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Ein leicht morbider Charme geht von der „Villa Heike“ aus. Die ehemalige Maschinenfabrik soll nun zu einer Kreativfabrik werden.
© Joel Dullroy

Kunst im ehemaligen Sperrbezirk: Neues Leben im Archiv

Eine Berliner Künstlergruppe zieht in die ehemalige Fleischmaschinenfabrik auf dem Stasigelände in Alt-Hohenschönhausen, um einen Ort der Kreativität zu gestalten.

In ein beeindruckendes Gebäude im ehemaligen Sperrbezirk rund um die Stasizentrale in Alt-Hohenschönhausen zieht demnächst neues Leben ein. Der Architekt Christof Schubert war in der Freienwalder Straße auf die ehemalige Maschinenfabrik „Villa Heike“ gestoßen und erkannte ihr Potenzial als Ort der Muße und des künstlerischen Schaffens.

Um seine Idee für eine Kreativfabrik zu verwirklichen, suchte Schubert Mitstreiter – auch wegen der geschätzten Gesamtkosten für Kauf und Renovierung von rund 3000 Euro pro Quadratmeter. Schubert gründete eine Kaufgemeinschaft. Darin schließen sich Personen zusammen, die ein Interesse am gemeinschaftlichen Erwerb einer Immobilie haben. Jedes Mitglied kauft einen Anteil und kann frei über die Nutzung entscheiden.

Das heute immer noch imposante Gebäude errichtete der Fabrikant Richard Heike 1910 und nutzte es als Fleischmaschinenfabrik und Kesselschmiede. Er selbst wohnte mit seiner Familie im Dachgeschoss. Den Krieg überstand das Gebäude nahezu unbeschadet. Danach wurde es von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD konfisziert, die es später an die Stasi übergab. Diese nutzte es als Geheimarchiv für das Naziregime. Die belastenden Informationen sollten unter anderem dazu dienen, Politiker im Westen zu diskreditieren.

Bisher konnte die Kaufgemeinschaft „Das Archiv“ fünf Mitglieder für ihr Projekt gewinnen. Darunter sind ein Videokünstler, ein Fotograf, ein Maler und ein Verleger. Jeder wird sein eigenes Atelier haben, während die Galerie gemeinschaftlich genutzt werden kann. Leer stehende Räume sollen an weitere Künstler vermietet werden. Aktuell sucht die Kaufgemeinschaft für die letzten beiden Ateliers mit Balkon noch zwei Interessenten.

Lisa Ewersbach

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