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Verbraucher finden die Höhe des Dispozinses auf dem Kontoauszug - auf der Internetseite vieler Banken fehlt dagegen diese Angabe.
© dpa

Dispozinsen: In den Miesen

Wer sein Konto überzieht, zahlt derzeit im Schnitt zwölf Prozent Zinsen. Das rügt die Stiftung Warentest.

Die Deutsche Skatbank ist der Streber unter den Banken. Dabei klingt ein Institut, das im Logo die Kartensymbole Kreuz, Herz, Piek und Karo trägt, erst einmal dubios. Doch die Direktbank ist eine Zweigniederlassung der Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land in Thüringen – Name und Logo verdankt die Skatbank schlichtweg der Region: Denn „Altenburg ist weltbekannt für seine Tradition rund um das Thema Spielkarten“, heißt es auf der Internetseite. Künftig könnte die Skatbank noch aus einem ganz anderen Grund an Berühmtheit gewinnen. Denn von ihren Kunden, die ihr Konto überziehen, verlangt sie nur einen Dispozins von 5,25 Prozent und damit viel weniger als die Konkurrenz. Im Schnitt verlangen die deutschen Banken von ihren Kunden 11,76 Prozent, wie eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest ergab. Am höchsten ist der Dispozins demnach mit 15,32 Prozent bei der Volks- und Raiffeisenbank Aalen. Auch viele Berliner Institute verlangen mehr als zehn Prozent (siehe Tabelle).

„Der Dispozins ist eine lukrative Einnahmequelle für die Banken“, sagte Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest. Dabei ist das Zinsniveau derzeit extrem niedrig. So können sich die Institute im Moment für einen Zinssatz von 0,75 Prozent bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen. In einer solchen Niedrigzinsphase seien „zweistellige Zinssätze bei den Dispositionskredit unangemessen“, sagte Primus.

Fast ein Drittel der Deutschen nutzt den Disporahmen, zeigt eine Emnid-Umfrage in Auftrag der Postbank. Vier Prozent nehmen ihn demnach sogar jeden Monat in Anspruch. Meist ist der Dispokredit auf zwei bis drei Monatsgehälter begrenzt. Wer sein Konto noch weiter überzieht, zahlt Überziehungszinsen, die noch einmal vier bis sechs Prozent über den Dispozinsen liegen.

Die Banken rechtfertigen die hohen Zinsen damit, dass die Kunden ihr Konto schließlich jeder Zeit überziehen können: „Die Vorhaltung und Überwachung von Dispokrediten ist für die Kreditinstitute aufwändiger als bei anderen Krediten“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Deutschen Kreditwirtschaft. Die Stiftung Warentest argumentiert hingegen, dass das Risiko, dass ein Kunde den Dispozins nicht rechtzeitig zurückzahlen kann, sehr niedrig sei: Das Verbraucherschutzministerium gibt sie mit 0,2 Prozent an.

Video: Stiftung Warentest kritisiert hohe Dispozinsen

Neben der Höhe der Zinssätze kritisiert die Stiftung Warentest mangelnde Transparenz: Nicht einmal die Hälfte aller Banken hätten eine Preisübersicht im Internet veröffentlicht, aus der die Höhe des Dispozinses hervor geht – dazu gehören auch die Berliner Bank und die PSD Bank Berlin-Brandenburg. Sieben Banken haben sogar nach der Anfrage der Stiftung Warentest ihren Preisaushang im Netz entfernt. Zudem haben sich drei Viertel der knapp 1600 Banken bei der Untersuchung der Stiftung Warentest geweigert, ihren Zinssatz freiwillig preiszugeben. Ein Bank soll gar argumentiert haben: „Dann stehen wir als zu teuer da, wenn wir die richtigen Angaben machen.“

Auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) betonte, Bankkunden hätten einen Anspruch auf Transparenz. „Es kann nicht sein, dass man bei einigen Banken ewig nachfragen muss, bis man irgendwann einmal die Höhe der Zinssätze erfährt“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Dieses Versteckspiel muss aufhören.“ Sie verwies auf ein Spitzengespräch Anfang Oktober, bei dem die Banken mehr Transparenz zugesagt hätten. Die Deutsche Kreditwirtschaft drückt sich diesbezüglich allerdings viel vorsichtiger aus. Man habe die Bereitschaft erklärt, „dort – wo erforderlich – Maßnahmen zu größerer Transparenz zu prüfen. Dies wird Gegenstand des weiteren Dialogs sein.“ Mechthild Heil, Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU fordert die Institute deshalb zum Handeln auf:  „Ich erwarte, dass die Banken im nächsten halben Jahr eine Selbstverpflichtung unterzeichnen und sich damit von selbst zu niedrigeren Dispozinsen verpflichten“, sagte sie am Dienstag. Nicole Maisch von Bündnis 90/Die Grünen geht das nicht weit genug. „Wir fordern eine gesetzliche Deckelung dieser Zinsen“, sagte sie dem Tagesspiegel.

Die Stiftung Warentest rät Kunden, bei schlechten Konditionen mit der Bank zu verhandeln und, sollte das nicht klappen, das Institut zu wechseln. Und: Der Dispokredit sollte immer nur für kurze Zeit in Anspruch genommen werden. Wer länger in den Miesen ist, sollte sich um einen Raten- oder Abrufkredit bemühen.

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