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Vorne der Tauentzien, hinten Halensee: Der Kurfürstendamm bleibt die Schlagader der City West.
© Jan Kranendonk

City West: Piekfein und manchmal auch modern

Am südlichen Kudamm kann man beim Spazieren Neubauten am laufenden Band finden. Architektonisch setzen die Projekte meist auf Bewährtes. Mit der Vermarktung gibt es trotzdem keine Probleme.

Kurt Tucholsky hat es ja schon immer gewusst: „Vorne Kudamm, hinten Ostsee“ – das könnte passen. Nun bezog sich seine Parabel vom schönen Wohnen einst auf die „Badewanne der Berliner“, nämlich die Insel Usedom. Aber auch umgekehrt wird ein Schuh draus. Denn das bürgerliche Wilmersdorf hat ebenfalls etwas zu bieten, den Kurfürstendamm nach vorn und den Grunewald im Rücken. Und hier im „alten Westen“ wird zurzeit gebaut, was das Zeug hält.

Es sind hochpreisige Eigentumswohnungen, die im Quartier zwischen Ludwigkirchplatz und Olivaer Platz in vornehmen Stadthäusern entstehen, mit Tiefgaragen, Dachterrassen und Concierge. Für Möchtegern-City-Bewohner mit gut gefüllten Brieftaschen lohnt sich dieser Tage der Erkundungsspaziergang an der südlichen Kudamm-Peripherie von Charlottenburg-Wilmersdorf.

An der Emser Straße hin zur Lietzenburger Straße verkauft die VDL Immobilien Consult Luxusapartments mit Größen von 92 bis 245 Quadratmetern, Concierge-Service inklusive. Ausländische Kapitalanleger, „die den berühmten Koffer in Berlin haben wollten“, so Bert P. Giesen von VDL, hätten die umfassend sanierte Immobilie erworben. Für fünf der 24 Cityapartments würden nun neue Eigentümer gesucht. Schon im vergangenen Jahr seien einzelne Einheiten zu Quadratmeterpreisen von 7500 Euro veräußert worden, teilte Giesen mit.

Die Grünanlagen hat die Königliche Gartenakademie gestaltet

Ein paar Schritte weiter in der Sächsischen Straße 3 und 3a stehen noch die Gerüste am Haus Saxonia. Dieses Projekt der Primus Immobilien AG nach dem Entwurf der Architekten Wiegand/Hoffmann sieht sich in der „Tradition begehrter Stadthäuser“. 23 Eigentumswohnungen vom Erdgeschoss über fünf Hochgeschosse bis zu den Penthouses mit „atemberaubendem Blick“ von der Rooftop-Terrasse sind im Angebot. Die Wohnflächen reichen von 80 bis 225 Quadratmetern.

In der Sächsischen Straße 3 und 3a steht der Saxonia-Neubau.
In der Sächsischen Straße 3 und 3a steht der Saxonia-Neubau.
© Abbilduing: promo

Den vornehmen Charakter des Hauses Saxonia unterstreichen die im Innenhof von der Königlichen Gartenakademie Berlin im englischen Stil gestalteten Grünanlagen. Von den Hochparterre-Wohnungen aus kann man auf der Terrasse und im Privatgarten ungestört entspannen. Dafür besitzen die höher gelegenen Apartments zwei Balkone, damit je nach dem Stand der Sonne das Relaxen Freude macht. Natürlich ist auch die Innenausstattung vom Feinsten mit Briefkästen aus „brüniertem Messing“ und ausgewähltem Naturstein am Boden.

Pate für das Gesamtkonzept stand Le Corbusier mit seinem Wahlspruch: „Wir müssen danach streben, Natur, Gebäude und Menschen in einer höheren Einheit zusammenzubringen.“ Im Haus Saxonia kostet das für ein Drei-Zimmer-Apartment mit 88 Quadratmetern ab etwa 675.000 Euro, die Vier-Zimmer-Eigentumswohnung mit 122 Quadratmetern liegt laut Prospekt bei rund 980.000 Euro und für die Penthouses werden nach jetzigem Stand knapp zwei Millionen Euro fällig.

In gut einem Jahr können die Bewohner in das luxuriöse Stadthaus einziehen. Sollten sie ein Elektroauto besitzen, lockt ein besonderer Service. Denn jeder der 17 Stellplätze in der Tiefgarage ist mit einer Ladestation für den Batterieantrieb ausgestattet.

