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Offene Immobilienfonds haben in der Finanzkrise ihr gutes Image eingebüßt. Inzwischen gelten schärfere Regeln.
© imago/Bernhard Classen

Offene Immobilienfonds: Hinter der Fassade zeigt sich Glück oder Unglück

Trotz Schwierigkeiten in der Vergangenheit erwirtschaften offene Immobilienfonds eine gute Rendite. Vor allem Kleinanleger haben die Möglichkeit, sich mit kleineren Beträgen an Projekten zu beteiligen.

Bei Fonds sind die Vorlieben der Bundesbürger derzeit eindeutig: Die meisten Anleger setzen auf Mischfonds. Diese Produkte, die sowohl in Anleihen als auch in Aktien investieren, erscheinen offenbar vielen als sicher. Auf Platz zwei der jüngsten Statistik des Fondsverbandes BVI in Frankfurt am Main liegen reine Rentenfonds, gefolgt von offenen Immobilienfonds, kurz OIFs. Und das, obwohl OIFs immer noch unter den Nachwehen der Finanzkrise von 2008 leiden.

Fast ein Dutzend offener Immobilienfonds werden derzeit aufgelöst, weil sie zu Hochzeiten der Krise nicht flüssig genug waren. Damals zogen vor allem institutionelle Anleger innerhalb kurzer Zeit viel Geld ab. Um die Auszahlungswünsche bedienen zu können, mussten die Fonds auf ihre Reserven zurückgreifen und gerieten in Schieflage. „Dadurch haben offene Immobilienfonds ohne Frage einen Imageverlust erlitten“, sagt Steffen Sebastian von der Universität Regensburg. Damit sich das nicht wiederholt, gelten inzwischen schärfere Regeln.

Anleger müssen ihre Anteile unter anderem mittlerweile 24 Monate halten, bevor sie diese komplett wieder zurückgeben dürfen. Außerdem gibt es eine Kündigungsfrist von 12 Monaten. „Entschließt sich ein Anleger zur Rückgabe, kennt er nur den Termin“, erklärt die Stiftung Warentest in Berlin. Der genaue Preis, den er für seine Anteile bekommt, stehe erst am Tag der Rücknahme fest. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass viel Kapital auf einmal aus den Fonds abgezogen wird. Offenbar zeigen diese Maßnahmen inzwischen auch Wirkung.

„Gesellschaften, die jetzt auf dem Markt sind, haben die Schwierigkeiten gut überstanden“, erklärt Sebastian. „Das Gewitter ist vorüber.“ Nach Ansicht der Stiftung Warentest haben sich viele Fonds in der jüngeren Vergangenheit sogar „ordentlich geschlagen“. So erwirtschafteten die besten zehn Fonds in den vergangenen fünf Jahren eine jährliche Rendite zwischen 1,7 Prozent und 3,1 Prozent, heißt es in der Zeitschrift „Finanztest“ (Heft 3/2014).

Laut einer Analyse der Universität Regensburg haben vor allem Kleinanleger mit OIFs die Möglichkeit, sich auch mit kleineren Beträgen an Immobilienprojekten zu beteiligen. „Es bleibt ein Produkt für sicherheitsorientierte Anleger“, erklärt Sebastian. Die Fonds investieren meist in Gewerbeimmobilien wie Bürogebäude oder Einkaufscenter. Mieteinnahmen und Wertsteigerungen sollen Erträge bringen. Um das Risiko der Investition zu mindern, werden viele verschiedene Gebäude oft auch in unterschiedlichen Ländern gekauft.

Blind investieren sollten interessierte Anleger aber nicht. Besser sei es, vor dem Kauf von Anteilen einen Blick hinter die Fassade zu werfen, empfiehlt der Fondsverband BVI. Dazu sollen Anleger alle verfügbaren Quellen nutzen, zum Beispiel Jahres- und Halbjahresberichte, Anlegerinformationen, Beratergespräche oder Statistiken des BVI. „Wichtig ist zum Beispiel die richtige Mischung zwischen älteren und neuen Objekten“, erklärt Sebastian. Der Grund: „Wenn alle Gebäude im Bestand neu sind, sieht das zwar auf dem Papier erst mal gut aus“, sagt der Experte. „Allerdings werden dann auch alle Gebäude ungefähr zur gleichen Zeit alt und müssen eventuell saniert werden.“ Auch die Liquidität des Fonds, die Vermietungsquoten und die Laufzeiten der Mietverträge spielen bei der Entscheidung eine Rolle.

Und nicht zuletzt empfiehlt es sich nach Ansicht des Fondsverbands, bei offenen Immobilienfonds auf eine ausreichende regionale Streuung zu achten.

Ein weiterer Tipp: Wer sein Geld auf drei oder vier Produkte verteilt, verringert das Risiko noch weiter. (dpa)

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