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Geldanlage: Ferienhäuser werden ein sicheres Heim für Euros

Die Nachfrage nach Freizeitimmobilien steigt – Deutschland positioniert sich als Topstandort

Georg Petras hat in den vergangenen Monaten ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Der Deutsch-Grieche arbeitet als Lizenzpartner von Engel & Völkers auf Rhodos. Bis vor wenigen Tagen dachte er, sein Telefon sei kaputt: „Nachdem Anfang Mai klar war, dass wir in Athen keine neue Regierung zustande kriegen, haben wir fast keine Kaufanfragen mehr erhalten.“

Unsicherheiten über die weitere politische Entwicklung und die Zukunft des Euro sorgten dafür, dass Käufer einen großen Bogen um alle griechischen Immobilien machten. Dabei galt Rhodos bis dahin als Geheimtipp – für gute Kaufgelegenheiten. Petras: „Kein Wunder, mit der Finanzkrise sind die Preise für Domizile im mittleren Segment teilweise um 40 Prozent gefallen.“

Nach der Bildung der neuen Regierung in Athen klingelt das Telefon des Maklers wieder. Die Anrufe kommen aus Deutschland, der Schweiz und Italien. Die Euro- Krise lässt Ferienimmobilien als alternative Anlageform erscheinen. Stichwort: Betongold. Und wenn das auch noch auf Rhodos liegt, auf Mallorca, in der Schweiz oder an Nord- oder Ostsee – umso besser. Die Auswertung einer Studie von Engel & Völkers und dem Vermietungsportal FeWo-direkt hat in dieser Woche ergeben: 43 Prozent von 3000 befragten Besitzern von Ferienimmobilien betrachten ihr Häuschen am Meer oder im Grünen als ein wichtiges Standbein der Altersvorsorge, 25 Prozent sehen darin eine sichere Anlage gegen eine mögliche Inflation. Gleichzeitig bleibt das wichtigste Kaufmotiv die Eigennutzung – oft in Kombination mit der Vermietung.

Wer sich jetzt mit dem Gedanken trägt, eine Urlaubsimmobilie zu kaufen, darf sich freuen: Die Preise sind gesunken. Der Studie zufolge ist der durchschnittlich bezahlte Preis für ein Ferienhaus oder -appartement in den vergangenen vier Jahren von 196 500 Euro auf 180 000 Euro gefallen. Interessant: Mehr als die Hälfte der rund eine Million Ferienhäuser, die Deutsche besitzen, befinden sich zwischen Flensburg und Passau. Mallorca nimmt auf dem südeuropäischen Immobilienmarkt eine Sonderstellung ein. Im Gegensatz zum spanischen Festland, wo die Preise seit 2009 um 50 oder 60 Prozent gefallen sind, hat die stabile Nachfrage insbesondere in Regionen wie der um Sóller an der Nordwestküste für keinen drastischen Einbruch gesorgt. In kleinen Bergdörfern wie Fornalutx oder Biniaraix sind einige Fincas heute sogar teurer als vor der Krise. Als Käufer treten hier in erster Linie Deutsche auf, Schweizer, Skandinavier und – Spanier, die ihre Euros in Sicherheit bringen wollen. Rückenwind hat die Region durch die Eröffnung des Fünf-Sterne-plus-Hotels Jumeirah Port Sóller Resorts erhalten. Jaime Roig, Partner in der Maklerbürokette Dost & Co.: „Wer heute Gast in einem Tophotel ist, kommt morgen oder als potenzieller Käufer einer Ferienimmobilie wieder.“

Auch die Schweiz ist eine Insel – jedenfalls für Ferienimmobilienbesitzer, die auf Sicherheit Wert legen. Zwar gelten für den Erwerb solcher Objekte Einschränkungen – sie dürfen nur zu Ferienzwecken genutzt werden, eine ganzjährige Vermietung ist ausgeschlossen –, doch die Alpenrepublik verspricht Preisstabilität. Aber günstig ist sie nicht: Derzeit entsteht beispielsweise nahe Sedrun, wo es kaum Einschränkungen gibt, die Andermatt Swiss Alps des ägyptischen Unternehmers Samih Sawiris mit 490 Wohnungen, 20 bis 30 Villen und 840 Hotelappartements (36-265 Quadratmeter), die ab 8900 Euro pro Quadratmeter zu haben sind. Neben der stabilen Währung spricht für ein Investment hier die gute Erreichbarkeit. Grundsätzlich gilt für die Schweiz: In den französischsprachigen Kantonen ist ein Immobilienkauf einfacher als in den deutschsprachigen. Auch die Grunderwerbsteuer variiert von Kanton zu Kanton, die Maklerprovision liegt zwischen zwei und fünf Prozent.

Sicherheit hat ihren Preis. Das bestätigt Engel-&-Völkers-Vorstand Kai Enders: „Qualitativ hochwertige Häuser in guten Lagen verlieren auch in Krisen nicht viel an Wert.“ Wer jetzt ein Schnäppchen machen wolle, müsse in der zweiten und dritten Reihe suchen. Das sieht auch sein griechischer Kollege Petras auf Rhodos so: „Im oberen und mittleren Segment haben die Preise um rund 15 Prozent nachgegeben. Abschläge von bis zu 40 Prozent gibt es nur in B- und C-Lagen und für Häuser im Rohbau.“ Verkäufer sind auf Rhodos meist griechische Bauträger und englische Eigentümer, die wegen der Krise verkaufen müssen. Petras rechnet in den kommenden Monaten mit einem Ansturm von Kleinanlegern und Griechenland-Fans aus Deutschland: „4000 Quadratmeter Bauland sind für 300 000 Euro zu haben.“

Wasser in den Wein gießt Peter Schöllhorn, Vorstand der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsimmobilien (DAS). Er warnt vor Billigangeboten insbesondere auf dem griechischen Festland: „Die Krise in Hellas ist noch nicht vorbei.“ Die billigste Wohnung sei nicht immer auch die beste. Auf dem griechischen Festland bemängelt der Verbraucherschützer das Fehlen eines Katasteramtes: „Eigentumsverhältnisse sind oft nicht klar, außerdem müssen oft archäologische Aspekte berücksichtigt werden.“ Auf gar keinen Fall sollte man sich als Käufer unter Zeitdruck setzen lassen.

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