Mini-Apartment-Häuser: Die Wohnung im Wohnzimmer geht in Serie
Das Immobilienunternehmen GBI will noch in diesem Jahr in Prenzlauer Berg und Karlshorst mit dem Bau von zwei Mini-Apartment-Häusern beginnen. Insgesamt 343 Wohnungen sind geplant.
„Temporäres Wohnen“ oder „Klein, smart, lean – neue Produkte für unterschiedliche Zielgruppen“. So heißen Tagungen, die momentan landauf, landab stattfinden und ein wichtiges Thema der Immobilienbranche beleuchten: nämlich die Nachfrage nach kleinen, möblierten Wohnungen, die die Lücke zwischen Hotelzimmern und normalen Wohnungen schließen. Die berufliche Mobilität und der Trend zum Ein-Personen-Haushalt, heißt es bei Experten, förderten die Nachfrage nach diesen sogenannten Mikroapartments oder Serviced Apartments.
Den praktischen Schritt von der Theorie in die Praxis macht jetzt das 2001 gegründete Immobilienunternehmen GBI: „Wir werden voraussichtlich im Herbst dieses Jahres in Berlin mit dem Bau von zwei Projekten mit voll ausgestatteten Kleinwohnungen beginnen“, stellt Reiner Nittka, Vorstand der Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen (GBI) in Aussicht. An den beiden Standorten in Prenzlauer Berg und Karlshorst werden nach seinen Worten insgesamt 343 Wohnungen entstehen.
183 Studios mit einer Wohnfläche zwischen 21 und 24 Quadratmeter sowie acht größere Apartments mit einer Wohnfläche von gut 40 Quadratmeter sind in der Storkower Straße in Prenzlauer Berg geplant. Das Baugrundstück liegt in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Landsberger Allee, und zwar westlich anschließend an das Generator-Hostel. Diese Standortwahl ist kein Zufall: „Das Mobilitätsverhalten unserer Gäste ändert sich deutlich“, stellt Gerrit M. Ernst – auch er Mitglied des Vorstands der GBI – fest. „Der öffentliche Personennahverkehr spielt eine immer wichtigere Rolle.“ Am Bahnhof Landsberger Allee halten neben der S-Bahn auch mehrere Straßenbahnlinien.
Ebenfalls gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen ist das zweite Projekt: Es liegt in der Treskowallee, unmittelbar südlich des S-Bahnhofs Karlshorst. Dort plant die GBI 136 kleine Studios und 16 etwas größere Apartments. Außerdem soll es im Erdgeschoss Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf geben.
In Karlshorst wird eine starke Nachfrage erwartet
Als Zielgruppen für die Apartments, die unter dem Markennamen „Smartments Business“ vermarktet werden, sieht die GBI Geschäftsreisende, Projektmitarbeiter und Neu-Berliner: also Menschen, die eine Unterkunft nicht nur für ein paar Tage, aber doch nicht auf Dauer suchen. So beträgt die Mindestmietdauer eine Woche; längstens werden die Apartments für sechs Monate vermietet.
In Karlshorst erwartet der GBI-Vorstand eine starke Nachfrage von Mitarbeitern des Technologieparks Adlershof, der Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie des Technologie- und Gründerzentrums Spreeknie. Sollte eines Tages auch der neue Großflughafen BER fertig werden, dürften auch Beschäftigte aus dem Flughafenumfeld hinzukommen.
Die Apartments am S-Bahnhof Landsberger Allee hingegen werden nach seiner Einschätzung vor allem für Neu-Berliner attraktiv sein, die sich erst einmal orientieren wollen, bevor sie fest eine Wohnung mieten. „Etwas atypisch“ sei diese in Prenzlauer Berg zu erwartende Nachfrage, sagt Nittka. Denn beim ersten Projekt dieser Art in Hamburg hat er die Erfahrung gemacht, dass Firmen ganze Kontingente für Mitarbeiter mieten, die für eine begrenzte Zeit am Standort tätig sind.
Diese Einschätzung bestätigt das Unternehmen Mercurius Real Estate, das seit 2009 Mikroapartment-Anlagen zur Verfügung stellt. Es hat gerade in Frankfurt-Niederrad ein ehemaliges Verwaltungsgebäude in eine Wohnanlage mit 196 Ein-Zimmer-Apartments umgewandelt – und 57 davon an die Bundesbank vermietet.
Flexibler als Wohnungen, persönlicher als Hotelzimmer
Auch die Mercurius Real Estate hält Berlin für einen interessanten Standort. In diesem Segment in Berlin aktiv werden will zudem die CG Gruppe, die wie berichtet das jetzige Postbank-Hochhaus am Halleschen Ufer so umbauen will, dass darin kompakte Wohnungen für mobile, beruflich aktive Menschen entstehen. Allerdings sind diese Wohnungen mit 45 bis 60 Quadratmeter deutlich größer und in der Regel nur teilmöbliert.
Anbieter wie die GBI bieten hingegen eine komplette Ausstattung an, die nicht nur die Möbel und eine kleine Küche umfasst, sondern auch Bettwäsche, Kaffeemaschine und Besteck. Vorbild sind die privat finanzierten Studentenapartments, wie sie seit geraumer Zeit in deutschen Groß- und Universitätsstädten entstehen. Dabei orientieren sich die Studios für Berufstätige am effizienten Grundriss der Studentenbuden, sind aber etwas geräumiger.
Warum aber sollen Menschen, die für begrenzte Zeit in Berlin sind, sich ausgerechnet für ein solches Apartment entscheiden und nicht für ein günstiges Hotelzimmer, eine Unterkunft in einem Boarding House oder eine der über Internet-Buchungsplattformen angebotenen Ferienwohnungen? „Unsere Projekte bieten deutliche Preisvorteile“, antwortet GBI-Vorstand Gerrit M. Ernst. Außerdem seien sie „flexibler als Wohnungen sowie praktischer und persönlicher gestaltet als Hotelzimmer“.
Beim Preis verfolgt die GBI das Ziel, unterhalb von Boardinghouses, günstigen Hotels und Ferienwohnungen am jeweiligen Standort zu bleiben. In der Storkower Straße wird die Monatsmiete für ein kleines Apartment inklusive aller Nebenkosten rund 600 Euro betragen, an der Treskowallee noch etwas weniger. Vom Erfolg ist Nittka überzeugt – jedenfalls verhandelt er nach eigenen Aussagen momentan über ein weiteres Grundstück in Tiergarten, auf dem die GBI ein drittes Projekt für Berufseinsteiger und mobile Berufstätige planen will.
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