Nachverdichtung: Noch einen draufsetzen
Nachverdichtung schafft neuen Wohnraum und kann dabei helfen, dass weniger neue Flächen versiegelt werden. Das Berliner Start-up-Unternehmen Danawu hat das Problem erkannt und zeigt Eigentümern, wie sie das Potential ihrer Dachflächen nutzen.
Dachgeschosse sind Eran Zehavis Spezialität. In seiner Heimat Israel arbeitete er in einem Programm der Regierung, mit dem Häuser erdbebensicher gemacht wurden. Gleichzeitig bekamen sie ein neues Stockwerk, um Wohnraum zu schaffen. Nachverdichtung nennen Stadtplaner das. Jetzt macht sich Zehavi mit seinem Start-up Danawu daran, die Berliner Dachböden zu erobern.
Das Prinzip ist so einfach wie bestechend: Danawu saniert in Absprache mit den Besitzern Häuser, deren Dachböden ungenutzt sind. Die Firma tauscht die Heizung aus, saniert Leitungen oder dämmt die Fassade. Je nachdem, was nötig ist und wie gut beide Seiten verhandeln. Dafür bekommt Danawu den Dachboden als Eigentum überlassen, baut ihn aus, vermietet oder verkauft ihn.
„100 000 leer stehende Dachböden gab es vor zehn Jahren in Berlin“, hat Eran Zehavi recherchiert. Immer noch müssen es Zehntausende sein, schätzt er. Viele sind im Besitz von privaten Vermietern, die keine große Investitionskraft besitzen, versucht Danawu auf seiner Website eine Erklärung, warum nicht schon viel mehr der wertvollen Flächen ausgebaut sind. Die vielen baurechtlichen Vorschriften, die Pflicht, Autostellplätze zu schaffen, könnten weitere Gründe sein.
20 erste Verträge nach dem Modell „Sanierung gegen Dachboden“ stehen ein paar Monate nach der Gründung von Danawu vor dem Abschluss, berichtet Eran Zehavi. 200 weitere Altbauten hat er sich für „Phase 1“ der Unternehmensentwicklung vorgenommen. Später sollen die Dächer größerer Immobilien folgen.
Für Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist Nachverdichtung ein Segen
Auch Hausbesitzer, die ihre Dachflächen nicht veräußern wollen, können mit Danawu ins Geschäft kommen. Zehavi hat ein Team von Architekten und Bauleitern engagiert, das einen Dachausbau im Auftrag der Eigentümer ausführt. Potenzielle Kunden könnten auf den Geschmack kommen, wenn sie den Immobilienrechner von Danawu benutzen. Aus Angaben wie Quadratmeterzahl und Alter des Hauses ermittelt der Rechner zusammen mit Daten aus dem Mietspiegel den Wert eines Dachgeschosses. Das Ergebnis erfährt man jedoch nur, wenn man Danawu seine Mailadresse und Telefonnummer mitteilt.
Um den Platz in der Stadt besser zu nutzen, muss es nicht unbedingt in die Höhe gehen. Neben dem Aufstocken (vertikale Verdichtung) können auch Brachen entwickelt werden (horizontale Verdichtung). Selbst wenn dabei Grünflächen unter den Bagger kommen, ist es ökologisch sinnvoll, enger zusammenzurücken. Denn dann wird weniger Energie verbraucht.
„Eine wichtige Grundlage für die effiziente und nachhaltige Nutzung von Ressourcen ist eine kompakte Siedlungsstruktur“, heißt es in der „Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“. Allerdings erfasst bisher nur jede dritte Kommune ihre Brachflächen und Baulücken systematisch. Das hat das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) ermittelt. Großstädte jedoch würden ihre Entwicklungspotenziale sehr gut kennen.
Für Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist Nachverdichtung denn auch „ein Segen und der richtige Weg“. Am Ende können Start-ups wie Danawu dabei helfen, dass weniger neue Flächen versiegelt werden. Ziel der Bundesregierung ist, bis 2020 maximal 30 Hektar täglich neu für Straßen und Gebäude auszuweisen, schreibt das IÖR. Derzeit liege der Wert noch bei über 70 Hektar. Da muss noch einiges oben draufgesetzt werden.
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