Britische Fluggesellschaft pleite: Insolvenz von Monarch Airlines betrifft 800.000 Passagiere
London spricht von der größten Rückholaktion in Friedenszeiten: 110.000 Reisende müssen nach Hause gebracht werden - betroffen sind weit mehr.
Dritte Pleite in der Luftfahrtbranche in diesem Jahr: Ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung hat die britische Fluggesellschaft Monarch Airlines wegen Insolvenz ihren kompletten Flugbetrieb eingestellt. Sämtliche Flüge wurden abgesagt, wie die britische Luftverkehrsbehörde CAA am Montag mitteilte. Insgesamt sind mehr als 800.000 Passagiere davon betroffen: Es handelt sich um Touristen, die etwa in Kroatien, Griechenland und Italien gestrandet sind oder geplante Reisen gebucht haben. Die starke Konkurrenz in Europa und Kostendruck hatten der fünfgrößten britischen Fluggesellschaft schon seit Jahren zu schaffen gemacht.
Verkehrsminister spricht von beunruhigender Lage
Die Regierung in London bat die CAA (Civil Aviation Authority), andere Flüge für die rund 110.000 Monarch-Passagiere, die bereits im Ausland sind, zu organisieren. Es handele sich um die größte Rückholaktion in Friedenszeiten. Außerdem wurden weitere rund 300.000 Buchungen von 750.000 Kunden storniert, wie die CAA der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Darin enthalten sind Gruppenbuchungen zum Beispiel von Familien.
Verkehrsminister Chris Grayling sprach von einer beunruhigenden Lage für die betroffenen britischen Urlauber. Seine erste Priorität sei es, die Passagiere nach Hause zu holen. „Niemand sollte die Größe der Herausforderung unterschätzen. Daher bitte ich die Passagiere, geduldig zu sein“, wird Grayling in einer Mitteilung zitiert. Kunden wurden aufgefordert, nicht eigenmächtig zum Flughafen zu fahren.
Monarch Airlines gehört dem Unternehmen Greybull Capital
Nach Angaben der Unternehmensberatung KPMG sind drei ihrer Mitarbeiter als Insolvenzverwalter einbestellt worden. Kostendruck und der zunehmende Wettbewerb auf dem europäischen Markt hätten zu der Insolvenz beigetragen, sagte Insolvenzverwalter Blair Nimmo. „Das Scheitern der dritten Airline in diesem Jahr in Europa - nach Alitalia und Air Berlin - ist ein Symptom von Überkapazität und viel zu aggressiver Preispolitik“, kommentierte der Analyst Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital die jüngste Entwicklung.
Monarch Airlines (Luton) gehört dem Unternehmen Greybull Capital. Die Airline konnte nicht nachweisen, finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Dies war jedoch Voraussetzung für eine Verlängerung der Betriebserlaubnis zum Verkauf von Pauschalangeboten mit Flügen. Die Fluggesellschaft soll Medienberichten zufolge bereits Verkaufsgespräche unter anderem mit Norwegian geführt haben. Monarch Airlines war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. (dpa)