Luxusimmobilien in New York: „I want to be a part of it“
New Yorks „Ultra-Luxus“: Wie eine Stadt sich an Superreiche verkauft.
Manhattan hat die 100-Millionen-Marke geknackt: Für 100 471 452 Dollar (rund 89 541 200 Euro) fand jüngst ein Penthouse an der Spitze des Wolkenkratzers One57 mit 360-Grad-Panoramablick auf Central Park, Hudson und East River einen neuen Besitzer. Wer bereit war, so viel Geld für das Luxus-Apartment im 89. und 90. Stock der 157 West 57th Street zu zahlen, blieb bislang ein Geheimnis. Aus öffentlichen Quellen geht nur hervor, dass der mysteriöse Käufer einen Tag vor Weihnachten zuschlug.
Etwa 40 Stockwerke tiefer sind noch Wohnungen zu haben. Für knapp 21 Millionen Dollar gibt es fünf Zimmer mit vier Bädern auf gut 322 Quadratmetern. Auf der gleichen Etage bot der Makler bis vor Kurzem auch noch eine etwas kleinere Unterkunft zur Miete an, sie sollte 41 000 Dollar im Monat kosten. Als „Ultra-Luxus“ werden die Apartments angepriesen, die Superreiche aus der Marmorbadewanne mit Armaturen der deutschen Edelschmiede Dornbracht auf die Skyline gucken lassen.
Superreiche zieht es zum Big Apple
Als Nische lässt sich dieses Top-Segment des New Yorker Immobilienmarktes schon lange nicht mehr bezeichnen. An allen möglichen angesagten Ecken schießen Luxusgebäude aus dem Boden. Projektentwickler wie die Firma Extell Development überziehen Manhattan mit Protzobjekten, deren Wohnungen sich kein Durchschnittsbürger leisten kann. Dass die Preise seit Jahren stärker steigen als die Einkommen, ist jedoch kein Problem.
Denn Superreiche aus der ganzen Welt – egal ob Chinas neue Milliardäre oder Russlands alte Oligarchen – reißen sich um ihr Stück vom Big Apple. So hat sich Roman Abramovich auf der Upper East Side laut „New York Post“ gerade erst drei der begehrten Townhouses aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende für mindestens 50 Millionen Dollar zugelegt. Im letzten Herbst wurden Parkplätze für jeweils eine Million Dollar im Trendviertel SoHo zum Symbol des Wahns.
Dabei ist bei Weitem nicht nur Manhattan Spielwiese von Spekulanten, Projektentwicklern, Immobilienmoguln und Maklern. Im Ranking der exklusivsten Wohnstandorte der Welt von Engel & Völkers belegt East Hampton, am östlichen Ende Long Islands im Bundesstaat New York gelegen, den dritten Platz nach der Halbinsel Saint-Jean-Cap-Ferrat und Hongkong.
Normalverdiener haben keine Chance mehr
In der Further Lane wurde ein Anwesen mit großzügigem Grundstück und eigenem See zu einem Preis von rund 147 Millionen Dollar (118 Millionen Euro) verkauft. Umgerechnet auf den Quadratmeter Wohnfläche ergibt dies rund 168 600 Euro. Auch in vielen Gegenden von Brooklyn haben die Normalverdiener mittlerweile noch weniger zu bestellen, wenn es um Mieten, Kaufen und Wohnen geht. Laut einer Studie von RealtyTrac driften die Preise für Immobilien und die Einkommen nirgends in den USA stärker auseinander.
„Packt eure Sachen für Staten Island“, kommentierte das Szene-Blog „Gothamist“ die Analyse. Staten Island, das war früher die Müllhalde und ist noch immer das hässliche Entlein New Yorks – doch 2014 stiegen die Häuserpreise selbst dort um 4,2 Prozent. Die Maklerschaft reibt sich die Hände. Auf Seminaren wie „How to be a Millionaire Broker“ lernt sie, nicht die Provisionen zu senken: „Verkauft euch nicht unter Wert“, impft Brooklyns Spitzenmaklerin Stephanie O’Brien vom New Yorker Branchenführer Douglas Elliman ihren Kollegen ein.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen in Manhattan und Brooklyn in etwa verdoppelt, das Transaktionsvolumen der gesamten Käufe hat sich beinahe verdreifacht. Von 2000 bis 2012 sind die Mieten in New York um 75 Prozent gestiegen – viel stärker als im Rest des Landes. Zugleich gingen die Reallöhne um 4,8 Prozent zurück. Die Arbeitslosenquote in New York City lag im Dezember mit 6,3 Prozent deutlich über dem US-Durchschnitt. dpa/Tsp
Hannes Breustedt