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Neubauten in Spandau.
© imago stock&people

Berlin-Spandau: Bauboom in der TXL-Einflugschneise

5500 Wohnungen: Die Planung der Wasserstadt Oberhavel geht weiter – auch wenn der Flughafen Tegel geöffnet bleibt.

Zwischen Eiswerder und dem Maselakekanal wächst die Spandauer Wasserstadt beiderseits entlang der Oberhavel. Bis zu 5500 Neubauwohnungen könnten hier in den nächsten Jahren entstehen. Platz ist genug vorhanden. Aber das gesamte Gebiet liegt unter der Einflugschneise für den Flughafen Tegel. Bliebe der Airport weiter offen, würde es dort oft laut werden.

Das Baugebiet an der Havel hat für den Bezirk Spandau, aber auch für Berlin angesichts des weiter steigenden Wohnungsmangels große Bedeutung. Dort sind auch die städtischen Gesellschaften stark involviert. So haben die Gewobag und die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) gerade ein umfangreiches Bürgerbeteiligungsverfahren begonnen. Gemeinsam wollen sie in den nächsten sechs Jahren ein Quartier mit 2000 Neubauwohnungen fertigstellen.

Anwohner siedelten sich an, weil TXL geschlossen werden sollte

In Spandau hat man mit Blick auf den Flughafen Tegel eine besondere Perspektive. Viele Menschen, die sich im Umfeld des Airports angesiedelt haben, hätten darauf vertraut, dass der Betrieb dort beendet wird, sobald der BER südlich von Berlin seine Funktion aufnimmt, heißt es im Bezirksamt. Derzeit werden in der Behörde Schritt für Schritt mehrere Bebauungspläne für das gesamte Areal der Wasserstadt vorbereitet. „Die Wohnungen werden nicht nur dringend benötigt, sondern sie würden für viel positiven Zuzug nach Spandau sorgen“, sagt Baustadtrat Frank Bewig. „Diese Aufwertung hat der Bezirk dringend nötig. Daher spreche ich mich eindeutig für die Schließung des Flughafens Tegel aus.“

Die beteiligten Wohnungsbaugesellschaften gehen dieses Thema pragmatisch an. Regine Zylka, Pressesprecherin der Degewo, verweist auf das bereits im Bau befindliche Projekt Pepitahöfe in Hakenfelde. Dort mussten schon während des noch laufenden Flugbetriebs Schallschutzmaßnahmen berücksichtigt und umgesetzt werden. Eine Offenhaltung von Tegel „wäre zumindest aus dieser Sicht unproblematisch“. Die Degewo gehe allerdings davon aus, dass der Flughafen in Tegel geschlossen werde, weil die dortigen Flächen dringend für den Bau von Mietwohnungen gebraucht würden.

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Bei den Pepitahöfen, Berlins derzeit größtes Wohnungsbauprojekt mit 1024 Wohnungen, wurde gerade am 26. Juni 2017 Richtfest gefeiert. Im Frühjahr 2018 können die ersten Neumieter einziehen. Auf der westlichen Havelseite ging es flott voran mit dem Projekt. Zwischen dem Beginn des Bebauungsplanverfahrens und der voraussichtlichen Fertigstellung im Herbst 2018 liegen nicht einmal vier Jahre.

Gewobag-Vorstandsmitglied Snezana Michaelis sieht das Projekt ihrer Gesellschaft mit mehr als 2000 Wohnungen nicht in Gefahr: „Eine mögliche Offenhaltung des Flughafens Tegel hat keine direkten Auswirkungen auf unser Neubauprojekt in der Wasserstadt Oberhavel.“ Anforderungen an den Schallschutz und Fragen der Vermarktung könnten aber eine Rolle spielen. Der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt mit etwa 360 Wohneinheiten soll spätestens Anfang 2018 erfolgen.

Die Deutsche Wohnen will sich mit 200 Neubauwohnungen an der Wasserstadt beteiligen. Der Baubeginn ist für den Sommer 2018 terminiert. Die Zukunft des Tegeler Flughafens sei von der Politik zu entscheiden, sagt Pressesprecher Marko Rosteck: „Angesichts des hohen Bedarfs an neuem bezahlbaren Wohnraum in der Stadt wird die Deutsche Wohnen den avisierten Neubau unabhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen vorantreiben.“

Die Wasserstadt Oberhavel in Haselhorst und Hakenfelde hat eine Größe von 76 Hektar. Dort findet jetzt ein Neustart statt. Vor 25 Jahren wurde das Areal schon einmal als Entwicklungsgebiet festgelegt. Bis zu 12.700 Wohnungen sollten entstehen. Als dann die zunächst prognostizierten Zuzüge ausblieben, wurde das Projekt allmählich zurückgefahren. Jetzt erlebt die Wasserstadt ihren zweiten Frühling.

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