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In Kreuzberg, Charlottenburg und Pankow muss ein Berliner Durchschnittshaushalt rund das Achtfache des Jahreseinkommen für den Kauf einer gebrauchten Eigentumswohnung aufbringen.
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Wohnungspreise in Berlin: Preisanstieg setzt sich in Berlin gegen den Trend fort

Wohneigentum wird teurer, Mieten immer höher – vor allem in der Hauptstadt.

Sind all die Klagen über zunehmend unbezahlbaren Wohnraum unbegründet? Das jedenfalls folgt aus dem Wohn-Preisspiegel, den der Immobilienverband IVD am Donnerstag in Frankfurt vorlegte. Der Mietanstieg auf breiter Front sei gestoppt, betont der Spitzenverband der Immobilienberater, -makler und -vermittler. Im Bundesdurchschnitt kostet eine Wohnung mit mittlerem Wohnwert demnach aktuell 5,78 Euro Miete kalt pro Quadratmeter und damit nur 2,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. In Großstädten wie Düsseldorf, Frankfurt oder Dresden müssten Mieter sogar keinen Cent mehr bezahlen.

Die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes scheinen diesen Eindruck zu bestätigen. Demnach sind die Nettokaltmieten in den vergangenen zwölf Monaten bundesweit um 1,6 Prozent gestiegen. Allerdings beziehen sich diese Zahlen auch auf laufende Mietverträge. Die mitunter nennenswerte Erhöhung der Neumieten macht sich daher nicht so stark bemerkbar. In Berlin allerdings ist die Lage anders: Hier verzeichnete der IVD einen Anstieg von 5,7 Prozent. Hier zahlt man im Durchschnitt 7,50 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung mit mittlerem Wohnwert.

Der Deutsche Mieterbund konnte die Angaben des IVD nicht nur aus diesem Grund nicht nachvollziehen. „Die Schere zwischen Mieten im Bestand und bei Neuverträgen klafft immer weiter auseinander“, klagt Geschäftsführer Ulrich Ropertz. Gerade in den begehrten Citylagen Münchens, Berlins oder Hamburgs müssten Mieter bei Umzug immer tiefer in die Taschen greifen.

Die Bundesregierung will den Trend stoppen und hat dafür die Mietpreisbremse auf den Weg gebracht. Allerdings zieht sich die Gesetzgebung hin – das habe den Druck auf die Erhöhung der Mietpreise zusätzlich angefacht, so das Fazit einer am Donnerstag vorgestellten Studie von RegioKontext im Auftrag der Bundestags-Grünen. Demnach müssen Haushalte im Jahr rein rechnerisch bis zu 1671 Euro mehr für die Kaltmiete ausgeben als mit wirksamer Mietpreisbremse.

Die Wohnungspreise in Berlin steigen weiter

Die Autoren der Studie begründen dies damit, dass die Eigentümer noch schnell Kasse machen wollten, solange das Gesetz nicht greift. „Die große Koalition verschleppt die Mietpreisbremse. Das kommt Mieterinnen und Mieter in vielen deutschen Städten teuer zu stehen“, schimpften die Grünen am Tag der Debatte im Bundestag. Mit dem Gesetz dürfen die Mieten in bestimmten Lagen bei Neuvermietungen künftig nur maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

Nicht nur die Mieten, auch die Wohnungspreise in Berlin steigen weiter. Kaufen statt mieten lohne sich dennoch, teilte die LBS Nord ebenfalls am Donnerstag mit. Die viertgrößte öffentlich-rechtliche Bausparkasse in Deutschland hat in Zusammenarbeit mit dem Institut empirica hat die LBS Nord einen aktuellen Kaufpreisspiegel für gebrauchte Eigentumswohnungen in Berlin erstellt.

Danach dreht sich die Preisspirale am Berliner Wohnungsmarkt weiter: Seit 2012 haben sich gebrauchte Eigentumswohnungen jährlich um rund neun Prozent verteuert. Spitzenpreise von mindestens 4250 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche werden derzeit in Mitte verlangt. Weitaus billiger ist es für Käufer im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Die günstigsten Wohnungen können hier bereits zu einem Quadratmeterpreis unter 1216 Euro erworben werden.

Mindestens 3332 Euro pro Quadratmeter in Mitte

Quelle der veröffentlichten Daten ist der LBS-Kaufpreisspiegel, eine regelmäßige Veröffentlichung der LBS Norddeutsche Landesbausparkasse Berlin – Hannover (LBS Nord). Für die Analyse wurden die Verkaufsangebote in den Berliner Tageszeitungen und Online-Portalen im dritten Quartal 2014 ausgewertet.

Die Ergebnisse im Einzelnen: Auch bei den mittleren Standardpreisen belegt der Bezirk Mitte die Spitzenposition. Jede zweite gebrauchte Eigentumswohnung wird hier für mindestens 3332 Euro pro Quadratmeter angeboten. Das entspricht rund dem Zehnfachen des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens in Berlin.

Standardpreise über 2700 Euro pro Quadratmeter werden auch in Friedrichshain-Kreuzberg (3079 Euro/qm), Charlottenburg-Wilmersdorf (2965 Euro/qm) und Pankow (2720 Euro/qm) verlangt. Auch die preisgünstigsten Wohnungen sind in diesen Bezirken nicht unter 2000 Euro pro Quadratmeter zu haben. Ein Berliner Durchschnittshaushalt muss hier zwischen 7,4 und 9,2 Jahreseinkommen für den Kauf einer gebrauchten Eigentumswohnung aufbringen.

Von den Preissteigerungen für Wohnungen waren alle Berliner Bezirke betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Den höchsten Anstieg mit einem Plus von 12,7 Prozent pro Jahr gab es in Neukölln, das in der Preisskala den siebten Platz belegt. Am wenigsten legten die Wohnungspreise in Lichtenberg zu – mit einem Plus von 1,2 Prozent jährlich. Die günstigsten gebrauchten Eigentumswohnungen finden sich in Marzahn- Hellersdorf. Die typischen Angebotspreise liegen hier bei 1477 Euro pro Quadratmeter.

(mit dpa)

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