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Die Krise ist lange noch nicht ausgestanden.
© dpa

Volkswagen verschiebt Termine: In der Abgasaffäre geht Genauigkeit vor Geschwindigkeit

Der Autokonzern hat seine Hauptversammlung und die Vorlage der Bilanz verschoben. Der Grund: Dieselgate. Ein alarmierendes Zeichen? Eine Analyse.

Die Folgen der millionenfachen Trickserei an Diesel-Motoren werden den VW-Konzern Milliarden kosten. So viel ist klar. Elf Millionen Reparaturen, Schadenersatzforderungen, Strafzahlungen sowie der Reputationsverlust sind auch für ein finanziell gesundes Unternehmen, wie es VW bis zur Aufdeckung des Skandals war, nicht leicht zu schultern.

Zwischenzeitlich wurde über gewaltige Belastungen von bis zu 100 Milliarden Euro spekuliert, die den Konzern (Umsatz: 200 Milliarden Euro) umwerfen könnten. So schlimm wird es wohl nicht kommen. Am Freitag hat Volkswagen allerdings ein auf den ersten Blick alarmierendes Signal verbreitet: Das Management kann selbst noch nicht einschätzen, wie teuer „Dieselgate“ am Ende wird – fünf Monate nach dem Beginn des Dramas.

Die Vorlage der Bilanz und die Hauptversammlung wurden deshalb verschoben. Der Konzern verspricht weiter „größtmögliche Klarheit und Verlässlichkeit“ – aber die Öffentlichkeit versteht nur: Wir rechnen noch, wir sind noch nicht so weit, es könnte noch teurer werden.

Kosten des Skandals noch unklar

Nun darf spekuliert werden, ob die 6,7 Milliarden Euro, die VW für die Rückrufe bereits im September zurückgestellt hatte, ausreichen. Die möglichen Kosten des juristischen Nachspiels in den USA waren darin ohnehin nicht enthalten. Andere Fälle, etwa die Deutsche Bank, zeigen, wie unkalkulierbar Rechtsstreitigkeiten werden können.

Von der Lähmung des Managements ganz zu schweigen. Investoren hassen diese Unsicherheit. Einige Großanleger werden ungeduldig und fordern von VW mehr Transparenz. Bei ihnen wächst die Sorge vor weiteren Überraschungen aus Wolfsburg.

Doch ein Blick auf die Börsenreaktion am Freitag zeigt: Es handelt sich wohl nur um Einzelmeinungen, die VW-Aktie steigt. An den Märkten lässt man sich davon beruhigen, dass der Konzern keine Gewinnwarnung ausgesprochen hat. Operativ soll 2015 sogar ebenso viel verdient worden sein wie 2014: 12,7 Milliarden Euro. Das klingt selbstbewusst. Und es gilt weiter, dass Vorstand und Aufsichtsrat bei der Aufarbeitung des Skandals nach dem Motto verfahren: Genauigkeit vor Geschwindigkeit.

Die Aufklärung verschleppen darf VW allerdings nicht. Tricksereien werden dem Konzern nicht mehr verziehen.

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