx50 oder der S&P500 knickten ein, in den USA allerdings nur leicht. Weil der Kursanstieg schon neun Jahre anhält, fragen sich Anleger: Ist die Party nun vorbei? Könnte kurz- bis mittelfristig ein kräftiger Rücksetzer oder sogar ein Crash drohen?

AMERIKANER SIND SKEPTISCH

In den USA melden sich derzeit immer öfter Crashpropheten zu Wort. Jim Rogers etwa, US-Rohstoffinvestor und Ex-Hedgefondsmanager, glaubt, dass die Börsenwelt binnen eines Jahres einen massiven Crash erleben werde. Anleger sollten sich auf den „schlimmsten Absturz in modernen Zeiten“ einstellen, sagt Rogers. Die Lage der US-Unternehmen sei labiler als gedacht, während die Börsenkurse unverhältnismäßig stark gestiegen seien, Aktien inzwischen in den USA sehr hoch bewertet seien. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im S&P 500 liegt aktuell bei 23,7 – und damit deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Es fehle nur noch ein Zündfunke, glaubt Rogers. Denkbar etwa sei ein größerer Zusammenbruch eines Rentenfonds oder auch eine Eskalation im stark überschuldeten China. Sicher ist: ein Crash in den USA würde auch in Europa zu massiven Verkäufen führen.

DEUTSCHE HOFFEN AUF ANSTIEG

In Deutschland dagegen herrscht maximal kurzfristige Skepsis, mittelfristig sind die meisten Analysten optimistisch. „Es gibt aus heutiger Sicht keinen Grund dafür, das der Dax im Sommer unter die Marke von 12.000 Punkten fällt“, sagt Tim Albrecht, Manager von drei Deutschland-Fonds bei der Deutschen Asset Management, der Fondstochter der Deutschen Bank. Auch auf dem gegenwärtigen Niveau, glaubt Albrecht, seien deutsche Aktien durchaus noch ein Kauf. Im zweiten Halbjahr sieht der Fondsmanager den Dax bis auf etwa 13.400 Punkte steigen – und ist damit optimistischer als die Deutsche Bank selbst, die ihre Dax-Prognose für 2017 im März erst auf 12.800 Punkte angehoben hat. Auch einige andere Banken mussten ihre Kursziele im Jahresverlauf erhöhen, nachdem sie Ende Dezember noch im Schnitt von einem Dax-Niveau bei 11.500 Punkten zur Jahresmitte ausgegangen waren, etwa 1000 Punkte unter dem aktuellen Stand.

Die Commerzbank glaubt ebenfalls, dass Aktien „trotz der fulminanten Performance im ersten Halbjahr noch moderate Aufwärtschancen bieten“. Bis Mittwochmittag lag das bisherige Dax-Plus des Jahres 2017 trotz der jüngsten Schwäche noch bei 8,4 Prozent. Binnen eines Jahres konnten Dax-Anleger ihr Geld – vor Kosten und Steuern – um gut 28 Prozent mehren. Gelänge der von Albrecht prognostizierte Zuwachs, wären noch 2017 weitere sieben Prozent drin.

Analyst Markus Reinwand von der Hessischen Landesbank ist derweil etwas pessimistischer und glaubt, dass der Dax noch unter die Marke von 12000 Punkten abtauchen müsse, um die Basis für eine gesunde Rückkehr nach oben zu legen. Zudem spreche das „saisonale Muster“ mit schwächeren Aktivitäten über den Sommer für eine Fortsetzung der Korrektur. Anleger sollten ihr Pulver deshalb vorerst noch trocken halten.

Alle Prognosen, räumt auch Fondsmanager Albrecht ein, seien letztlich jedoch kaum mehr als ein Blick in die Kristallkugel, auch wenn sie auf sorgfältiger Analyse der Gegenwart beruhen. Letztlich müsse sich der Anleger, der Aktien kaufen wolle, selbst eine Meinung bilden. Doch wie sieht der Status Quo derzeit konkret aus?

