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Etappensieg. Dank Hypothekenausfallversicherung brauchen Häuslebauer weniger Eigenkapital, doch deutsche Geldinstitute sehen das Instrument noch kritisch.
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Hypothekenausfallversicherung: Damit das Richtfest nicht ins Wasser fällt

Hypothekenausfallversicherungen sollen Banken zusätzlich absichern und Kreditnehmer entlasten.

Das Produkt ist eigentlich nicht neu, aber in Deutschland noch wenig bekannt. Hypothekenausfallversicherung heißt es. Als Mortgage Insurance kennt man es im englischsprachigen Raum aber schon lange. Die Versicherung ist nicht, wie man zuerst denken könnte, ein Angebot für Kreditnehmer, sondern für Kreditgeber. Banken können damit also den Ausfall eines Schuldners absichern.

Nun hat sich Genworth Financial, der nach eigenen Angaben einzige Anbieter auf dem deutschen Markt vorgenommen, aus der Nische herauszukommen: „Mein Ziel als verantwortlicher Manager für Deutschland ist, mehr jungen Familien zu helfen, eine Immobilie zu erwerben“, sagt Tim Rooney von Genworth Financial. Für solche Erstkäufer sei es nämlich besonders schwer, neben der monatlichen Mietzahlung die in Deutschland meist geforderten 20 Prozent Eigenkapital anzusparen.

Die Hypothekenausfallversicherung sichere einen großen Teil des Kredits ab, erklärt Rooney. „Üblich sind 60 bis 90 Prozent der verliehenen Summe, derjenige Teil, der als risikobehaftet gilt.“ Dafür müsse der Kreditgeber – also die Bank, Bausparkasse oder Versicherung – eine Prämie an Genworth Financial zahlen, die geringer sei als ein Promille der verliehenen Summe. Der Betrag werde an den Kreditnehmer weitergegeben.

Die Beleihungsgrenze liegt bei 80 Prozent des Beleihungswertes

Rooney legt Wert darauf, dass Verluste „sehr, sehr selten“ seien. Denn Genworth Financial prüfe die Kreditvergabekriterien seiner Geschäftspartner sehr genau und schließe nur mit denjenigen Banken Verträge, die strenge Anforderungen an ihre Kreditnehmer hätten. Nur müssen die Häuslebauer bei bestandener Prüfung eben weniger Eigenkapital liefern. Etwas anderes sei auf dem deutschen Markt auch nicht durchsetzbar: „Deutsche Immobilienfinanzierer sind sehr risikoavers und wollen keine Kreditnehmer mit schlechter Qualität. Das wäre wirklich das Letzte, was sie tun würden“, sagt Rooney. Aus diesem Grund sei Deutschland im Gegensatz zu Irland, Portugal oder Spanien auch kaum von faulen Krediten auf dem Immobilienmarkt betroffen gewesen.

Einer der Kunden von Genworth Financial ist die Debeka. Als Bausparkasse unterliegt sie bei der Vergabe von Darlehen besonderen gesetzlichen Vorgaben. So darf eine Finanzierung grundsätzlich 80 Prozent des Beleihungswertes der Immobilie nicht übersteigen.

„Grundsätzlich“ heißt im Juristendeutsch, dass es Ausnahmen gibt. Für den darüber hinausgehenden Kreditbedarf seien vom Darlehensnehmer Sicherheiten wie eine Kapitalanlage oder Lebensversicherung zur Verfügung zu stellen, erklärt die Debeka. Sollten diese nicht vorhanden sein, könnten Darlehensspitzen mit einer Kreditversicherung wie von Genworth Financial abgesichert werden. „Voraussetzung hierfür ist eine einwandfreie Bonität. Mit dieser Lösung ermöglichen wir Kunden, insbesondere vielen jungen Familien mit guter Bonität, auch bei nicht ausreichender Eigenkapitalbildung den Weg in die eigenen vier Wände“, bestätigt Martin Pleitgen von der Debeka die Aussagen von Tim Rooney.

Restschuldversicherung übernimmt im Ernstfall die Tilgung von Krediten

Interessant aus der Perspektive der Banken ist über die Absicherung des Kreditrisikos hinaus noch ein anderer Aspekt der Hypothekenausfallversicherung: Sie können damit ihr Eigenkapital sichern, wie es nach dem Finanzabkommen Basel II gefordert wird. „Das ist sogar der Hauptanreiz für die Banken“, sagt Rooney. Doch nicht alle Kreditinstitute können sich mit der Hypothekenausfallversicherung anfreunden. „In der Regel empfehlen wir den Kunden, Finanzierungen mit einem möglichst hohen Eigenkapitalanteil abzuschließen“, sagte ein Sprecher der HypoVereinsbank auf Anfrage. „Wir raten, eher noch anzusparen, bis ein entsprechendes Eigenkapitalpolster erreicht ist, da man sich nur zu der Finanzierung von Immobilien verpflichten sollte, die man sich auch wirklich leisten kann.“

Verbraucher können sich allerdings auch selbst dagegen versichern, einen Kredit nicht mehr bedienen zu können. Man spricht dann von einer Restschuldversicherung. Sie springt ein, wenn der Hauptverdiener stirbt, arbeitslos oder berufsunfähig wird. Die Zeitschrift „Finanztest“ hat sich im April 2012 über 40 solcher Policen angesehen, empfiehlt eine Restschuldversicherung aber wirklich nur für den Todesfall.

Unter 1000 Euro kostet sie insgesamt beim günstigsten Anbieter, wenn man eine Kredithöhe von 100 000 Euro und eine Laufzeit von 20 Jahren annimmt. Dabei schwanken die monatlichen Beiträge bei manchen Versicherungen, weil sie die Raten an die Höhe der Restschuld anpassen. Am Ende der Laufzeit zahlt man dann weniger als am Anfang. Die Tester empfehlen, die Raten immer genau an die Höhe der Restschuld anzupassen, damit keine Unterdeckung entsteht.

Nicht empfohlen werden Restschuldversicherungen für den Fall der Arbeitslosigkeit oder der Berufsunfähigkeit. „Sie taugen oft nichts und sind auch noch teuer“, schreiben die Tester. Der Grund: „Die meisten dieser Versicherungen haben zahlreiche Haken, sodass Kunden die versprochene Leistung im Ernstfall gar nicht bekommen.“

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