B.West - der Name ist Programm

Auf der anderen Seite der Lietzenburger Straße wird die Sächsische Straße zur Bleibtreustraße. Mit dem Haus Nummer 25, fast am Kurfürstendamm, rückt die nächste Baustelle mit sperrigen Arbeitscontainern ins Blickfeld. Die Bauwert Investment Gruppe nennt ihr Projekt B.West. 22 Eigentumswohnungen in Größen von 95 bis 190 Quadratmetern und zwei Penthouses mit bis zu 240 Quadratmetern sind in Arbeit. Hier entsteht „Wohnkultur mit Stil“, wirbt das Unternehmen.

Klassisch-elegant gibt sich das B.West.
Klassisch-elegant gibt sich das B.West.
© Abbildung: promo

Auf jeden Fall ist schon von der Lage her die Exklusivität gesichert. Im Parterre gibt es Flächen für Ladenlokale. Das schafft Flair und Raum für kleinteilige Angebote in der Nachbarschaft. Die Preise für das Wohnen dicht am Kurfürstendamm sind nicht überraschend. Für ein 172 Quadratmeter großes Apartment muss der Käufer 1,4 Millionen Euro hinlegen, das Penthouse mit rund 240 Quadratmetern Wohnfläche kommt auf etwas mehr als 3,2 Millionen Euro.

Altbaucharme mit Eichenparkett und eine großflächige Glasfassade

In Berlin gehen die Eigentumswohnungen weg wie arme Semmeln - so auch die Charlottenhöfe an der Lietzenburger Straße.
In Berlin gehen die Eigentumswohnungen weg wie arme Semmeln - so auch die Charlottenhöfe an der Lietzenburger Straße.
© Abbildung: Cesa Investment

Für potentielle Eigentümer gibt es in Kudamm-Nähe aber auch Angebote im großzügig sanierten Altbau. An der Lietzenburger Straße zwischen Knesebeck- und Bleibtreustraße wurde ein gründerzeitliches Gebäude fit und schick gemacht. Das Projekt „Lietzenburger 96“ bietet echten Berliner Altbaucharme mit massivem Eichenparkett, Raumhöhen ab 3,25 Meter, Deckenstuck und Holzkassettentüren mit Ornamenten.

Das Unternehmen Selectberlin Properties vertreibt die 14 Eigentumswohnungen und zwei Ladeneinheiten für den Eigentümer Akershus Fünfte Immobilien Die Wohnungsgrößen reichen von 57 bis 222 Quadratmetern, die Preise beginnen bei 5100 Euro pro Quadratmeter.

In der Schlüterstraße setzt das Büro Axthelm und Rolvien ein Ausrufezeichen

Schräg gegenüber an der Lietzenburger Straße 101 sind in den im Herbst 2015 fertig gestellten „Charlottenhöfen“ die 75 Eigentumswohnungen im D-Zug-Tempo verkauft worden. Nach Entwürfen des Büros Patzschke und Partner verspricht die Cesa Investment dort auf sieben Etagen „urbane Lebensart“. Den kleineren Apartments an der Straßenseite stehen großzügige Wohnungen hin zum Garten im Innenhof gegenüber – das Konzept mit Doorman, Concierge-Service und Kameraüberwachung im Eingangsbereich und in der Tiefgarage ist aufgegangen.

Die moderne Formensprache des Hauses in der Schlüterstraße 40 hebt sich vom umgebenden Altbaubestand ab.
Die moderne Formensprache des Hauses in der Schlüterstraße 40 hebt sich vom umgebenden Altbaubestand ab.
© Axthelm/Rolvien

Neben Projekten in einer eher traditionellen Formensprache gibt es im Quartier aber auch Neubau mit moderner Architektur, wie in der Schlüterstraße 40. Dort hat das Architektenbüro Axthelm und Rolvien einen Entwurf mit großflächiger Glasfassade gestaltet. Das Wohn- und Geschäftshaus ersetzt einen schmucklosen Nachkriegsbau, hebt sich nun aber deutlich von der historisch geprägten Nachbarschaft ab. Bemerkenswert ist ein Penthouse mit auffälliger Dachschräge. Das Projekt der Eigentümer GbR Schlüterstraße 40 soll im August 2016 fertig sein, wie Architekt Henner Rolvien auf Anfrage mitteilte.

Das Gebäude im modernen Stil setzt ein Ausrufezeichen. Besonders interessant ist, dass Annette Axthelm und Henner Rolvien gleich nebenan am Kurfürstendamm 188 an einem denkmalgeschützten Haus das Dachgeschoss ausbauen. „Wir schaffen eine Symbiose von einem Denkmal und moderner Architektur und wollen damit eine tolle städtebauliche Situation herstellen“, so der Architekt. Das Spannungsfeld von Alt und Neu fasziniert Henner Rolvien. „Wir möchten einen Dialog über moderne Architektur beginnen“, so sein Wunsch. Die Schlüterstraße 40 könnte dafür ein Anfang sein.

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