VIEL HÄNGT VON DEN BILANZEN AB

Aktuell notieren die 30 Dax-Werte im Schnitt bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,97 – ein Wert, der deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre bei etwa 19 liegt. Die Bilanzsaison steht vor der Tür. Da der Dax einen hohen Anteil konjunktursensitiver Aktien hat, werden Anleger vor allem auf die Ausblicke der Unternehmen achten. Generell wirken sich in den Kursen besonders Abweichungen von den Prognosen aus. Treibstoff kann die Bilanzsaison also nur schaffen, wenn die ohnehin hohen Erwartungen getoppt werden.

Die Lage der deutschen Wirtschaft ist dabei exzellent: Alle Frühindikatoren und Stimmungsberichte bewegen sich in der Nähe von Rekordmarken, das Wachstum ist stabil, die Stimmung nahezu euphorisch: Der ifo-Stimmungsindex, der die Einschätzungen deutscher Unternehmer zur Geschäftslage in den nächstens sechs Monaten widerspiegelt, ist gerade auf den höchsten Wert seit mehr als einem Vierteljahrhundert gestiegen. Besonders beliebt sind bei Anlegern und Fondsmanagern Tech-Titel sowie Aktien aus den Sektoren Industrie und Finanzen.

WAS SORGEN MACHT

Allerdings geben auch hier die USA den Ton vor. Für die Unternehmen des S&P 500 rechnen die Analysten mit einem Umsatzwachstum von im Schnitt 4,6 Prozent in den Monaten April bis Juni, die Gewinne sollen um 6,5 Prozent gestiegen sein. Sorgen macht Anlegern, dass ein Gutteil der Zuwächse nur auf das Konto von Energieunternehmen geht, die im vergangenen Quartal von einem deutlich höheren Ölpreis profitiert haben. Ohne sie könnte der Gewinnzuwachs geringer sein als in den Vorquartalen. Zudem sorgen sich Investoren, dass nun auch die Notenbank der Euro-Zone vor einer Kehrtwende steht und die EZB auf absehbare Zeit aus der lockeren Geldpolitik aussteigt. Ein Hauptargument vieler Dax-Optimisten ist dagegen: Solange die Zinsen niedrig sind und leicht steigende Sätze an den Anleihemärkten zu Kursverlusten führen, fehlen jenseits der Aktien echte Alternativen.

WAS DIE CHARTS SAGEN

Der charttechnische Blick auf den Dax: Gerade in Zeiten größerer Unsicherheit blicken viele Anleger auch auf die Kursbilder, die Charts. Wichtig ist im Dax hier die Zone rund um die Marke von 12300 Dax-Punkten, deren Fall einen weiteren Rückschlag bis auf etwa 12090 Punkte erlauben würde, wo ein wichtiger Aufwärtstrend verläuft. Hält auch dieser nicht, dann käme die 200-Tage-Linie ins Spiel, die aktuell bei etwa 11700 Punkten liegt. Dieser gleitende Durchschnitt der Kurse wird von vielen Anlegern beachtet. Im Juni hatte sich der Dax immer stärker von dieser Linie nach oben abgesetzt, eine Entwicklung, die früher oder später stets zur Korrekturen führt.

Als sehr negatives Zeichen gilt, wenn der Kursverlauf einer Aktie die 200-Tage-Linie nach unten kreuzt. Aktuell ist zwar der Dax weit entfernt davon, bei einigen Aktien ist dies jedoch geschehen, etwa bei der deutschen Telekom, bei ProSieben-Sat1, bei Henkel oder bei BMW. Auf dem Weg nach oben warten auf den Dax umgekehrt Zonen, an denen er zuvor gescheitert ist: Auch sie bilden also einen Widerstand, etwa bei 12.530 oder zwischen 12.660 und 12.700 Punkten.

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