Eigenheim aus Holz: Stein auf Stein muss nicht sein
Holzbaufertighäuser haben viele Vorteile – vor allem sind sie ökologisch unbedenklich.
Ihre Wände bestehen aus dicken Holzbohlen oder sie haben ein hübsches Fachwerk. Aber die meisten Holzhäuser sehen gar nicht aus wie solche: Fertighäuser haben Holzrahmen, die unter Platten verborgen sind. „Mit Holz lässt sich ein sehr hoher Vorfertigungsgrad erreichen, der Bauzeit und auch Kosten spart“, erläutert Carmen Mundorff von der Architektenkammer Baden-Württemberg.
Auch aus ökologischer Sicht ist Holz ein guter Baustoff. Beim Wachstum wird genauso viel Sauerstoff produziert, wie beim Verbrennen wieder verbraucht wird, erklärt der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) in Bad Honnef bei Bonn. Zudem speichere Holz Kohlendioxid – ein Einfamilienhaus in Holzbauweise gut 27 000 Tonnen, so viel wie ein Mittelklasseauto in zehn Jahren verursache. „Die Energiebilanz der Holzfertigbauweise ist vorbildlich, denn Holz ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Niedrigenergiebaustoff“, erläutert BDF-Hauptgeschäftsführer Dirk-Uwe Klaas.
Die Herstellung verbrauche weniger Energie als die eines Hauses in konventioneller Bauweise. Außerdem verbessern die bauphysikalischen Eigenschaften von Holz laut Klaas die Wärmedämmung von Häusern – das spart Heizenergie. Und das Material lässt sich effizient nutzen: Bei der Herstellung von Holzprodukten entstehen keine Abfälle. Rinde, Späne und Restholz werden vollständig weiterverwertet. Alte Holzbauten lassen sich in der Regel auch gut demontieren und recyceln, wie Mundorff erläutert.
Als Brennholz leistet der ausgemusterte Baustoff noch einen letzten Dienst. Als Nachteil eines Hauses mit nach außen sicherbaren Holzbalken wird oft der Pflegeaufwand genannt, erläutert Carmen Mundorff. Denn das Holz muss regelmäßig geölt oder gestrichen werden – öfter, als ein Putz geweißelt wird. Allerdings kann das Holz unbehandelt bleiben, aber dann verändert es sein Aussehen mit der Zeit. „Das ist eine Geschmacksfrage“, sagt Mundorff. Sie empfiehlt allerdings, auf chemischen Holzschutz zu verzichten und stattdessen auf „baulich-konstruktiven Holzschutz“ zu setzen.
Damit meint die Expertin, dass das Holz so verbaut wird, dass es vor Verwitterung bestmöglich geschützt ist und somit nicht behandelt werden muss. Und sie rät, nur dort chemische Holzschutzmittel anzuwenden, wo etwa ein Regenschutz nicht möglich ist. Alternativen sind umweltfreundliche Imprägnierungen und Farbe.
Bei Holzhäusern denkt man zunächst an das Schwedenhaus
Im Fertigbau werden keine Bauteile verwendet, die chemisch behandelt wurden, sagt Alexander Gumpp, Vorstandsmitglied beim Deutschen Holzfertigbau-Verband (DHV) in Ostfildern bei Stuttgart. Es kommen ausschließlich Hölzer zum Einsatz, die technisch behandelt wurden – also etwa bei hohen Temperaturen getrocknet und konserviert.
Bei Holzhäusern denkt man zunächst an typisch skandinavische Bauformen. Dem sogenannten Schwedenhaus sieht man den Baustoff sofort an. Es hat von außen sichtbare Holzwände und ein meist schwach geneigtes Dach. Auch das Fachwerkhaus steht klassischerweise für ein Holzhaus: Die sogenannten Ausfachungen sind hier in Sichtmauerwerk, in Putzflächen aber auch in Glas möglich. „Historische Fachwerkhäuser mit Flair und großer Geschichte sind heute bei vielen Bauherren sehr beliebt“, sagt Karsten Gehrold aus Isernhagen bei Hannover. Er restauriert alte Holzhäuser. Die Beliebtheit geht sogar so weit, dass historische Holzhäuser abgetragen und an einem neuen Standort wieder aufgebaut werden. Es gibt in einigen Orten bereits extra Siedlungen für solche „translozierten“ Fachwerkhäuser.
Und es ist gerade das alte Holz, was die Häuser so wertvoll macht: „Altes Eichenfachwerk ist abgelagert und arbeitet nicht mehr“, erläutert Gehrold. Es lasse sich auch gut bearbeiten. Aber ein Fachwerkhaus muss nicht alt sein: Gehrold berichtet auch von einem Trend zum Neubau mit sichtbarem Fachwerk. Dafür werde meist Eichenholz verwendet. Was man auf den ersten Blick nicht vermutet: Viele Fertighäuser haben Holzrahmen. Das Gerüst ist hinter Platten und der Dämmung verborgen, die äußere Hülle bildet zumeist eine Putzschicht. Der Marktanteil der Holzfertighäuser bei den Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser liegt nach Branchenangaben bei knapp 15 Prozent. Das heißt, fast jeder siebte Eigenheimneubau in Deutschland ist ein Holzfertighaus.
Nicht alle Deutschen wollen also ein Haus aus Stein. Wie eine Onlinestudie des Münchner Bauträgers Concept Bau unter 600 Befragten zeigt, existieren teilweise deutliche regionale Unterschiede innerhalb Deutschlands mit Blick auf das bevorzugte Baumaterial für den Hausbau. Während der Thüringer lieber vor der Holzhütte grillt, sitzt der Hamburger gerne im Glashaus. Berliner bevorzugen die solide Steinbauweise. Mehr als 76 Prozent und damit deutlich mehr als anderswo würden ihr Eigenheim aus Stein errichten lassen. In Bayern sind es nur 55 Prozent, die auf Stein setzen, in Sachsen 54 Prozent. Insgesamt liegt die Steinbauweise bei den Deutschen mit 63 Prozent auf Platz eins. (dpa)
Wolfgang Becker
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